Heidenheim

Flurnamen in Heidenheim

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Nachtweide (1777-78; 1794-97; 1811-28), Nachtweide beim Gärtnersbauern (4420-4421).

Als Nachtweide sind Grundstücke am Weg nach Mariabrunn gegenüber den Lüßwiesen eingetragen. Der Name bereitete unseren Ahnen noch vor 200 Jahren keine Schwierigkeiten bei der Deutung. Wir müssen heute eine Weile nachdenken, wenn wir ihn verstehen wollen. Die Nachtweide war ein Grasplatz, auf dem die Weide der Tiere oft bei Nacht stattfand. Den Menschen unserer Tage fällt es schwer, sich vorzustellen, dass einmal vor Jahrhunderten vom zeitigen Frühjahr bis in den späten Herbst hinein jeden Morgen ein Hirte durch den Ort zog, in ein Horn blies und dass daraufhin die Stalltüren geöffnet wurden, das Rindvieh heraustrat, sich zu einer Herde formierte und unter Aufsicht des Hirten auf die Weide zog.

Stallfütterung war dazumal nur im Winter üblich; während der Sommerzeit musste sich das Vieh sein Futter auf der Weide selbst suchen. Weidewirtschaft unter Aufsicht eines gemeinen (gemeinsamen) Hirten war die Jahrhunderte hindurch auf dem kleinsten Dorf aber auch in den Städten und Märkten die übliche Form der Viehwirtschaft. Weil die Weide während des Tages stattfand, sprach man von der Tagweide. Wie aber stand es um die Nachtweide? Während des Tages konnten nicht alle Tiere in die Herde "eingeschlagen" werden, wie man damals sagte.

Das angewöhnte Zugvieh (Ochsen, Kühe und Pferde) wurde beim Tag zur Pflug- und Fuhrarbeit benötigt. Es musste schon vor Beginn der Arbeit in aller Frühe oder danach am späten Abend geweidet werden. In diesen Zeitspannen war es im Frühjahr noch und im Herbst schon Nacht. Damit auch das Zugvieh in den Genuss der Weide kam, wurden in Ortsnähe Wiesen als Nachtweide bestimmt, auf denen die Zugtiere grasen konnten. Die ortsnahe Lage war wesentlich, denn nach der schweren Tagesarbeit konnte man dem Zugvieh keinen weiten Weg zum Futterplatz mehr zumuten. Außerdem war auch in Ortsnähe mehr Sicherheit vor Viehdieben und Feinden gewährleistet. Die Nachtweide für den Markt Heidenheim lag in Richtung Mariabrunn. Das meiste Zugvieh kam ja aus der südlichen, eichstättischen Seite Heidenheims, aus dem Krechelberger- und Ledergassenviertel. Dort lagen der große Meierhof und die Hufen und Lehen, die über Spannvieh verfügten.

Das Zugvieh vom Bauhof des Klosters fand wohl seine Nachtweide innerhalb der geräumigen Klostergärten, die im Mittelalter wenig bebaut waren. Die kleinen Häusler des Klosters im Steingruber- und Furterviertel verfügten wohl kaum über Spannvieh, wenigstens nicht um 1400. Sie arbeiteten am Bauhof des Klosters als Taglöhner oder als Handwerker. Nach dem Dreißigjährigen Krieg, als die letzten Klostergüter verteilt waren, wurde das freilich anders. Die großen Höfe zu Kirschenloh und zu Eggenthal, dazu die Rohrmühle (Balsenmühle) konnten ihr Zugvieh nicht in die entfernt gelegene Nachtweide in Heidenheim treiben, sie suchten in Ortsnähe ihre private Weide in Gärten oder auf nahe gelegenen Grundstücken. Ein eigener Name Nachtweide hat sich allerdings nur in der Nähe des Gärtnerhofes niedergeschlagen. Damit niemand einen Vorteil aus dem Beweiden auf der Nachtweide ziehen konnte, wurde morgens eine bestimmte Zeit des Weidebeginns festgelegt. Wer vor dieser Zeit weidete, wurde vom Flurer gerügt und vom Marktgericht mit einer Geldstrafe belegt.

Neubrüche, Neubruchäcker (529-704)

Dieser Name steht mit der Tätigkeit des Brechens in Zusammenhang, nicht mit dem vor allen in Norddeutschland verbreiteten Bruch, das "Moorboden, Sumpfland" bedeutet (vgl. Oderbruch). Grundstücke, an denen der Name Neubruch haftet, wurden in unserer Heimat aus ehemaligem Wald- oder Weideland umgebrochen und in Ackerland verwandelt. Es entstand neues, umgebrochenes Feld. Die Neubrüche in Heidenheim entstanden im Jahre 1623 während des Dreißigjährigen Krieges (1618-1648). Ein Eintrag in ein Buch des Klosterverwalters zu Heidenheim lautet:

Die 112 Neubrüche waren lauter kleine Grundstücke.

Nöterwies

Sie wird zwischen der Grabwies und dem niederen (unteren) Weiher genannt. Um den Sinn dieses Namens zu deuten, müssen wir ihn wohl mit dem mittelhochdeutschen Wort not in Verbindung bringen, dem eine vielfache Bedeutung innewohnt. Die Wiese trägt zweimal Gras, das heißt wohl, sie kann zweimal gemäht werden. Also war sie keine schlechte Wiese. Aber sie kann durch ihre Lage im Sumpf oder durch ihre hügelige Form die Mahder - so hießen einst die Mäher - bei der Arbeit in Not, in Bedrängnis bringen, oder durch ihren Ertrag enttäuschen. Es gibt anderwärts auch den Namen Notacker, der in Heidenheim als Familien- und Hofname erscheint. Eine eindeutige Erklärung fällt schwer.