Hohentrüdingen

Flurnamen

 

A B D E F G H K L M N O R S T V W Z

Badstube, Badrain, Badklafter Pl. Nr. 262 - 268

Heutzutage ist fast in jeder Wohnung auch auf den Lande ein modernes Bad eingerichtet. Einer sucht den anderen zu übertreffen an Eleganz und Schönheit der Fliesen, an Vielfalt und Reichtum der Ausstattung, an Wundern der Beheizung und Beleuchtung. Wie viel Geld und Zeit wird in diese glitzernde Zauberwelt gesteckt. Vor 50 Jahren nach dem Zweiten Weltkrieg war das alles noch ganz anders. Urgroßvater und Urgroßmutter badeten kaum. Sie wuschen sich in einem kleinen emaillierten Handbecken in der Stube und so sie einmal das Bedürfnis hatten, den ganzen Körper zu reinigen, dann geschah das stehend in einem hölzernen Kübel oder sitzend in einem Schaff, das der Büttner gefertigt hatte. Nach dem ersten Weltkrieg (1914 - 1918) kamen dann die verzinkten Badewannen auf, die man oft in die kalte Küche oder in die Stube stellte.

In den Jahren nach dem Zweiten Weltkrieg explodierte der Wohlstand und damit auch die komfortable Badekultur der Gegenwart. Ein Schauder fasst uns, wenn wir an die Gesundheitspflege unserer Ahnen denken. Damit war es nicht gut bestellt. Nicht daß es unseren Vorfahren an dem nötigen Willen zur Sauberkeit gefehlt hätte. Sie lebten wahrlich nicht in einer heilen Welt. Stickige Luft, Giftgase, Spritzmittel und radioaktive Strahlung gefährdeten die Gesundheit der Menschen damals nicht, wohl aber die Mistlache, die unbemerkt in den Brunnen sickerte, die Mäuse und Ratten, die als Pestträger in Stuben und Kammern drangen, die Läuse und Flöhe, deren man nicht Herr werden konnte. Schaben und Mücken, Ungeziefer und Bakterien, von denen man nichts wusste und die in den schlecht durchlüfteten feuchten Stuben immer wieder neue Nahrung fanden. Die Staub- und Schmutzentwicklung in den mittelalterlichen Bauernstuben, deren Fußböden aus Lehm gestampft und mit Stubensand bestreut und mit Reißigbesen gereinigt wurden, trug viel zur Verbreitung ansteckender Krankheiten bei. Unterernährung, Mangel an abwechslungsreicher Kost, das enge Beisammenwohnen und -schlafen und nicht zuletzt das Auf-den-Boden-Spucken waren häufig die Ursache von Lungenentzündungen, Lungenschwindsucht und vielen anderen Krankheiten.

Es war kaum möglich für die mittelalterlichen Menschen häufig die Kleider zu wechseln, denn der Vorrat blieb begrenzt, Waschmittel so gut wie unbekannt. Man hauste und schlief zusammen mit Schweinen, Gänsen und Kleintieren in einem Raum. Die angeblich behagliche Wohnkultur unserer bäuerlichen Ahnen, die heutzutage von bemalten Bauernschränken und farbenfrohen Truhen, von Herrgottswinkel- und Kachelofenromantik uns in Museen entgegentritt, ist häufig ein zusammengetragenes Trugbild einer bäuerlich-bürgerlichen Oberschicht, das uns oft über die erbärmlichen Behausungen mittelalterlichen Stallknechte und Taglöhner, der kleinen Leute im Dorfe, hinwegtäuscht. Bitterste Armut und schlechte Lebensbedingungen waren in den strohgedeckten Hütten dieser bäuerlichen Unterschichten auf dem Dorfe vereint und konnten nicht überwunden werden. Es spricht zum Lobe unserer Ahnen, daß sie die Last von Ungeziefer und Schmutz nicht willenlos hinnahmen, sondern versuchten, zäh und beharrlich, diese Zustände zu beseitigen.

War auch eine tägliche Reinigung wie heute nicht möglich, weil nicht jeder in den feuergefährdeten Hütten einen eisernen Kessel sich leisten konnte, so war doch die Gemeinde in der Lage, ein öffentliches Badhäuslein, eine Badestube, zu errichten, die der Bader bewohnte und betreute und wo er seines Amtes waltete, indem er den Leuten die Haare scherte, den Kopf zwackte, Blutegel und Schröpfköpfe zum Aderlassen aufsetzte und wenn notwendig auch schmerzende Zähne zog. Die Badstube war also eine gemeindliche Einrichtung zur Gesundheits- und Schönheitspflege, einst in jedem Altmühl- und Hahnenkammdorf vorhanden. In Hohentrüdingen wird schon 1329 eine öffentliche Badstube erwähnt:

Die Badstube stand also im Unterberg etwa bei dem heutigen Anwesen Herbert Rühl, denn es heißt 1535: Peter Sperlein hat ein Seldengut

Dort war der Bader der Sorge enthoben, in Trockenzeiten kein Wasser mehr zur Verfügung zu haben, denn die Badstube stand genau auf dem Quellhorizont zwischen dem wasserdurchlässigen Eisensandstein und dem wasserspeichernden Lettenschichten des Opalinustones. Dort ging das Wasser niemals aus und noch dazu war es lauter und rein. Die Badstube bedurfte alljährlich großer Mengen von Brennholz zum Heizen der Wasserkessel und zum Erwärmen der Badstube. Dieses wurde nicht etwa aus dem Gemeindeholz am Breschlingberg entnommen, sondern wurde alljährlich aus den herrschaftlichen Wäldern vom Wildmeister in Hohentrüdingen zugewiesen. Man nannte diese 16 Klafter = 48 Ster das Badholz, weil es für die Badstube bestimmt war. Als diese, unbekannt in welchem Jahr, eingegangen ist, wurde das Badholz unter die einzelnen Haushalten aufgeteilt. Jedes Haus erhielt alljährlich unentgeltlich einen Ster Badholz aus den herrschaftlichen Wäldern, später Staatswald genannt. Erst im Jahre 1906 wurde vom Staat dieses Holzbezugsrecht abgelöst. Wann die Hohentrüdinger Badstube geschlossen wurde, ist nicht bekannt. 1593 war sie neu aufgebaut worden. Der Bader genoss zu seinem Unterhalt nicht nur die Einnahmen aus der Badstube, sondern auch ein Grundstück, den Badrain, dessen Spuren im Zuge der Flurbereinigung gelöscht wurden. Lange Jahre kündete dieser Flurname von der alten Badstube zu Hohentrüdingen.

Bauernfeld Pl. Nr. 840-861; Bauernholz, Bauernweih

Was die Lage des Ortes anbelangt, stellt Hohentrüdingen gegenüber seinen Nachbarortschaften eine Ausnahme dar. Es liegt auf einem Berg, kein Dorfbach sorgte für eine genügende Bewässerung, mit dem beladenen Erntewagen musste bergauf gefahren werden. Auch in Bezug auf die Geschichte und die Struktur seiner Höfe fällt Hohentrüdingen aus dem Rahmen. In den alten großen Haufendörfern ringsum, in Ostheim und Westheim, in Heidenheim, in Hechlingen und Hüssingen bestand einmal ein führender Meierhof, dem dienende Nebenhöfe, sogenannte Huben oder Hufen oder kleinere Lehen und Selden untergeordnet waren. In Hohentrüdingen gibt es keinen Meierhof, es fehlt das sogenannte Villikationssystem des Mittelalters. Alle größeren Höfe zusammen bildeten in den umliegenden großen Haufendörfern einmal die Bauernschaft, die im Dorfe das Sagen hatte. Sie allein bestimmten, wann der Hirte auszutreiben hatte, sie setzten meist die Höhe der Strafen gegen die Flurfrevler fest, sie regelten die Trieb- und Schleifwege, die Lucken- und Hutgerechtigkeit und vieles andere. Alle diese vollberechtigten Höfe, Huben und Lehen nannte man Bauern. So heißt es z.B. in einer Hüssinger Dorfordnung des 15. Jahrhunderts:

Das heißt nicht, daß die Bauern bei der Nacht ausgezogen sind um auf dem Espan, dem ewigen Weidegrund, ein Stück Weide abzugrenzen, sondern eine Nachtweide für die Rösser, die während des Tages zur Pflugarbeit gebraucht wurden und erst abends oder morgens, wenn es noch Nacht war, geweidet werden konnten. Also nicht alle Leute in Hüssingen hatten zu bestimmen, sondern nur die, die einen größeren Hof besaßen und zur gehobenen Standesklasse der Bauern zählten.

In Hohentrüdingen gab es keine Bauern in dem Sinne, sondern nur einen einzigen Großhof, der zur Burg gehörte. Das war aber keiner, der von einem Bauern selbständig bewirtschaftet wurde, sondern der im Eigenbetrieb des Burgherrn stand und dem aller Grund und Boden zugeordnet war. Alle kleinen Leute in Hohentrüdingen - und das waren ursprünglich alle in dem Ort - hatten auf diesem Herrenhof zu arbeiten und wurden aus diesem auch kümmerlich versorgt. Es bestand also so eine Art Gutsherrschaft. Die behausten Knechte und Taglöhner wohnten in strohgedeckten hölzernen Hütten um den Großhof herum, den wir uns im Oberberg vorzustellen haben, weil es dort Wasser gibt. Einige Zeit nach der Gründung der Adelsburg wurde es den Knechten des Bauhofes erlaubt, in privater Nebenarbeit sich ein Äckerlein, ein Wieslein oder ein Gärtlein zu bestellen oder ein Stück Holz auszuroden und einen kleinen Gras- und Baumgarten zu gewinnen. Je nach Fleiß und Arbeitskraft der Familie entstanden nun in der Nähe des großen herrschaftlichen Bauhofes kleine Anwesen, Selden genannt. Manchen dieser Häusler gelang es auf ihrem Haus oder ihrer Selden ein Erbrecht vom Herrn zu erwirken. Dieses Nebeneinander von herrschaftlichem Großhof und zahlreichen mehr oder minder großen armen Häuslern oder Seldnern bestand noch bis in das 15. Jahrhundert. Dann erfolgte schrittweise die Zertrümmerung des herrschaftlichen Bauernhofes und Verkauf und Verteilung des Hofgutes an die kleinen Leute. Der eine konnte mehr, der andere weniger an sich ziehen. So entstand ein differenzierter Sozialstatus unter den Seldnern. Nur einem einzigen gelang es, den Rang eines Hofes und damit eines Bauern zu erreichen. 1535 erscheint im Hohentrüdinger Salbuch der Hof des Martin Brunner, den man dann im Volksmund und auch amtlich "den Bauern zu Hohentrüdingen" bezeichnete. Zu seinem Hof gehörten u.a. 9 Morgen Acker im Lachfeld und 9 Morgen im Erlach (in der Erl). Für diese Grundstücke bürgerte sich später der Flurname Bauernfeld ein, eigentlich müsste es heißen "des Bauern Feld". 5 Morgen Holz am Buchenbühl erhielten den Namen Bauernholz. Der Name Bauernweiher ist ebenfalls entstanden aus der Form "des Bauern Weiher". So kann eine Flurbezeichnung noch heute Auskunft geben über die Sozialstruktur eines Dorfes im Mittelalter.

Bauernfeld Pl. Nr. 849 -861

Nicht jeder, der einmal seinen Unterhalt aus einem landwirtschaftlichen Anwesen bestritt, wurde in früheren Jahrhunderten Bauer genannt. Er musste schon einen Hof besitzen, der so groß bemessen war, daß er von einer bäuerlichen Familie bewirtschaftet werden konnte. Bauern nannte man einst jene Leute, die auf einem Hof, einer Hube oder einem Lehen saßen. Sie gehörten zur gehobenen bäuerlichen Gesellschaft. Die Kleingütler im Dorfe, die nur wenige Äcker und Wiesen besaßen und sie oft selbst nicht bebauen konnten, weil sie über keinen eigenen Wagen verfügten und kein Spannvieh aufweisen konnten, nannte man nicht Bauern, sondern Seldner. Das Wort bezeichnete nicht etwa einen Soldaten, einen Söldner, der sich um Sold (Geld) zum Kriegsdienst verpflichtete, sondern einen Mann, der auf seiner Selde (Kleingut) saß und infolge seines geringen Besitzes im Sommer bei den Bauern als Taglöhner arbeiteten und im Winter nebenbei ein Handwerk (meist Weber) betreiben musste. Über das Zusammenleben und die Wirtschaftsweise in den großen Dörfern entschieden meist nur die Bauern. Sie wählten den Hirten und den Flurer, sie setzen die Nachtweide für die Pferde alljährlich fest, sie bestimmten die Einung, die Übereinkunft über die Höhe der Bußgelder, die bei Flurfrevlern zu entrichten waren. Kurzum: die Bauern hatten das Sagen im Dorfe. In Hohentrüdingen gab es bei der Gründung der Burg weder Bauern noch Seldner, sondern nur einen einzigen Grundbesitzer und das war der Graf von Truhendingen, der im Oberberg einen Bauhof von etwa 100 Tagwerk (keinen Bauernhof) eingerichtet hatte, auf dem alle Leute als Knechte und Tagwerker arbeiteten.

Im 15. Jahrhundert wurde der Bauhof unter die Knechte aufgeteilt, die nun zu Seldnern (Kleingütlern) emporstiegen. Durch Waldrodung gewannen sie Land dazu, daß sie mit eigenem Spannvieh selbständig wirtschaften konnten. Nur ein einziger Hof in Hohentrüdingen wurde durch die Herrschaft mit mehr Feld ausgestattet. Seine meisten Felder lagen auf Rodungsboden, an der Breitung selbst hatte er keinen Anteil. Da dieser Hof die Größe eines Vollbauernhofes erreichte, wurde nach ihm sein Feld "das Bauernfeld" genannt, was eigentlich "des Bauern Feld" hießen müsste. Das Bauernfeld liegt außerhalb des alten Hofgutes der Burg auf Rodungsboden in einer Mulde ostwärts der Breitung und der hohen Egerten (Hoichert). In Hohentrüdingen existierte 1535 nur ein einziger Hof, der mit der Bezeichnung Bauer belegt werden konnte. Die anderen 46 Anwesen waren Selden. Der großen Hof führt noch heute den Hofnamen Bauer. Wenn man sagt "beim Bauer draußen", weiß jeder Einheimische, wer gemeint ist. In den Schriften des 15. und 16. Jahrhunderts ist der Flurname Bauernfeld noch nicht verzeichnet, ein Hinweis dafür, daß er sich erst später einbürgerte.

Breitung, mundartlich Broating; in der oberen Breitung Pl. Nr. 554-569; in der unteren Breitung Pl. Nr. 533-553

Nicht alle Grundstücke der Hohentrüdinger Gemarkung weisen eine bewegte, hügelige oder steilhangartige Lage auf. Es gibt auch Äcker und Wiesen, die ziemlich eben verlaufen und sich in Ortsnähe befinden. Hinter dem Dorf in südlicher Richtung nach Hechlingen zu schließt ein wenig bewegtes, insgesamt leicht nach Süden geneigtes Gelände an, das sich trotz seiner Höhenlage von etwa 570 Metern gut für den Ackerbau eignet. Ein großes Teilstück dieser verhältnismäßig flachen Fläche führt noch heute den Namen Breitung, mundartlich "in der Broating". Der Flurname Breite oder Breitung haftet in der Regel an breit ausgedehnten, in die Breite gehenden Grundstücken, die einmal zu einem Herrenhof gehörten. Dies läßt sich auch mit ziemlicher Sicherheit von unserer Hohentrüdinger Breitung sagen. Sie war einmal die große, zusammenhängende Wirtschaftsfläche jenes Hofes, der die Burginsassen, die Burgmannen, mit Nahrungsmitteln zu versorgen hatte. Den Wirtschaftshof der Burg müssen wir uns in der oberen Vorburg oder im Oberberg vorstellen, weil dort wasserführende Lehm- und Tonschichten die Hohentrüdinger Höhe bedecken, die eine Anlage von Brunnen ermöglichten, die auch in den trockensten Jahren Wasser führten.

In den Anfangsjahren nach der Errichtung der Adelsburg (vor 1200) muß die Breitung ein zusammenhängendes, großes Feldstück gewesen sein. 1329 spricht eine Urkunde von der "unteren Gebreit". Noch heute unterscheidet der Volksmund die höher gelegene obere von der tieferen unteren Breitung. Es ist verständlich, daß sich die Adelsfamilie diese dorfnahen, verhältnismäßig ebenen und fruchtbaren Lagen für ihren Wirtschaftshof aussuchte. Adelige Konkurrenten waren ja in diesem Raum nicht gegenwärtig und die Knechte und Mägde, die diesen Hof bearbeiteten, mussten sich, falls sie nebenbei schon ein kleines eigenes Stücklein Feld bebauten, mit einem weniger günstig gelegenen zufrieden geben. Am Ende des 15. Jahrhunderts, als die Herrschaft Truhendingen längst an die Burggrafen von Nürnberg, die späteren Markgrafen von Brandenburg-Ansbach, übergegangen war, wurden die sogenannten Hofgüter von Hohentrüdingen an die nun selbständig wirtschaftenden Kleingütler (Seldner) verteilt, darunter auch die Breitung. So entstanden ziemlich ähnliche, mäßig-große Feldstücke, die sich mit Gespannen bearbeiten ließen. Im Einsatz von modernen landwirtschaftlichen Maschinen freilich waren diese Grundstücke hinderlich. Die große Flurbereinigung in den siebziger Jahren des 20. Jahrhunderts hat dieses Bild gelöscht. Heute führt eine breite Straße mitten durch die Breitung zum Kreuthof, zu den Feldern und Wäldern in Kleinhausen und zum Kaltenloh.

Breschlingberg, im Breschlingberg

Nach dieser Grenzbeschreibung des Waldes Hag kann es sich bei dem Brobstelberg oder Prosselberg nur um den heute Breschlingberg genannten Flurteil handeln. Ein Flurname Prosselberg ist nicht zu finden. 1681 heißt es:

Wohl kennt man in der Mundart das Tätigkeitswort prossen im Sinn von naschen, versuchen, etwa wenn gesagt wird: an den Stachelbeeren prossen, die Ziegen prossen an den jungen Trieben der Sträucher. Im Falle der Schreibform Prosselberg, Brobstelberg wird man der mundartlichen Form Breschlingberg den Vorrang einräumen müssen. Breschling, so nennt man hier die Erdbeeren. Breschlingberg ist also die Anhöhe, auf der die Erdbeeren wachsen. Waldbeeren waren im Mittelalter begehrte Früchte zur Bereicherung der Nahrung. Das auffallendste Beispiel dass Orte oder Flurstücke, ja sogar Bäche nach Wildbeeren benannt wurden, ist in unserer Heimat der Ortsname Brombach, der bedeutet: Ache (fließendes Wasser), an der Brombeeren wachsen. In Westheim wird eine Anhöhe Mehlbuck benannt, wohl verkürzt aus Mehlbeerenbaum-Buck (Mehlbeeren = Früchte vom Weißdorn).

Brühl, im Brühl, Brühlwiesen, Brühläcker Pl. Nr. 823-840

Der Flurname Brühl haftet in Westheim, Heidenheim, Hechlingen und in vielen alten -ingen und -heim Orten an ertragreichem Wiesenland, meist in Ortsnähe an einem Bach liegend und ehemals zum Meierhof gehörig. In Hohentrüdingen ist das anders. Hier fließt kein Bach durch den Ort. Der Brühl liegt außerhalb des Dorfes in Richtung Kreuthof am Südhang des Reischgrabens. Da sich in der Nähe aber die Speck, das Erlach und das Bauernfeld befindet, darf man annehmen, daß der Brühl einmal zum Herrenhof gehörte. Der Flurname Brühl geht in Hohentrüdingen nicht wie anderwärts in die Landnahmezeit zurück, sondern wurde im Zuge der Errichtung der Herrschaft Hohentrüdingen im 12. Jahrhunderts eingeführt aus der Tradition älterer Orte.

Buchacker Pl. Nr. 1054 - 1061; Buchwiese 1069 - 1073

Dieser Flurteil wird schon 1329 anlässlich der Teilung der Burg Hohentrüdingen genannt:

Um 1430 gehörten unter anderem zum Schloss

Im Jahr 1535 gehörten nur noch 3 Tagwerk davon zum Schloss:

In dieser Zeit war die Buchwiese in kleinere Stücke aufgeteilt und zur Bewirtschaftung an Hohentrüdinger Untertanen ausgegeben. Die höher gelegenen trockeneren Grundstücke wurden in Äcker verwandelt. Der Flurname Buch deutet darauf hin, daß dieser Flurteil auch einmal von Rotbuchen bewachsen war und später gerodet wurde. Diese Baumart war im frühen und hohen Mittelalter auf den kalkreichen Juraböden im Hahnenkamm sehr weit verbreitet.

Buchersbühl, mundartlich Buchäspiel Pl. Nr. 4648-4656 Gemarkung Heidenheim

1555: Streit zwischen dem Markt Heidenheim und der Gemeinde Hohentrüdingen wegen Hut und Trieb:

Der Buchersbühl ist heute Staatswald, der einst zum Kloster Heidenheim gehörte und als Waldweide genutzt wurde. Man wird trotz des S in der Fuge zwischen Bucher- und -bühl nicht an einen Personennamen denken dürfen, sondern an die Rotbuche, jenen schattenspendenden Laubbaum, der im Mittelalter in den Hahnenkammwäldern wegen des Brennholzbedarfes am häufigsten verbreitet war, was vor allem die vielen Flurnamen auf -buch in allen Gemarkungen bestätigen. Die schönen alten Buchendome im Hahnenkamm mussten freilich in der Zeit nach dem Ersten und Zweiten Weltkrieg der Abholzung anheim fallen. Sie wurden durch schnellwüchsige Nadelholzbestände ersetzt. Heute neigt man wieder angesichts der Bedrohung unserer Wälder durch Umwelteinflüsse in der Forstwirtschaft dem Mischwald zu. Der Name Buchersbühl bedeutet also: Bühl, der mit Buchen bewachsen ist.

Buchholzerin, später Schäfwiese Pl. Nr. 825

Die Wiese war einmal ein Teil eines Wiesenbereiches am Reischgraben, der unter dem Namen Schäfwiese im Flurplan eingetragen ist. Die Buchholzerin erhielt ihren Namen nach dem

Eine zweite Wiese, die Buchholzerin zu Kleinhausen, wird in der Hohentrüdinger Beschreibung des Kirchenstiftungsvermögens (Heiligenbeschreibung) erwähnt. Sie war 1 3/4 Tagwerk groß. Hans von Buchholz war von 1576 - 1600 Oberamtmann in Hohentrüdingen. Seine Frau liegt in der Klosterkirche zu Heidenheim begraben. Am südlichen Chorbogen ist ihre Grabplatte noch zu sehen. Die Aufschrift lautet:

Auch ihr Kind Hans von Hans von Buchholz liegt hier begraben (Relief eines Wickelkindes).

Bühl, im Hohentrüdinger Bühl, Bühlwiesen Pl. Nr. 144-158;165

Bühl ist ein häufiger Flurname im Hahnenkamm und anderswo. Er haftet gewöhnlich an einem mittelgroßen, überschaubaren Hügel, wie es deren viele in unserer lieblich bewegten Heimatlandschaft gibt. Im flachen Altmühltal genügte die bescheidenste Erhebung, um sie als Bühl zu bezeichnen. Die Grundbedeutung dieses Wortes ist biegen. Dort, wo also das Gelände gleichsam in die Höhe gebogen ist, diese Stelle kann dann den Namen Bühl tragen. Der Hohentrüdinger Bühl fängt an seiner höchsten Stelle dem Hagbühl (mundartlich Habiel) bei der Weed an und zieht sich als langgestreckter bewaldeter Hang unter verschiedenen Bezeichnungen (Hölzlein, Kreitlein, Kindsweiher, Rochelein) in südwestlicher Richtung in die Westheimer Gemarkung hinein, wo der langgezogene, etwas sanfter ansteigende Höhenrücken auch zeitweise Hohentrüdinger Bühl genannt wurde. Der Bühl ist so ein Teilstück des Hahnenkammsteilrandes, der hier mehr oder minder steil zur Wörnitzniederung hinabsteigt. Die höchste Erhebung des Hohentrüdinger Bühls heißt im Volksmund Habiel (wohl von Hagbühl). Auf dem Bühl lag einst der längst verlassene Bühlhof. Dort kam es im Laufe der Jahrhunderte immer wieder zu Hut- und Weidestreitigkeiten zwischen den Gemeinden Hohentrüdingen, Roßmeiersdorf und Westheim.

Der Bühlhof

Auf einer Höhe in einem entlegenen Außenfeld der Westheimer Flur, dicht an der Gemarkungsgrenze gegen Hohentrüdingen und Hüssingen hin, standen einst zwei Bauernhöfe. In alten Schriften werden sie als Bühlhöfe bezeichnet, weil die Höhe, von der aus vor Zeiten die Höfe in das Tal gen Troßmeiersdorf (Roßmeiersdorf) hinuntergrüßten, von jeher der "Bühl" genannt wird. Der Volksmund nennt sie auch nach einer zu ihnen gehörigen Wiese Hemed (von Emed, Öhmd = Grummet) die Hemedhöfe, was auch zu "Heimathöfe" verunstaltet wurde. Niemand im Dorfe weiß noch etwas Bestimmtes über das Schicksal dieser Bauernhöfe und der auf ihnen einst arbeitenden Familien. Längst sind die aus Holz und Lehm errichteten Gebäude zusammengestürzt und verschwunden. Der Pflug zieht über ihren Grund hinweg ohne einmal zerbröckeltes Mauerwerk aufzureißen. Lediglich eine Hecke aus Haselstauden und Eichenkoppen lief noch vor 50 Jahren um die Grundstücke, die in unmittelbarer Nähe der Wirtschaftsgebäude lagen. Sie hüteten ein Gartenrecht, das die Jahrhunderte hindurch fortlebte, aber zu dieser Zeit keine wirkliche Bedeutung mehr hatte. Auch diese Hecken sind heute der Flurbereinigung und der modernen maschinellen Wirtschaftsweise in der Landwirtschaft gewichen.

Nur noch einige Flurnamen, auch schon vergessen, aber in Büchern und Karten niedergeschrieben, melden, dass in diesem einsamen Winkel eine bäuerliche Siedlung stand. Diebsgarten, Bühlheck und Hemdgarten lesen wir in alten Flurplänen. Nur selten erhielt im Mittelalter jemand von der Dorfherrschaft die Erlaubnis, draußen im freien Feld einen Garten anzulegen, weil den umherziehenden Dorfherden kein Weideplatz entzogen werden sollte. Wenn wir nun im hintersten Winkel der Westheimer Gemarkung Flurnamen auf -garten finden, so dürfen wir dazu auch noch einen Hof vermuten. Der Hof ist schon vor vielen Jahrhunderten verschwunden, aber die mit ihm verbundenen Gartenrechte blieben erhalten bis zur großen Flurbereinigung unserer Tage. Man glaubte früher, diese beiden Bauernhöfe auf dem Bühl seien erst in den furchtbaren Tagen des Dreißigjährigen Krieges (1618 - 1648) eingegangen. Das war jedoch nicht der Fall. Der Bühlhof lag bereits im 15. Jahrhundert, also längst vor dem Dreißigjährigen Krieg öde, das heißt nach dem Sprachgebrauch der damaligen Zeit, dass er nicht mehr bewohnt war. Die frühesten schriftlichen Nachrichten über den Bühlhof weisen in die Zeit kurz vor 1400. Im ältesten Heidenheimer Salbuch steht geschrieben:

Da keine Abgaben genannt werden, ist anzunehmen, dass der Bühlhof schon um 1400 von seiner bäuerlichen Familie, die ihn bewirtschaftete, verlassen war. Vielleicht ist er schon in der großen Wüstungsperiode des 14. Jahrhunderts verfallen. Die Schicksale der letzten Bauern vom Bühlhof bleiben uns verborgen. Wir wissen nicht, ob sie an der Pest starben, die in den Jahren 1348 bis 1350 so furchtbar in Deutschland wütete, ob die Gebäude durch Krieg in Flammen aufgingen oder ob sie im Laufe der Jahre von Wind und Wetter gebrochen, zusammenstürzten. Ein Hof war im Mittelalter mehr als Haus, Stadel, Äcker, Wiesen und Wald. Er war eine Wirtschaftseinheit, die den unfreien Bauern von der Grundherrschaft zugemessen und auch ohne Wirtschaftsgebäude ein geschlossenes Ganzes bildete. Das Land konnte dann in Teilen oder als gesamte Feldeinheit an benachbarte Bauern ausgegeben werden, die über die nötige Anzahl von Knechten und Mägden und über die notwendigen Gespanne zum Einbringen der Ernte verfügten. So finden wir während des Dreißigjährigen Krieges einmal das kleine Bühlhöflein wieder in der Bewirtschaftung eines gewissen Hans Wüst in Tal (Einzelhöfe bei Roßmeiersdorf), während den großen Bühlhof Hans Kraft bebaute, der auf seinem Hof in Hüssingen saß. Am Ende des langen Krieges lagen allerdings (1650) auch auf dem Bühlhof viele Äcker unbebaut. 1670 sind es wieder 6 auswärtige Bauern, die sich die Bewirtschaftung der Felder des ehemaligen Bühlhofes teilten. Über die Struktur und Größe des Bühlhofes erfahren wir 1535:

Bühlgarten, siehe unter Stadelegerte

Büttelwiesen Pl. Nr. 1068

So hieß einmal ein Teilstück der Buchwiese. 14 Tagwerk der Buchwiese gehörten noch 1430 zum Schloss (Burg) Hohentrüdingen. 1535 heißt es:

Die Büttelwiese war nach dem Büttel, dem Boten oder Amtsdiener benannt. Sie wurde ihm als Besoldung zugeteilt. Das Botenwesen spielte im Mittelalter eine große Rolle. Da es noch keine modernen Nachrichtenmittel gab, musste jede Verordnung, jeder Befehl, jede für die Verwaltung wichtige Bestimmung durch Botengänger oder Büttel = Diener übermittelt werden. Da Hohentrüdingen bis 1787 der Sitz eines Oberamts war, ist es denkbar, dass auch hier ein Büttel oder Amtsdiener tätig war, der für Botengänge die Büttelwiese zur Nutzung erhielt. Wahrscheinlicher aber ist, daß die Wiese vom Heidenheimer Büttel genutzt wurde. Dort existierte ein Haus, das Büttelei genannt wurde. Der Name Büttel kommt von dem Tätigkeitswort bieten. Ursprünglich war der Büttel jener Mann, der die Pflichtigen zum Gericht und zur Versammlung zu entbieten hatte.

Burglehlein, Birklehlein, Burglehen, mundartlich Burchlähla

Als Burglehlein wird heute ein Wald- und Wiesenstück bezeichnet, das in der Nähe der sieben Quellen auf den Grund am Ferrwiesgraben an die Straße Ostheim - Hechlingen herunterzieht. Es wird 1535 wie folgt beschrieben:

Es fällt oft schwer, Namen auf -lehen und -löhlein zu deuten, weil sie im Volksmund vielfach vermischt wurden. In unserem Fall dürfte der Sinn aber klar sein. Es handelt sich nicht um einen kleinen Loh, einen lichten Niederwald, sondern um ein Lehen, das vom Herrn der Burg zur Nutzung ausgegeben wurde, also um ein Burglehen, das aber in Form eines Niederwaldes zur Zäun- und Brennholzgewinnung bewirtschaftet werden konnte. Burglehen konnten sehr verschiedener Art sein: liegende Güter in der Umgebung der Burg. So werden 1329 genannt:

Aber auch Geldeinkünfte aus Zöllen und Steuern konnten als Burglehen vergeben werden, sind aber bei der Burg Hohentrüdingen nicht bekannt.