Hohentrüdingen

Flurnamen

 

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Fauler Wasen Pl. Nr. 1081 - 1135

Er zieht sich rechts der Straße Ostheim - Hechlingen vor der jetzigen großen Weiheranlage dahin. Vor 1800 gehörte er zu den ewigen Weidegründen von Hohentrüdingen. Das erzählt schon sein Grundwort Wasen, das "grasbewachsene Erdfläche" bedeutet. Unter einem Wasen verstand man also eine grasbewachsene Fläche, die für den Anbau von Feldfrüchten wenig geeignet war und daher als Weideland genutzt wurde. Der erste Namenteil Fauler (Wasen) ist aus der Eigenschaft des Bodens zu erklären. Der Faule Wasen war in seinem Urzustand ein vermoderter, sumpfiger, wenig durchlüfteter Boden, halb von Holzgewächsen bedeckt. Dort staute sich bei Gussregen das Wasser des Speck- oder Reischgrabens und des Ferrerbaches (Ferrwiesengrabens). Die anschließenden Wiesen in der Heidenheimer Markung heißen Wassersäcke. Die Wildnis am Ende des Faulen Wasens wurde nach dem Zweiten Weltkrieg in Fischweiher verwandelt. Um 1809 wurde die Weidefläche Fauler Wasen an die Dorfgenossen verteilt. Durch Drainieren konnten die einstigen vermoderten faulen Böden zu ertragreichem Grasland gewonnen werden. Die kleinen Grundstücke, die durch die Verteilung im vorigen Jahrhundert entstanden sind, wurden durch die Flurbereinigung zu großen Wiesenflächen zusammengefasst.

Ferrwies, siehe unter Verherbach

Freiwasen

Das ehemalige Weidegebiet von der jetzigen Weiheranlage am Faulen Wasen hinauf beiderseits des Weges zu Kreuthof hieß einst der Freiwasen. So wurde er im Volksmund bezeichnet. Man könnte vermuten, der Freiwasen sei eine Wiese, auf der im Mittelalter ein besonderes Recht ruhte, indem auf ihr auch

So wird von manchen Grundstücken an alten Straßen berichtet. Davon ist beim Heidenheimer Freiwasen nichts bekannt. Der Name ist im Flurplan nicht verzeichnet. Dort heißt das Grundstück Rohrbuck, was wohl aus Rohrmühlbuck oder Rohrachmühlbuck verkürzt ist, denn die nahegelegene Balsenmühle hieß um 1400 Rohrmühle (Rohrachmühle oder Mühle am Schilfrohr). Der Begriff Rohrbuck führte wohl zu der scherzhaften Bezeichnung Kanonenbuck, der aber nicht schriftlich festgehalten wurde. Im Lucken-, Trieb- und Hutbrief des Jahres 1790 heißt es:

Hier wird der Freiwasen als "gescheibelter Espan" bezeichnet. Was ist darunter zu verstehen? Der Espan ist ursprünglich ein der Gemeinde gehöriger Weideplatz, auf dem man dem grasenden Vieh die Vorderbeine mit einem Strick zusammenspannte, damit es nicht in angrenzende Getreidefelder laufen und Schaden anrichten konnte. Was aber ist ein "gescheibelter" Espan? Eigentlich müßte es wohl heißen "geschäbelter" Espan. Den alten Leuten ist noch bekannt, daß früher Wiesen, auf denen nicht gehütet oder gegrast werden sollte, mit einem Schaub, mundartlich Schäb, gekennzeichnet wurden. Das war ein Büschelein Stroh an einen Stecken gebunden, den man dann möglichst in die Mitte des Grundstückes in den Boden steckte. Dann wußte jedermann: hier darf nicht gehütet oder gegrast werden; die Wiese ist gescheibelt, mundartlich geschäbelt. Auf dem Freiwasen wurde früher wohl auch ein Schaub (Schäb) aufgesteckt, das sollte bedeuten, daß hier nicht jedermann hüten durfte, sondern nur die Heidenheimer Hirten, die Hirten der benachbarten Rohrachmühle, der Scheckenmühle, des Kreuthofes, von Egental und Mariabrunn. Die Hohentrüdinger hatten die Bei- oder Mithut (von hüten). Der Freiwasen war also für verschiedene angrenzende Besitzer frei, daher Freiwasen genannt, aber nicht für jedermann, daher war er mit einem Schaub versehen, er war gescheibelt (geschäbelt).

Ein Weideplatz für so viele verschiedene Teilnehmer, das konnte auf die Dauer nicht gut gehen, das musste zu Streit, womöglich gar zu Schlägereien unter den Hirten führen. So berichtet eine alte Schrift:

Antwort des Oberamtes:

Man hat sich wohl an diese Verordnung gewöhnt. Mit der großen Flurbereinigung in den siebziger Jahren ist der Freiwasen verschwunden, ein jahrhundertelanger Streitfall dahin. Heute müht sich der Pflug über die einstige Weidefläche.