Hohentrüdingen

Flurnamen

 

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Abrahamskreut, siehe unter Greut- Namen

Alte Klinge

Der Name erscheint erstmals 1535 in der Beschreibung des Waldes Hag unterhalb der Burg Hohentrüdingen. Dort heißt es:

Das mittelhochdeutsche Wort Klinge bedeutet zunächst etwas Klingendes wie etwa das Klingen des Schwertes, wenn es auf den Helm des Feindes geschlagen wird. Es bezeichnet aber auch eine Talschlucht, durch die das Wasser mit einem klingenden Geräusch hinabstürzt. Diese Herkunft des Flurnamens Klinge aus der Geländeform könnte für Hohentrüdingen zutreffen, denn die Landschaft am Stufenrand des Hahnenkamms ist so vielgestaltig, auch vor allem, was Vertiefungen (Schluchten) anbetrifft.

Anwand, mdl. in der Owend Pl. Nr. 974 - 975a

Anwand, mundartlich Owend, so hießen früher häufig die quer vor dem Acker verlaufenden Kopfstücke, die zum Wenden des Gespannes bei der Pflugarbeit gedacht waren. Wer selbst einmal mit den Kühen oder Ochsen gepflügt hat, der weiß, wie das Erdreich durch die Füße der Zugtiere beim Wendevorgang zertrampelt wurde. Daher blieb vor dem gepflügten Ackerland ein breiter Streifen als Wendeplatz zunächst liegen, der dann ganz am Schluß in Querrichtung zum Acker gepflügt wurde. Er bekam eigene Namen wie Anwander, Fürschwell oder Fürschlag. Im Laufe der Jahre wurde der Name Anwand oder Anwander auch auf unausgemessene Kopfstücke in der Flur übertragen, was bei der Anwand in Hohentrüdingen der Fall gewesen sein könnte. Die Anwand ist hier ein buckliges Wiesengrundstück, das zum Teil an seinem unteren Steilhang mit Wald bewachsen ist. Wegen der abschüssigen Lage wurde die Anwand als Grasland genutzt. Beim Aufladen der Heu- oder Grummetfuhren bestand bei Frauen und Männern schon die beängstigende Frage: Die Fuhre wird doch nicht umfallen. Das sogenannte "Umwerfen" bedeutete in früheren Zeiten ein Ereignis, das an Angstwirkung einem modernen Verkehrsunfall gleichkam und sich schnell im Dorf herumsprach. Bisweilen konnte es auch auf den Hanglagen während der Erntezeit für die Menschen schlimm ausgehen. So berichtet ein Eintrag in das Sterberegister Hohentrüdingen vom Jahre 1723:

Ein Schicksal, das überall passieren konnte, aber in der Berglandschaft von Hohentrüdingen in erhöhtem Maße gegenwärtig war.

Arlaßgraben, Arleßgraben, mdl. Adlersgraben

Der Name dieses Bächleins, das in der Mutzenhöll entspringt und zunächst nach Süden zum Hagenbuch, dann nach Westen zur Wörnitz eilt, wird erstmals in einer Grenzbeschreibung des Waldes "Roter Berg" im Jahre 1535 erwähnt. Da heißt es: "von diesem Stein stracks hinab bis an das Bächlein, der Arlas genannt". Der Bach nimmt seinen Anfang aus einer Quelle unter den Trümmermassen der aus dem Rieskrater herausgeschobenen Kreuthofscholle, die in der Hohentrüdinger Gemarkung ihren höchsten Punkt erreicht, eilt dann munter über die Eisensandstein- und Opalinustonwiesen hinab und zieht gemächlich auf dieser Schicht in vielen Windungen (Mäandern) zwischen der Hüssinger und Hohentrüdinger Gemarkung der flachen Wörnitzniederung zu . Seinen Namen Arlas nimmt der Bach erst in der Tiefenzone der Opalinustonschicht an und verliert ihn wieder in der Westheimer Markung. Der Inhalt des Namens gibt einige Probleme auf. Heute heißt das Bächlein Adlersgraben und diese Deutung scheint an einen Aar zu erinnern, denn so nannte man im Mittelalter den Adler. Doch dieser große Greifvogel fand im Flurnamengut nur selten einen Niederschlag. Zudem wird der Name nicht Adlersgraben sondern Arlasgraben in seiner ältesten Form geschrieben. Auch sachlich passen Adler und Graben nicht gut zusammen. Was soll etwa die Deutung: "Graben, an dem sich Adler aufhalten?" für einen Sinn ergeben, da der Adler, wenn er nicht in der Luft schwebt, doch meist auf Bäumen ruht und dort auch nistet. Nun gibt es einen nicht seltenen, ähnlich lautenden Flurnamen Urlaß, in Sammenheim verkürzt Url gesprochen. Der Ansbacher Historiker Dr. Hermann Schreibmüller hat dem Urlaß einen feinen Aufsatz gewidmet und ihn als "Auslaß" erklärt, wobei er ihn als "Auslassen des Viehs aus dem Stall auf die Weide" bezieht. Arlaß, auch oft in der Form Orlaß, bedeutet also soviel wie Weideplatz. Nun könnte man versucht sein, unseren Arlaßgraben als Graben am Arlaß = Urlaß zu erklären, aber keines der gängigen Flurnamenbücher verzeichnet den Flurnamen Arlaß.

Eine nüchterne, aber mehr verständlichere Deutung des Namens Adlersgraben oder Arlaßgraben ergibt sich, wenn wir an die Beeren der Eberesche denken, die sogenannten Vogelbeeren, die im Hahnenkamm auch Arlesbeeren genannt wurden. Heute scheint diese Bezeichnung für eine spezielle Vogelbeerenart vergessen zu sein. In Kurzenaltheim wurde 1724 ein Hans Georg Kastner vom Dorfgericht mit 12 Kreuzern Strafe belegt, weil zwei Personen aus seiner Familie Arlesbeeren heimgetragen haben. Die Arlesbeerbäume, die Ebereschen, standen wohl auf Gemeindegrund und es war verboten, sie zu pflücken, genau so, wie es nicht gestattet war, dort Äpfel- oder Birnbäume zu schütteln, denn die sollten versteigert werden, um der Gemeindekasse Geld einzubringen. Die Arlesbeeren, auch Elz-, Arl- oder Arlezbeeren genannt, scheinen in früheren Zeiten begehrt gewesen zu sein, denn sie dienten zur Bereitung von Eingemachtem und Gelee und in der Volksmedizin als Mittel gegen allerlei Krankheiten und Gebrechen. Die Arlesbeeren wuchsen auf Ebereschen am Graben und lenkten die Aufmerksamkeit der Menschen auf sich. Daher nannte man den unter den Arlesbeerbäumen dahinfließenden Graben den Arlesbeerbaumgraben. Das war nun ein der Mundart zu langes Wortgebilde. Durch Ausfall des Mittelstücks wurde der lange Name zu Arlesgraben verkürzt und zu Adlersgraben vermengt, ähnlich wie in Westheim der durch seine Reihengräber bekannte Mehlbuck aus Mehlbeerenbuck entstanden ist.