Hohentrüdingen

Flurnamen

 

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Greut- Namen im Westen der Gemeinde

Die vielen Flurnamen auf -greut, in der Mundart Greit oder Kreit, stehen alle in Zusammenhang mit der Tätigkeit des Waldrodens, die im Mittelalter sehr oft von Nöten war, wenn neues Ackerland der bewaldeten Urlandschaft abgerungen werden musste. Grundlage bildet das mittelhochdeutsche Tätigkeitswort riuten, das reuten, ausreuten, urbarmachen bedeutete. In unserer Mundart wurde dieses Wort zu reiten, was nichts zu tun hat mit der Fortbewegung zu Pferde, sondern an das Ausreiten einer Hecke oder eines Waldstückes erinnert. Das zuständige Werkzeug dazu war die wohlbekannte Reithaue, die ja heute noch bei der Tätigkeit des Rodens in kleinem Rahmen verwendet wird. Das neugewonnene Land, das durch das Ausreiten des Waldes in Wiesen- oder Ackerland verwandelt wurde, nannte man nun Gereit, verkürzt zu Greit oder Kreut (Kreuthof).

Da die Adelsburg und mit ihr der Ort Hohentrüdingen, sowie die gesamte Gemarkung auf ehemaligen Waldboden im 12. Jahrhundert entstanden sind, darf es nicht verwundern, daß die "Greitnamen" einen hohen Anteil im Flurnamengut des Dorfes einnehmen. Freilich ist zu beachten, daß nicht alle diese Greit- oder Greut - Namen in das 12. Jahrhundert, also in die Zeit der Entstehung der Hohentrüdinger Gemarkung zurückreichen. Sie ist ja nicht in einem Zuge entstanden. Die jetzige Verteilung von Wald-, Acker- und Wiesenland ist kein Zustand, der in einem einmaligen großen Rodungsvorgang des 12. Jahrhunderts erfolgte und dann erstarrte. Nein, Waldstücke wurden hier auch noch in späteren Jahrhunderten dem Wald abgerungen, wenn auch nicht mehr in dem verschärften Maße wie zur Zeit der Ortsgründung. Auch diese späteren Lichtungen des Waldes konnten mit Kreutnamen bedacht werden. Man darf auch nicht annehmen, dass alles gerodete Land nun Kreutnamen erhielt. Auch da, wo heute Acker- und Wiesenland verbreitet ist, wurde gerodet, aber mit Namen versehen, die an ehemaligen Waldbestand erinnern wie Reisch, Buch, Eichelein, Erlach, Stockach usw. Die Ausgestaltung der Gemarkung Hohentrüdingen war also kein einmaliger Akt der Rodung, sondern ein Vorgang der allmählichen Zurückdrängung der Bewaldung von unterschiedlicher Intensivität. Man darf also auch noch da, wo heutiges Acker- und Wiesenland mit sogenannten Kulturnamen benannt ist, noch ehemaligen Waldbestand annehmen. Die vielen im Laufe der Jahrhunderte gerodeten Waldstücke auf -kreit mussten wieder unterschieden werden. Dies geschah am besten dadurch, daß man sie mit dem Namen des Besitzers belegte. Folgende Beispiele haben sich erhalten:

Abrahamskreut, Pl. Nr. 135, 140, 137

Acker und Wiese sind wohl nach der Besitzerfamilie Abraham benannt, die einmal in Westheim beheimatet war.

Hasengreut, Pl. Nr. 131, 132

Unter dieser Bezeichnung sind im Flurplan Grundstücke südlich der Straße nach Westheim eingetragen und zwar dort, wo diese unterhalb Hohentrüdingen (Anwesen Eduard Meier) einen starken Linksbogen macht. Ob der Name Hasengreut von einer Person namens Has oder von einem Feldhasen herzuleiten ist, bleibt unbekannt.

Kölbelsgreut, mundartlich "in der Kölbel",. Pl. Nr. 115, 118, 119, 121

Diese Hangwiesen liegen am Nordwesthang des Hohentrüdinger Berges an das Hag angrenzend. Sie wurden einmal aus dem Hag herausgerodet und nach einem Besitzer namens Kölbel benannt. Um 1430 heißt es in einem alten Buch:

Im gleichen Buch wird ein Hermann Kölblein genannt, der eine Hofstatt besaß, die später ein Chunzel (Konrad) Degersheimer übernahm.

Meyers Kreut, Pl. Nr. 135, 140, 137

So wurden jene Wiesen benannt, die sich heute am Nordhang des Hohentrüdinger Bühls an die sogenannten Wirtswiesen anschließen. Sie sind entweder nach einem ehemaligen Besitzer namens Meier oder nach einem Meierhof benannt. In Hohentrüdingen gab es keinen Meierhof.

Statzengreut

Benannt nach der alten ehemaligen Familie Statz in Westheim.

Mittleres Greut, hinteres Greut, Pl. Nr. 104, 105, 106, 107, 108, 110, 112, 113

Diese beiden Greutnamen umfassen einen weiten Bereich von Wiesen und Äckern, der vor dem großen, etwa 100 Tagwerk umfassenden Staatswald Hag liegt. Hier wird das einstmals gerodete Land nicht nach den einzelnen Besitzern, sondern nach seiner Lage bezeichnet. Die Namen mittleres und hinteres Kreut kommen in alten Schriften nicht vor. Dafür stehen meist Waldnamen wie Lohwiese, Hagwiese, vorm. Hag. Die Greut- und Waldnamen für Äcker und Wiesen vor dem großen Staatswald Hag lassen den Schluss zu, dass im hohen Mittelalter vor dem Beginn des Burgenbaues zu Hohentrüdingen der gesamte Bereich des Hahnenkammsteilrandes am Fuße der Burg, der heute Äcker, Wiesen und Baumgärten trägt, noch bewaldet war. Es bestand also vor dem Burgenbau noch eine geschlossene Waldzone vom heutigen Hag über Kölbels Kreut, Abrahamsgreut, Meiersgreut, Hasengreut hinüber bis zum Bühl. Der Wald Hag dehnte sich also um den gesamten Hohentrüdinger Berg hinüber bis zum bewaldeten Bühl. Dieser Zustand bestand auch noch nach der Errichtung der Burg im 12. Jahrhundert noch teilweise fort. Der Waldgürtel wurde erst nach dem Burgenbau allmählich aufgelichtet und zwar von Westheim und Hohentrüdingen her. Das geht auch noch aus der Teilungsurkunde von 1329 hervor. Da heißt es:

Gemeint ist wohl der sogenannte Pfaffenweg, der später am Hag vorbei und damals noch durch das Hag führte. Wir können also aufgrund der Rodungs- und Waldnamen feststellen, dass der Westteil der Hohentrüdinger Gemarkung, also der Hahnenkammsteilrand, der hier zur Westheimer Gemarkung abfällt, vor der Ortsgründung Hohentrüdingens noch völlig bewaldet war und erst allmählich mit Gärten, Äckern und Wiesen aufgelichtet wurde. Das liebliche Bild, das heute unser Ort von Westheim her gesehen dem Fremden sich bietet, war im 11. Jahrhundert mit dichtem Wald bedeckt, der weit in die jetzige Westheimer Flur herabreichte.

Grummetswiese, mundartlich Groamatswiesn, Ohmadwiese Pl. Nr. 967 - 973

Die Grummetswiese, mundartlich Groametswies, lag an der Straße nach Heidenheim und grenzte an den ewigen Weidegrund, der Espan genannt (später Obstanlage). Sie gehörte größtenteils in den Bauernhof, der 1535 erstmals genannt wird. Der Name Grummetswiese (Groametswies) kommt von dem mittelhochdeutschen Wort Gruen mat, und bezeichnet Gras, das in grünem Zustand gemäht wird, wohl deswegen, weil nach dem ersten Schnitt keine oder nur wenige Blumen mehr auf der Wiese blühen, sie daher grün erscheint. Im Frühling dagegen, wenn Heu gemacht wurde, also der erste Schnitt erfolgte (um Johanni, 24. Juni) standen die Wiesen voller Blumen. Vor dem Walburgentag (1. Mai) musste jeder Gemeindsmann eine Vorhut der Dorfherde auf den Wiesen dulden. Diese Frühjahrsweide auf den Wiesen nannte man den Blumenbesuch. Das ist eine alte Bezeichnung, die in spätere Zeiten fortlebte und gleichgesetzt wurde mit dem Viehtrieb allgemein. So wurde 1578 ein Vertrag zwischen Altentrüdingen und Unterschwaningen "des Blumenbesuchs und Triebs halber" geschlossen.

Ab Walburgi (1. Mai) musste der Gemeindehirte mit seiner Viehherde die Wiesen verlassen, denn nun sollte das Gras für Heu- und Grummetgewinn wachsen. Ab Michaelis (29. September), wenn das Grummet abgeerntet war, durfte er wieder auf die Wiesen treiben. Nicht alle Wiesen wurden zweimal gemäht, es gab einmähdige und zweimähdige. Die Heidenheimer Quellen drücken das so aus: die Wiese "in den Lüßen" trägt 1 Gras, trägt 2 Gras oder trägt alts und jungs Gras. Die Grummetswiese in Hohentrüdingen war wohl eine zweimähdige Wiese, man brauchte wohl keine Nachhut nach dem ersten Grasschnitt zu dulden. Oder war sie eine Herbstwiese, die zunächst der Vorhut diente und erst im August zur Grummeterzeugung gemäht wurde. Für die Bezeichnung Grummetswiese, die vor allem im Fränkischen verbreitet war, verwenden hier im schwäbisch-fränkischen Grenzraum die Schreiber auch den Begriff "Omahdswiese". Dieser Name geht auf das mittelhochdeutsche Wort amat zurück, das den "zweiten Grasschnitt" bedeutet. So heißt es einmal: "die Wiese ist noch nicht geomahtet", das heißt: der zweite Grasschnitt, das Grummet, ist noch nicht geerntet. Verwandt mit Omahd ist auch das schwäbische Öhmd oder Emd, das in der Hohentrüdinger Flur zu Hemed wurde (siehe dort).

Grundacker Pl. Nr. 254 - 259

Ein von Höhen umfasstes Tälchen wird im Volksmund oft Grund genannt (Römergrund). "In einem kühlen Grunde.." so fängt ein früher viel gesungenes Lied an. Der Grundacker ist eine ziemlich tiefe, in Steilhängen abfallende Bodenvertiefung südlich der Weed, einst Äcker und Gärten. Nach der Flurbereinigung wurde der Grundacker als Siedlungsgebiet ausgewiesen.