Hohentrüdingen

Flurnamen

 

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Lach, in der Lach Pl. Nr. 863 - 871

Die Bedeutung dieses Flurnamens wird uns klar, wenn wir an eine Wasserlache, Blutlache oder Mistlache denken. Als Lach wurde in der Regel eine sumpfige Wiese oder ein feuchter Acker bezeichnet. In ihrem Urzustand konnte die Lach nur ein wenig ertragreiches Grundstück sein, doch durch Drainieren steigerte sich ihre Bodenqualität enorm. Heute zählt die Lach zu den guten Grundstücken der Hohentrüdinger Gemarkung. Die obere Lach liegt noch auf dem wasserspeichernden Opalinuston, ist dort aber von Schwemmsanden aus der Eisensandsteinstufe überschüttet und bildet so fruchtbare, tiefgründige Mischböden.

Lätschenbuck Pl.-Nr. 506 - 508

Er liegt südlich des Weges von Hohentrüdingen zum Kreuthof kurz vor diesem und ist geologisch der Kreuthofscholle zuzurechnen. Durch den Meteoriteneinschlag im Ries wurden in die Hohentrüdinger Gemarkung neben harten Kalkschichten auch geringere Mengen von tonigen und lettenartigen bunten Trümmermassen verfrachtet, die man heute Lätschenbuck nennt. Es liegt bei dem Namen Lätschenbuck wohl ein Vergleich mit einer überreifen Birne vor, die weich geworden und schon in den Fäulniszustand übergegangen ist. Dazu sagt man in der Hohentrüdinger Mundart: Die Birne ist lätschig. Der weiche, oft schmierige Boden auf dem Lätschenbuck könnte im volkstümlichen Denken zu einem Vergleich mit dem Zustand einer lätschigen Birne geführt haben.

Langer Zaun, im langen Zaun Pl. Nr. 957 - 966

Der Name fand in den schriftlichen Quellen keinen Niederschlag. Er erinnert an das Verzäunen der Getreidefelder in früheren Zeiten, als die Dreifelderwirtschaft üblich war und die Dorfherde unter einem gemeinsamen Hirten auf die Weide getrieben wurde. Weil die umherziehenden Herden zu großen Schaden in den Saatfeldern angerichtet hätten, mussten diese an den Triebwegen gelegenen Äcker mit Zäunen versehen werden. Der Name langer Zaun haftet an den Feldern, die an dem sogenannten Espan (später Obstanlage) liegen, einem ewigen Weidegrund, auf dem die Herde fast täglich grasend vorüberzog, um zu den großen Weidegründen im Breschlingberg, im Weiher, in der Rauhgasse, im Heidenheimer Buck und im faulen Wasen gelangen zu können. Durch dieses tägliche Vorüberziehen der Herden, waren die Äcker, die am Espan lagen, besonders gefährdet. Ein langer Zaun, bestehend aus Zaunstecken oder Dornen schuf Abhilfe, daher diese Flurbezeichnung "im langen Zaun". Sicherlich war der lange Zaun ein dauerhafter Zaun, nicht ein beweglicher zur Wiederverwendung gedachter, weil er an dieser Stelle dauernd vonnöten war, während andere Feldzäune oft mit dem Wandel der bebauten Flächen in der Dreifelderwirtschaft jedes Jahr verändert wurden und daher wenig namengebend gewirkt haben.

Lehmgrube, bei der Lehmgrube, mundartlich Loambuck

Eine Lehmgrube war für das mittelalterliche Dorf wichtiger als eine Steingrube (Steinbruch). Den Lehm benötigte nicht nur der Hafner zur Herstellung von Tongeschirr, sondern auch jeder Dorfgenosse zum Bau seines Hauses, der Scheune und des Stalles. Noch bis in das vorige Jahrhundert wurden die Häuser auf dem Lande in Holz-Lehmbauweise erstellt und mit Stroh gedeckt. Ja, man kratzte sogar den Straßendreck mit der Kruke zusammen, der mit Häcksel vom Kot der Kühe durchmischt war, und verwendete ihn zum Verschmieren der Wände. Das mittelalterliche Bauernhaus verfügte meist nur über ein Stockwerk und Haus und Stall befand sich unter einem Dach. Mancher Pferdeknecht schlief im Pferdestall. Das Wohnstallhaus bestand aus einem Balkengerüst, die Räume zwischen den Balken wurden mit gewundenen Ruten ausgefüllt, daher der Name Wand. Zum Schutz gegen Wind und Kälte verschmierte man das Rutengeflecht mit Lehm, wozu erhebliche Mengen von diesem Baumaterial gebraucht wurden. Aus gestampftem Lehm bestanden auch die Fußböden und die Stadeltenne. Der Lehmverputz an den Wänden bröckelte oft herab und musste deshalb von Zeit zu Zeit erneuert werden. So schön herausgeputzte Fachwerkhäuser, wie sie heutzutage bisweilen in den Dörfern gepflegt werden, kannte man im Mittelalter kaum. Besäßen wir ein Bild unseres Dorfes aus der Gründerzeit vor 800 Jahren, wir würden entsetzt sein über den ärmlichen, ja oft verwahrlosten Zustand der damaligen Behausungen. Es fehlten die fabrikmäßig hergestellten Baumaterialien, die genormten Steine, die vielen Farben, die Werkzeuge und das Geld. Holz, Lehm und Stroh, das Baumaterial aus dem heimischen Gemeindewald und aus den dorfeigenen Lehmgruben entnommen, das war alles, was zum einfachen Bauen vonnöten war. Auch die Häfner, die Häfen oder Töpfe herstellten, und steinerne, oft primitive Öfen einbauten, brauchten viel Lehm. Ein Häfner aus Hohentrüdingen hat um 1400 grobe Tonware an das Kloster Heidenheim geliefert und die Öfen instandgesetzt. Dafür zahlte ihm der Abt 3 Pfund (Geld). Die Lehmgrube in Hohentrüdingen, die 1535 öfters erwähnt wird, lag am Ausgang aus dem Dorf zum Vorderloh; in der Nähe stehen heute die Maschinenhallen. Dort bedeckt eine dicke Lehmschicht die höchste Erhebung von Hohentrüdingen. Diese wasserundurchlässige Schicht des oberen Braunjura sorgte dafür, daß der Bereich Oberberg immer mit Wasser versorgt war, während im Mittelberg im Bereich des Eisensandsteins oft Wassermangel herrschte. Der in der Nähe der einstigen Lehmgrube aufgeworfene Dorfwall bestand dort größtenteils aus Lehm. Man entnahm zuletzt den benötigten Lehm aus dem Lehmbuck und holte ihn nicht mehr aus der Grube. So ist an dieser Stelle der Dorfwall schon früh eingeebnet worden.

Leitenweg, Leitengarten Pl. Nr. 97

Im Volksmund erzählte man früher, der Leitenweg erinnere noch an das Leiden der in Hohentrüdingen zum Tode verurteilten, die auf dem "Leidenweg" zum Hauptbühl geführt worden sein sollen, wo sie angeblich enthauptet wurden. Diese Vorstellung entsprang der Phantasie unserer oft sehr abergläubischen Ahnen. In Wirklichkeit wurde in Hohentrüdingen niemand zum Tode verurteilt, denn das Blutgericht fand auf dem Marktplatz in Heidenheim statt. Der Galgen als Zeichen der Hochgerichtsbarkeit der Markgrafen von Brandenburg-Ansbach stand auf dem Galgenberg in Heidenheim an der Straße nach Degersheim. Der Leitenweg in Hohentrüdingen erinnert also auf keinen Fall mehr an das Leiden der Verurteilten, sondern an einen Berghang im Norden der ehemaligen Burganlage, an eine Leite. Die Leite ist aus dem mittelhochdeutschen Wort lite abgeleitet, das "Berghang" bedeutet. Heute ist dieser Steilhang bewaldet. In früheren Zeiten nutze man ihn als Obstgarten und als Viehweide, daher auch der Name Kühbuck = "Buck, auf dem die Kühe geweidet wurden". Der Leitenweg ist also "der Weg an der Leite", Leitengarten "der Garten an der Leite".

Lettenbuck Pl. Nr. 205, 206

In der Beschreibung eines Grenzumganges aus dem Jahre 1790 heißt es:

Über den Lettenbuck führte die alte Geleitstraße der Markgrafen von Brandenburg-Ansbach, die beim Heuhof abzweigte und über den Hohentrüdinger Steig und Hohentrüdingen nach Heidenheim, zum Gelben Berg nach Weißenburg strebte. Der Lettenbuck ist nach den dort anstehenden Lettenschichten des Opalinustones benannt, der unter den Sandschichten des Eisensandsteins liegt. Hohlwege zeugen dort heute noch von dem Hohentrüdinger Steig, wo sich noch heute des "Häbauern Holz" befindet.

Linde, an der Linde

Wie fast überall im Hahnenkamm und anderswo stand schon in alter Zeit im Oberberg, wo sich die Straßen kreuzten, eine Dorflinde. In ihrem Schatten tagte einst wohl das Dorfgericht, in dem der Kastner von Heidenheim oder der Oberamtmann selbst den Vorsitz führte. Womöglich tanzte um die Linde zur Maienzeit auch das junge Volk im Dorfe oder es führte dort den Kirchweihtanz auf. In diesem Gericht waren keine studierten Juristen, sondern ehrbare Leute aus dem Dorf vertreten, die aufgrund ihrer Erfahrung über altes Herkommen und Recht gut Bescheid wussten. Im Dorfgericht konnten natürlich keine Todesstrafen verhängt werden, sondern nur Vergehen, sogenannte Frevel, die draußen in Feld und Flur von Dorfgenossen begangen wurden und nun im Dorfgericht mit wenigen Kreuzern abgestraft wurden. Die Linde wurde so zu einer Art Kultmittelpunkt im Dorfe. Vor 1933 stand dort noch eine alte, ehrwürdige Linde. Dann wurde eine "Hitlerlinde" gepflanzt und nach dem Zweiten Weltkrieg eine "Hansgeorg-Klauss-Linde" zu Ehren des damaligen Landrats Hansgeorg Klauss, in dessen Gunsten die finanziell schwache Gemeinde Hohentrüdingen stand. Die Ortsbezeichnung "an der Linde" ist heute noch im Volksmund gebräuchlich.

Loh, Vorderloh Pl. Nr. 727 - 730; Kalter Loh Pl. Nr. 757 - 787; Heidenheimer Loh Pl. Nr. 453 - 460

Diese Namen erinnern wie so viele in der Hohentrüdinger Gemarkung an verschwundenen Wald, nicht an einen beliebigen Wald, sondern an einen lichten Wald, der zeitweilig auch als Weide für das Vieh dienen konnte. Das Grundwort Loh, mundartlich Lou, bedeutet "lichter Weidewald". Die einzelnen Wälder unserer Heimat tragen ja verschiedene Bezeichnungen. Der übergeordnete Begriff ist Wald. Er wurde aber im Hahnenkamm in der Flurnamengebung kaum verwendet, denn er haftet nur an großen zusammenhängenden Wäldern wie Schwarzwald, Böhmerwald, Bayerischer Wald, Pfälzer Wald. Solche großen Waldgebiete gab es bei uns auch im frühen Mittelalter nicht mehr. Kleinere Waldstücke führen bei uns vor allem den Namen Holz z.B. Meierholz, Kapitelholz, Bauernholz, Heiligenholz u.s.w.

Überaus häufig findet sich im Hahnenkamm die Bezeichnung Loh. Er wird meist für ein Waldstück verwendet, das der Zäun- und Brennholzgewinnung vorbehalten war. Wir können uns heute im Zeitalter der Ölfeuerung und der Heizung durch Sonnenenergie und der Steinbauweise der Häuser wohl kaum noch eine Vorstellung davon machen, welche Mühen die Beschaffung von Brennmaterial in strengen Wintern für die Menschen früherer Zeiten bedeutete. Das Zäun- und Brennholz wurde im Loh gewonnen. Dieser unterlag der Bewirtschaftung in Form eines Niederwaldes. Zugrunde liegt ihr die Eigenschaft der Laubbäume, die sich, wird der Stamm abgeholzt, wieder aus dem Stock heraus durch Austriebe erneuern können. Lässt man die Stockausschläge 15 oder 20 Jahre wachsen, so können sie nach dieser Zeit mit dem Beil wieder abgeholzt werden. Die Eichenaustriebe wurden sogar im Frühjahr entschält, die Rinde getrocknet und in der Lohmühle gemahlen und als Gerberlohe verkauft. Die entrindeten Ruten konnten als Zäunholz Verwendung finden. Wegen der herumziehenden Viehherden auf den Triebwegen in der Flur und wegen der oft frei herumlaufenden Hennen, Gänse und Schweine waren viele Zäune im Dorf und Feld zum Schutz der Saat erforderlich. Die abgeholzten Eichenaustriebe wurden aber auch bisweilen gespalten und im Hausbau verwendet.

Wohnhäuser aus Stein gab es zur Zeit der Entstehung der Hohentrüdinger Adelsburg weder auf dem Lande noch in den aufkommenden Städten. Nur die Adelsfamilie selbst hauste schlecht und recht in einem kalten Steinhaus. Die Behausung der Bauern und der kleinen Leute und Handwerker waren alle aus Holz, Lehm und Stroh errichtet. Die Wände dieser Behausungen wurden mit Ruten geflochten und mit Lehm verschmiert. Das meiste Holz, das beim Abschlagen der Stockausschläge im Loh gewonnen wurde, diente als Brennmaterial. Ein derart als Niederwald genutztes Waldstück führte meist den Namen Loh, Lohholz. Der Vorderloh in Hohentrüdingen war also jenes Waldstück in Dorfnähe (heute hinter den Maschinenhallen), das als Niederwald den Zäun- und Brennholzbedarf der jungen Gemeinde diente. Wo das Licht ungehindert durch die Kronen hoher Baumriesen auf den Waldboden fallen konnte, da siedelten sich auch Gräser und Kräuter an und so lohnte es sich auch, Viehherden in den Loh zu treiben oder im Herbst die Schweine dort zu mästen, wo sie von den wenigen im Loh stehenden Samenbäumen, den Eichen und Buchen, die abgefallenen Eicheln und Bucheckern sich ernähren konnten. Die Schweinemast aus den Laubwäldern des Hahnenkamms spielte im Mittelalter eine bedeutende Rolle. Etwas weiter entfernt vom Dorfe war der Kalte Loh am Weg zum Kreuthof. Er trägt seinen Namen wohl deswegen, weil er eine dem kalten Nordostwind ausgesetzte Lage einnahm. Der Heidenheimer Loh in Klashausen (Kleinhausen) gehörte einmal Heidenheimer Besitzern. Der Sumpfenloh am Eichich ist nach seiner feuchten Lage benannt. Alle diese Äcker, Wiesen und Weiden, die heute den Namen Loh führen, waren einmal altes Weideland.