Heidenheim

Flurnamen in Heidenheim

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Pflaumfelder Acker (2821-2827), mundartlich "die Plafelderli"

Die Plaumfelder Äcker in der Gemarkung Heidenheim liegen unweit der Spitteläcker im Nordwesten des Ortes und gehören zu den guten Böden. Ihr Name ist wohl auf einen Heidenheimer Bürger zurückzuführen, der aus dem nahen Pflaumfeld stammte und nach diesem Ort benannt wurde. Er könnte nach seinem Tod die Äcker dem Kloster gestiftet haben. Vielleicht darf man an einen Konventbruder aus Pflaumfeld denken, der einer niederadeligen Familie angehörte oder an eine Jahrtagstiftung eines Pflaumfelders.

Polnisch Preußen (3864-4053), mundartlich Pulisch Preißn

Der Name haftete an vielen kleinen Grundstücken am Hang der Höhe, die sich in Richtung Dittenheim zum Gelben Berg hinzieht und an der 1949 eine neue Straße Heidenheim - Dittenheim gebaut wurde, die allerdings im Zuge der Errichtung der Garnison wieder aufgegeben werden musste. Wie kamen diese Grundstücke zu dem merkwürdigen Namen Polnisch Preußen?

Zweifellos erinnert er an die beiden Länder Polen und Preußen. Wäre der Name Polnisch-Preußen nur in der Heidenheimer Gemarkung in Gebrauch gewesen, so fiele uns seine Deutung sicherlich schwerer, fast rätselhaft. Da er aber auch in Degersheim und Westheim beheimatet ist und an Grundstücken haftete, die einmal als Weideland in Gemeindebesitz waren und in der Zeit zwischen 1791 und 1806 unter die berechtigten Dorfgenossen verteilt wurden, lässt sich leichter eine Beziehung zu den Ländernamen Preußen und Polen finden. Um die Zeit der Wende vom 18. zum 19. Jahrhundert bewegten in der großen Weltpolitik die drei polnischen Teilungen die Gemüter der Menschen in Europa. Polen verschwand als selbständiger Staat und fiel in Teilen an die Länder Preußen, Russland und Österreich. Trotz tapferer Gegenwehr mussten sich die Polen für lange Zeit mit dem Schicksal der Teilung ihres Volkes abfinden. Diese oft blutig ausgetragenen vier polnischen Teilungen bewegten von 1772 bis 1795 und darüber hinaus die europäische Politik. Da die Markgrafschaft Brandenburg-Ansbach von 1791-1806 zu Preußen gehörte, ist es denkbar, dass hier die polnischen Teilungen besondere Aufmerksamkeit bei denen auf den preußischen König verpflichteten Beamten und Landmessern fanden.

Einer von diesen Herren, der an der Verteilung des Gemeindelandes in Heidenheim verantwortlich war, kam wohl auf den Gedanken, man könnte das politische Ereignis der Teilung des großen polnischen Landes, das zu dieser Zeit aktuell war, symbolisch auf die Teilung der gemeindeeigenen Länderein in Heidenheim übertragen und die neu verteilten Grundstücke als Polnisch-Preußen bezeichnen. Ein großes fernes Ereignis der Weltpolitik fand hier im Hahnenkamm im Flurnamengut einen Niederschlag. Wie man im Osten Europas das große polnische Land verteilte, so erfolgte zu dieser Zeit die Aufteilung der Gemeindeweide, weil die alte Weidewirtschaft überholt und die Stallfütterung allgemein eingeführt wurde. Polnisch-Preußen ist ein junger Flurname, wohl von oben her verordnet. In alten geschriebenen Büchern des Klosters Heidenheim findet er sich nicht.

Pulverhörnlein (2766-67)

Für diesen Namen ließ sich kein alter Beleg finden. Es liegt hier wohl ein Vergleich mit einem Pulverhorn zugrunde. Darunter verstand man früher einen, ursprünglich aus einem Rinderhorn gefertigten Behälter zur Aufnahme von losem Pulver. Das Pulverhorn wurde an einem Riemen getragen. Später wurde es aus Blech hergestellt und Pulverflasche genannt. Man benötigte das Pulverhorn bei den frühen Handfeuerwaffen (Arkebusen und Musketen) und bei Jagdgewehren. Mit der Erfindung des Zündhütchens und der Patronen wurde das Pulverhorn überflüssig. Die mit dem Namen Pulverhörnlein bezeichneten Äcker verliefen nach dem Flurplan von 1838 nicht in gerader, sondern in gebogener Form. Diese regte, unterstützt durch viel Fantasie, zum Vergleich mit einem Pulverhorn an. Die Flurnamengebung erfolgt oft auf seltsame Weise. Der Name ist im Hahnenkamm nur in der Heidenheimer Gemarkung gebräuchlich gewesen.