Heidenheim

Flurnamen in Heidenheim

A B D E F G H K L M N O P R S T V W Z

Sacherwies

Als Zubehör zur Rohrachmühle (Balsenmühle) wird 1535 eine Sacherwies genannt:

Das mittelhochdeutsche Wort saher bedeutet "Sumpfgras, auch Schilf". Das h hat den Lautwert eines ch. Sacherwies ist also eine mit Schilf oder Sumpfgras bewachsene Wiese.

Safferwiese (4398), Safferbrunnen

Der Safferbrunnen wird 1329 erstmals anlässlich der Teilung der zur Burg Hohentrüdingen gehörigen Güter genannt:

1535 gehörten zum Hof des Bauern Martin Brunner in Hohentrüdingen 1½ Tagwerk zwiemähdige Wiesen in der Safferwies. Safferbrunnen und Safferwiese liegen innerhalb der Heidenheimer Gemarkung hinter dem Kreuthof. An einen ausgemauerten Brunnen im Sinne eines Zieh- oder Pumpbrunnens darf hier nicht gedacht werden, sondern an eine Quelle, die ihren Lauf zur Rohrach nimmt. Auch wäre es nicht angebracht, hier eine Heilquelle im Sinne eines Sauerbrunnens zu vermuten, dessen Wasser zu heilenden Trinkkuren verwendet wurde. Die Kinder in Hohentrüdingen wurden früher von ihren Eltern gewarnt, aus der Safferquelle zu trinken. Ob damit ein Aberglaube verbunden war oder lange Erfahrung, mag dahingestellt sein. Die Namen Safferbrunnen, Safferwiese könnten allerdings mit dem Saffer etwas zu tun haben. Unter dem Saffer verstand man einst den Safran, der im Mittelalter als ein bedeutendes Gewürz-, Farb- und Genussmittel sehr begehrt war. Er wurde aus dem Staub der Krokusblüten gewonnen. Aus Nordspanien und Südwestfrankreich wurde der echte Safran durch Fernkaufleute auf die Märkte vor allem nach Nürnberg gebracht. Er war sehr teuer und kostbar. Auf unserer Safferwiese könnte in frühen Jahren einmal der wilde Safran, auch Frühlingssafran genannt, vereinzelt gewachsen sein und die Namengebung verursacht haben. Vielleicht war es aber auch nur die vermeintlich safranfarbige Erscheinung des Quellwassers. Nicht außer Acht lassen darf man bei der Erklärung des Namens Safferwiese das Tätigkeitswort saffern, das den Ton bezeichnet, der beim Durchschreiten eines sumpfigen Geländes unter den Füßen entsteht. Der Name Safferwiese darf nicht verwechselt werden mit der Sacherwies bei der Balsenmühle, die nach dem mittelhochdeutschen saher benannt wurde, das "Sumpfgras" bedeutet.

Sandgarten (4392), Sandfeld (4394-97) am Kreuthof, Sandespan, Sandbreitung (2818-20) (2924)

Die großen Unterschiede in der Bodenbildung der weiten Heidenheimer Gemarkung spiegeln sich auch im Flurnamenbild wider. Dort, wo die Verwitterung den Eisensandstein aufgeschlossen hat, sind Sandböden entstanden, die nicht gerade zu den ertragreichsten gerechnet werden können, besonders nicht in früheren Jahrhunderten, da es an der natürlichen Düngung oft mangelte. Man erkennt die Sandfelder an der rotbraunen Färbung des Ackerbodens. Sind die Böden auf der Eisensandsteinstufe jedoch von den Verwitterungsrückständen einst darüber liegender kalkführender Schichten überschüttet, erweisen sie sich als von guter Qualität (Pflaumfelder, Spitteläcker, Sandbreitung). Sandfelder treten sowohl im Norden als auch im Süden der Heidenheimer Gemarkung auf. Flurnamen verraten uns die Sandlagen. Im Norden und Nordwesten treffen wir den Sandespan (mundartlich Sandeschbela), den Sandacker (2934), die Sandbreitung (2819). Im Süden am Kreuthof sind wieder rötlich gefärbte Böden zu sehen, die ebenfalls mit Sand zusammengesetzte Namen führen, wie Sandgarten, Sandfeld. Die Rohrach hat durch ihre abtragenden Tätigkeit in Urzeiten vom Obelshof bis zum Kreuthof ein breites Tal herausgearbeitet, an dessen West- und Ostflanke der Eisensandstein aufgeschlossen ist.

Saubrunnen, Saubrunnenacker (2418-19, 2423, 2425, 2483)

Unsere Ahnen hatten sich in ihrer täglichen Feldarbeit mit den verschiedensten Bodenarten und ihrer Ertragsfähigkeit auseinanderzusetzen. Dabei entsprang ihren Erfahrungen und Beobachtungen eine gesunde, oft eigenwillige Urteilskraft über den Boden. Was den so genannten "besseren Leuten aus der Stadt" oft als unanständig galt, das war den Dorfbewohnern aus natürlichem Empfinden heraus eine Selbstverständlichkeit. So wurde z.B. bei der Benennung einer feuchten Stelle auf der Hahnenkammhochfläche in Richtung Rohrach die Sau (vornehmer Schwein) zum Vergleich herangezogen, und Saubrunnen genannt. Stauende Bodennässe lässt hier den Ackerboden unfruchtbar erscheinen und deshalb wurde er abschätzig beurteilt. Was in der Flurnamengebung geschah, das hört man in der Mundart bisweilen noch heute, wenn einer im Streit einen anderen Menschen als Drecksau oder Sauhund bezeichnet. Der Saubrunnen war eben kein Brunnen mit lauterem, klarem Wasser, sondern eine zusammen gesickerte Brühe auf dem Ornatenton. Dass hier einmal Wildschweine gesuhlt hätten und deshalb die sumpfige Stelle Saubrunnen genannt wurde, ist kaum anzunehmen. Entscheidend blieb bei der Benennung die abschätzige Wertung des Ackerbodens, die zum Vergleich mit der Sau führte.

Der Name Saubrunnen scheint aber nicht sehr alt zu sein. In den Salbüchern von 1400 und 1535 findet er sich nicht. Das Salbuch des Klosters um 1400 weist dafür eine andere Bezeichnung auf: Das Kloster besitzt auf dem Berg am Rohracher Weg 2 Joch Acker "gen durch dy Gemeind Hül". Was ist darunter zu verstehen? Das mittelhochdeutsche Wort hülwe, hülbe, hüel, hül bedeutet "Pfütze, Pfuhl, Sumpffläche". Diese Eigenschaft trifft auf den Saubrunnen zu. Der Vergleich mit der Sau findet sich in älteren Flurnamen selten, er ist erst eine Erscheinung der späteren Zeit. Man muss sich wundern, dass hier oben auf den Kalkschichten des Hahnenkamms überhaupt solch kleine Feuchtgebiete wie der Saubrunnen entstehen konnten, wo doch durch die Verkarstung des Kalkgesteins das Wasser rasch in die Tiefe sinkt. Doch auf der Albhochfläche liegen inselartig verbreitet bisweilen Verwitterungsreste der Kreidezeit, die Wasser speichern können. Solche müssen auch die Ursache für die Entstehung des Saubrunnens gewesen sein.

Saulach, in der Saulach (2176-2184; 2186-2210)

Ein alter Beleg für den Flurnamen Saulach ließ sich nicht finden. Das Grundwort -lache ist in der Flurnamengebung häufig vertreten. Es wird in unterschiedlicher Bedeutung verwendet. Das mittelhochdeutsche Wort lache, lachene bezeichnet einen Einschnitt, eine Kerbe auf dem Grenzbaum oder Grenzstein. Es kann aber auch Grenzzeichen überhaupt bedeuten. Solche Bäume, die mit einer Lache, einem Grenzzeichen, versehen waren, nannte man Lachbaum. Diese Art der Kennzeichnung der Grenze durch Kreuze in Bäumen wurde auch in unserer Heimat wie überall im Mittelalter ausgeübt, aber der Begriff Lachbaum erscheint in den Quellen nicht. Besser bekannt ist das Wort Lache im Sinne von "Pfütze, kleine Wasseransammlung, feuchte Stelle". Wir kennen noch die Wasserlache oder die Blutlache. Solche kleine und größere Feuchtgebiete waren in der mittelalterlichen Flur sehr häufig vorhanden. Lache im Sinne von "feuchter Stelle" wurde als Flurname schon früher verwendet. Jünger dagegen ist das Bestimmungswort "Sau". In der bäuerlichen Sprache wird es ohne verächtliche Herabsetzung verwendet, in der vornehmen Gesellschaft durch "Schwein" ersetzt. In der Jägersprache wird der Begriff Sau vor allem auf Wildschweine angewendet. Von dieser Vorstellung ausgehend könnte man die Flurbezeichnung "in der Saulach" deuten als "Lache (Pfütze), in der sich Sauen (Wildschweine) suhlen". Doch scheint diese Deutung nicht zu überzeugen. Vielmehr wird die Qualität des Bodens maßgebend bei der Namengebung gewesen sein. Wie beim Saubrunnen wird auf der Saulach schwerer, schlammiger Boden einen abschätzigen Vergleich mit der Sau zur Folge gehabt haben. Dies geht auch aus der Tatsache hervor, dass statt Saulache bisweilen auch Seelache verwendet wird. Flurnamen mit der Zusammensetzung Sau gehören zur jüngeren Epoche der Flurnamengebung.

Schafhof (2579-2582); Schafleite (2583-2595); Schafwiesen (2586); Schafberg

Die Schafzucht spielte im Mittelalter in Heidenheim wie überall im Land eine bedeutende wirtschaftliche Rolle. Die Kunstfaser war noch unbekannt, ausländische Wolle wurde nicht eingeführt. Man musste sich meist mit dem begnügen, was auf heimischer Scholle erzeugt werden konnte. Die Wolle stand daher bis nach dem Zweiten Weltkrieg gut im Preis und wurde fast in allen Häusern noch versponnen. Jedes Dorf hielt eine oder zwei Schafherden, in die die Bauern ihre Schafe einschlagen konnten. Das Kloster Heidenheim hatte schon früh seine eigene Schafzucht eingerichtet. Wir wissen nicht, wann dies geschah, doch dürfen wir annehmen, dass schon im frühen Mittelalter im 9.-10. Jahrhundert eine eigene Klosterschäferei bestand. Schriftliche Nachrichten bezeugen diesen Zustand aber erst um 1400. Da heißt es in dem sauber geschriebenen Salbuch aus dieser Zeit:

In Heidenheim war also ein eigener Klosterschäfer und ein eigener Marktschäfer bis in das 20. Jahrhundert tätig. Die trockenen Weißjuraböden der Hahnenkammhochfläche um Heidenheim, sowie die steilen Hanglagen boten den Schafen eine gesunde Weide. Das Kloster hatte auf der Ornatentonverebnung unterhalb des Schafberges einen eigenen Schafhof eingerichtet. Nicht immer wurde die Schäferei vom Glück begleitet. So lesen wir im Rechnungsbuch des Abtes Wilhelm von Vestenberg (1427-1446): "Item all meine Schaf jung und alt sind mir räudig worden, das wurde mit kundgetan nach Quasi modo geniti (Sonntag nach Ostern)". Die Schafräude, eine Hautkrankheit, die durch Milben entsteht, verursachte damals große Verluste. Der Abt konnte die Schafe trotzdem verkaufen:

Im Jahre 1432 wurden in den Winter geschlagen:

Als das Kloster 1537 aufgelöst wurde, verschwanden seine wirtschaftlichen Einrichtungen nicht gleichzeitig. Das Kloster wurde in ein weltliches Klosterverwalteramt umgewandelt. Der Bauhof als wirtschaftliche Grundlage und der Schafhof auf dem Berg bestanden aber noch lange fort. 1681 lesen wir über die Schäferei des Klosteramtes:

Schelmwiese (1104), Schelmacker (1105-1113), Hard- oder Schelmacker (1103)

Das Kloster Heidenheim besaß um 1400 2 Joch Acker "an dem Schelmacker". Das mittelhochdeutsche Wort der schelme, schelm bedeutet "Pest, Seuche, besonders Viehseuche, toter Körper". Uns modernen Menschen sind Viehseuchen und ihre furchtbaren Folgen (Schweinepest) immer noch bewusst, wenn auch die Maul- und Klauenseuche weitgehend zurückgedrängt werden konnte. Im Mittelalter stand man diesen ansteckenden Viehkrankheiten machtlos gegenüber. Heute werden die verendeten Tiere von der Tierkörper-Beseitigungsanstalt abgeholt. In früheren Zeiten musste der Schinder das gefallene Vieh mit dem Schindschlitten auf den Schelmwasen schleifen und dort vergraben. Der Schelmacker und die Schelmwiese haben ihren Namen deswegen erhalten, weil sie nahe der Stelle lagen wo der Schelm (toter Körper) vergraben wurde. Das war in Heidenheim wohl am Südwestausgang nahe am Hard, dem großen Waldgebiet in Richtung Hohentrüdingen, der Fall. Dort sind im Flurplan die Schelmäcker eingetragen. Im 18. Jahrhundert wurden auf landesherrliche Verordnungen hin von den Gemeinden so genannte Fallhäuser errichtet, einfache Häuslein vom Ort abgelegen, in denen der Schinder oder Abdecker den gefallenen Tieren die Decke (Haut) abzog, die wiederverwertet wurde. Fallhaus oder Abdeckerei wurden diese Häuser genannt. Man denke an den Fallweiher bei Gunzenhausen. In Heidenheim stand das Fallhaus auf dem Berg an der Straße nach Degersheim. Wenn in den umliegenden Höfen ein Vieh verendete, wurde es wohl in deren Nähe eingegraben.

Scheracker, Scherbreitung, an der Scherbreitung

Zum Besitz des Klosters Heidenheim zählten um 1400:

Diese beiden Namen sind heute verschwunden. Sie bezogen sich auf Grundstücke, die am Nordrand des Marktes in Richtung Sammenheimer Weg lagen und heute zum Teil überbaut sind. Bei der Deutung dieser Namen liegt es nahe, sie an die alte Bezeichnung für den Maulwurf anzuschließen. Der Maulwurf bedeutete in den Augen unserer Ahnen einen Schädling, der vor allem in Wiesen und Weiden Erdhaufen aufwühlt, die beim Grasmähen hinderlich waren. Manche Gemeinden bestellten gegen Lohn einen Maulwurffänger und die alten Leute können sich vielleicht noch erinnern, dass einer, wenn er ein Maulwurfschwänzchen beim Bürgermeister ablieferte, dafür 10 Pfennige bekam. Außerdem wurde auch das Fell des Maulwurfs zu Pelzwerk verarbeitet. Die volkstümliche Bezeichnung für den Maulwurf ist Mondwerfer. Dabei hat bei der Benennung sicherlich der Mond keine Rolle gespielt. Im Mittelhochdeutschen wurde der Maulwurf molt-schere, moltwerf, auch moltwurm genannt. Das heute nicht mehr geläufige Wort "die molte" bedeutet "Staub, Erde, Erdboden". Der moltwerfe (Maulwurf) war also "das die Erde aufwerfende Tier". Der Volksmund hat daraus einen "Mondwerfer" gemacht.

Was haben nun die Flurnamen Scheracker und Scherbreitung mit dem Maulwurf zu tun? Es gab eine weitere alte Bezeichnung für dieses im Dunkel des Erdbodens lebende Tier: Schermaus, mittelhochdeutsch schermus oder kurz scher. Scheracker und Scherbreitung ließen sich demnach deuten: Acker oder breiter Acker (Breitung), auf denen Maulwürfe hausen. Das ist wohl die nüchternste Deutung, die beim bäuerlichen Menschen des Mittelalters aus praktischer Sorge um seine Feldfrüchte ausgelöst wurde. Man kann zwar nicht völlig ausschließen, dass bei den Flurbezeichnungen Scheracker, Scherbreitung auch ein Vergleich mit der Schere, dem beliebten Handwerkszeug des Schneiders, vorliegt wie er etwa bei der im Brombachsee verschwundenen Scheermühle erwogen wird, die entweder nach einem scherenförmigen Zusammenfluss zweier Bäche oder nach einem scherenförmigen Grundstück benannt wurde, doch dafür fehlen bei unserem Scheracker die nötigen Quellen.

Scheuergarten, im Scheuergarten (2925-29); hinter dem Scheuergarten (2930-33) mundartlich: Scheigarten

Das neuhochdeutsche Wort "die Scheuer" im Sinne von Scheune wurde in unserer Heimat früher nicht verwendet; man benutzte dafür Stadel als Speicher für das Getreide. Der Aufseher über den Klosterstadel war der Stadelmeister. Der Scheuergarten steht auch mit einer Scheuer oder Scheune nicht in Verbindung, sondern mit dem mittelhochdeutschen Wort schie, schige, das "Zaunpfahl, Umzäunung von Pfählen" bedeutet. Auch zu dem Tätigkeitswort scheuern besteht kein Zusammenhang. Die Scheie ist ein Latten- oder Pfahlzaun. Der Scheuergarten ist demnach ein Garten, der mit Pfählen oder mit Latten umhegt ist. Ein alter Beleg ließ sich nicht finden.

Scheuerlein (1434), Scheuerleinswiesen (43-4369, 1436-45), Scheierla

Mit einer Scheune oder Scheuer darf man den Namen nicht in Verbindung bringen. Für diese Wiesen steht im alten Salbuch um 1400 die Bezeichnung "Schöner Loh". Sie liegen zwischen der Balsen- und der Scheckenmühle. Schönerloh, so hieß 1329 ein Burglehen, das Schaup der Hyrs (Hirsch) besaß. Er war Angehöriger eines Rittergeschlechtes, das in Westheim seinen Sitz hatte und den Grafen von Truhendingen (Hohentrüdingen) diente. Zu dieser Zeit waren die heutigen Wiesen noch zum Teil mit einem Loh, mit einem lichten Wald, bedeckt. Später wurde der Wald gerodet und in Wiesenland verwandelt. 1400 heißt es:

In der Mundart wurde Schöner Loh zu Scheierla. Das Scheierla grenzt an die Äcker und Wiesen, die in der Hechlinger Flur die Bezeichnung "in der Schöne" führen. In der Schön wurden sie nicht etwa wegen der schönen Aussicht genannt. Der mittelalterliche Mensch empfand für derartige landschaftliche Blicke, die in der Schön gar nicht so sehr vorhanden waren, wenig Verständnis. Er bezog den Begriff schön vor allem auf die Güte und Ertragfähigkeit des Bodens. Schönerloh wäre also zu deuten: Lichter Wald an der guten Ackerlage "in der Schön".

Schildsberg (1841-1859), Schildsgrund (1860-1881), Schildsweiher (1839)

Die Landschaft um Heidenheim weist einen reichen Wechsel an Bodenformen aller Art auf. Berge und Hügel, Hänge und Ebenen, Schluchten, Mulden und Tälchen wechseln in bunter Folge. Sie alle unterlagen der genauen Beobachtung des mittelalterlichen Menschen, der mehr als heutzutage ortsgebunden war und sich durch seine Arbeit in der heimischen Natur aufhielt und alle Erscheinungen mit Namen aus seinem Denken und Fühlen und vor allem aus seiner Phantasie belegte. Besonders beliebt waren hier Bilder und Vergleiche. Der Flurname Schildsberg lässt uns erkennen, dass sogar Waffen der damaligen Zeit bei der Benennung von Bergen herangezogen wurden. Der Schildsberg erscheint von der Ferne beobachtet als ein in der Mitte aufgewölbter Schild und gab den Menschen des Mittelalters Anregung, ihn mit einer beliebten Waffe zum Schutze des Körpers zu vergleichen. Flurnamen wie Schildeck, Schildrain, Hohenschild sind anderwärts in Flurnamenbüchern verzeichnet. Die ältesten Schreibformen um 1400 lauten zwar Schiltzberg. So besitzt das Kloster nach dem alten Salbuch einen Lochacker (Lohacker) in dem Schiltzberg und ist ein Egert. Ferner sind verzeichnet: 2 Tagwerk Wiesen "in dem Schiltzgrund" und dort auch schon 1400 ein "Schiltzweiher".

Doch kann hier wohl kaum ein Personenname Schiltz bei der Deutung in Frage kommen, sondern der Schild als mittelalterliche Waffe zur Verteidigung, der ja damals in aller Munde war. Da der Vergleich mit einem Schild hier eine mögliche Deutung erlaubt, dafür spricht auch der Vergleich mit einem Ger, der als Bezeichnung für ein mehr oder minder spitz zulaufendes Grundstück in der Heidenheimer Markung und im Hahnenkamm durchaus geläufig war (mundartlich Gära). Das s in der Fuge zwischen dem Bestimmungswort Schild und dem Grundwort -berg muss wohl des Wohlklangs wegen eingefügt worden sein. Der Name Schildsberg für die aufgewölbte Höhe zwischen Mariabrunn und Eggenthal ist noch heute gebräuchlich, ebenso für die Vertiefung vor dem Berg die Bezeichnung Schildsgrund. Der Schildsweiher besteht noch in unserer Zeit.

Schlät, das ober groß Slät, das Slättlein, Schlätwiesen, Schlöttlein

Darüber lesen wir in alten Schriften:

Das mittelhochdeutsche Wort slate bedeutet "Schilfrohr". Es wurde bei uns zu Schlatt, Geschlätt oder Schlett, so in dem Flurnamen Schlettersbuck in Trendel und Polsingen = "Buck, Hügel, auf dem Schilfrohr wächst". Unter einer Schlat- oder Schlätwiesen versteht man eine Sumpfwiese, die sehr stark mit Schilfrohr bewachsen ist. Diese Deutung trifft sicherlich auch auf unsere Schlätwiesen in der Heidenheimer Gemarkung zu. Da sie nicht ständig in alter Zeit genutzt wurde, entwickelte sich ein Auenwäldchen, besetzt mit Bäumen, die stauende Bodennässe vertragen konnten (ist etwo ein Holz gewest).

Später wurde der Wald gerodet, aber das Schilfrohr (Slate) dominierte auf dem feuchten Grund. Der Name Schlötlein hat mit einem Schlot im Sinne von Schornstein keine Beziehung, wohl aber zu Schlate (Schilfrohr). Die Wiese lag unmittelbar in dem sumpfigen Bereich an der Rohrach, in dem der aus der Hohentrüdinger Gemarkung kommende Reischgraben und der Verherbach der Rohrach Wasser zuführen. Gegenüber liegen auch die Feuchtwiesen, die den Namen "Wassersäck" tragen. Dort hatte die Rohrach in der Urlandschaft Mühe, ihren Lauf nach Hechlingen durchzusetzen, weil sich ihr die so genannte Kreuthofscholle entgegenstellte, die anlässlich des Meteoriteneinschlages im Ries vor 15 Millionen Jahren aus dem Krater herausgeschleudert wurde und ihr mit dem heute Rohrbuck genannten Hügel den Weg versperrte. Dort entstand sicherlich einmal ein Stau, der noch heute sich in sumpfigen Lagen ausdrückt.

Schornloh an dem Rohrberg (Rohrbuck)

Das mittelhochdeutsche Wort schor, schorre bedeutet "schroffer Fels, Felszacke". Das Grundwort loh, loch weist auf verschwundenen Weidewald hin. (siehe Loh). Den Flurnamen Schornloh müssten wir demnach deuten: "Wald, Weidewald am schroffen Felsen". Diese Auslegung des Namens Schornloh könnte durch die Sachprobe bestätigt werden. Der Schornloh ist heute ein großer Wiesenbereich zwischen dem Kreuthof und der Rohrach. Unmittelbar über der Rohrach an der Balsenmühle steigt der Rohrbuck an. Seine höchste Erhöhung war eine kleine Ödung, die wegen des schroffen Hanges nur als Weide genutzt werden konnte. Dort bildet Felsgestein den Untergrund. Der Rohrbuck ist geologisch betrachtet ein Teil der so genannten Kreuthofscholle, über die vor Jahren eine Doktorarbeit verfasst wurde. Die Scholle wurde anlässlich eines Meteoriteneinschlages im Ries aus dem Krater herausgeschleudert und ist zwischen der Balsenmühle und Hohentrüdingen niedergegangen. Ein zertrümmerter Rest von dem Auswurfgestein dicht unterhalb des heutigen Kreuthofes könnte in der Urlandschaft als weißer Fels emporgeragt haben und als Schorre = schroffer Fels zur Namengebung Schornloh Anlass gegeben haben. Der Flurname Schornloh ist heute nicht mehr bekannt. Auch der Felsen, der ja durch die ungeheuere Wucht der Explosionskraft des Meteoriten beim Transport durch die Luft und durch den Aufschlag zertrümmert wurde, ist nicht mehr zu erkennen. Die Wiesen, die früher den Namen Schornloh getragen haben, wurden später Rohrbuckwiesen genannt. Der Name Schornloh bezog sich um 1400 auch noch auf ein Stück Holz. Es grenzte an des Geiselsheimers Holz und Äcker. Mit dem Geiselsheimer ist wohl jener Gunzenhäuser Bürger Ulrich Geiselsheimer (Geilsheimer) genannt, der um 1437 seinen Kreuthof dem Hans Ottlein aus Heidenheim verlehnt und ihn 1469 an Wilhelm Leinleuter verkauft hat.

Schrankenwiese, große und kleine Schrankenwiese (1501-1506)

Die Schranke ist uns mobilen Menschen meist nur noch von der Eisenbahn her bekannt, wo sie als Hindernis für den Autoverkehr immer mehr abgebaut wird. Im Mittelalter verstand man unter einer Schranke etwas, was quer herüber liegt, was verschränkt ist. Das konnte ein einfacher Sperrbalken oder ein mitteldicker Baumstamm sein, der auf zwei in den Boden gerammten Pfählen ruhte und zeitweilig abgenommen werden konnte. Man legte derartige Schranken am Zugang zu einem Dorf, zu einer Wiese oder Weide an, um die Zufahrt zu diesen Grundstücken zu verhindern. Die Wiese, die an der Schranke lag oder durch eine Schranke abgesperrt war, wurde Schrankenwiese genannt. Der Name ist in alten Schriften nicht zu finden. Er hat sich erst später eingebürgert.

Schweden, im Schweden oder Meierfeld (3423-3426), Schwedenholz, Meierschweden

Die Flurbezeichnung "im Schweden" ist im Hahnenkamm nicht gerade selten anzutreffen. Sie findet sich nicht nur in Heidenheim, sondern auch im nahen Ostheim, in Degersheim, in Hechlingen und Lehmingen. Allerdings lassen sich dafür keine alten Belege finden. In den mündlichen Berichten des Volkes, die sich durch zahlreiche Geschlechterfolgen erhalten haben, wird die Flurbezeichnung "im Schweden" häufig mit dem Volk der Schweden in Verbindung gebracht. Im Dreißigjährigen Krieg (1618-1648) durchstreiften schwedische Soldaten auch den Hahnenkamm, wobei die meisten gar keine Angehörigen der schwedischen Nation waren, sondern nur in ihren Diensten standen. Sie hielten sich natürlich nicht in den entlegenen Hölzern auf, die heute die Bezeichnung "im Schweden" führen, sondern in den Dörfern, wo sie Beute und Unterkunft suchten. Die Angst vor den schwedischen Plünderern war auch in den evangelischen markgräflichen Dörfern genau so groß wie vor den katholischen Gegnern. Es gab keinen geregelten Nachschub wie bei modernen Armeen, es wurde geplündert und geraubt, der Krieg musste den Krieg ernähren. Der beängstigende Eindruck, den die Schweden hinterließen, führte dazu, dass man manches schon in vorgeschichtlicher Zeit angelegte Befestigungswerk später als "Schwedenschanze" bezeichnete.

Ob aber ein abgelegenes Holz wie der Schweden in Heidenheim oder Ostheim oder Degersheim nach den schwedischen Soldaten benannt ist, erscheint wenig wahrscheinlich. Es muss hier doch eher eine Verbindung mit dem Tätigkeitswort swende bestehen, das bedeutet: "was man schwinden macht", "was man zum Verschwinden bringt." Im Schweden auf der steinigen Höhe zwischen Heidenheim und Wolfsbronn hat man einmal den Wald zum Schwinden gebracht, es entstand dort eine Schwende, die nun im mündlichen Sprachgebrauch mit dem Namen des Volkes der Schweden vermengt wurde. Kriegsscharen sind durch den Hahnenkamm im Laufe der Jahrhunderte viele gezogen, aber die Erinnerung an sie hat sich in keinen Flurnamen niedergeschlagen. Auch in Heidenheim erinnert die Flurbezeichnung "im Schweden" nicht an die schwedischen Soldaten. Aber auch die Zurückführung des Flurnamens Schweden auf swenden im Sinne von schwinden will nicht recht befriedigen, weil die alten Belege fehlen. Da der Name Schweden vorwiegend auf verteilten Grund und Boden haftet, wird man doch mehr annehmen müssen, dass er erst durch die moderne Verwaltung eingeführt wurde in der Zeit, als die Markgrafschaft Ansbach zu Preußen gehörte (1791 bis 1806). In dieser Zeit taucht auch die Bezeichnung Polnisch-Preußen auf. Es könnte sich bei Schweden um einen verordneten Namen handeln, wenn man nicht das Eigenschaftswort swetic, swatic berücksichtigen könnte, das "weich, morsch, schwammig" bedeutet, doch auch dafür fehlen alte Belege.

Siechkorb (1147-1185)

Der Flurname Siechkorb führt uns in die mittelalterliche Gesundheitsvorsorge zurück. Der erste Namenteil Siech- bedeutet in alter Zeit "krank sein". Der Begriff wurde aber meist auf besondere Krankheiten bezogen wie Pest, Aussatz, Tobsucht, Wahnsinn, Schwindsucht. Eine besonders gefürchtete Erscheinung war im Mittelalter der Aussatz, auch Miselsucht genannt, eine Hautkrankheit, fürchterlich in ihren Erscheinungen und Wirkungen, dabei ansteckend. Als ihren Ausgangsbereich nimmt man das Land Ägypten an. Von dort wurde sie nach Asien verschleppt. Oft wird sie in der Bibel erwähnt. Hiob und der arme Lazarus sind bekannte Aussätzige gewesen. Die Miselsucht (Aussatz) verbreitete sich auch nach Griechenland und wurde dort Lepra genannt, daher auch die Bezeichnung Leprose für Aussätzige. Diese gefährliche Krankheit war in Westeuropa schon vor den Kreuzzügen bekannt. Die Meinung, dass sie erst durch diese bei uns eingeschleppt wurde, ist also nicht ganz richtig. Doch haben die Kreuzzüge und Pilgerfahrten in das Heilige Land gewiss zur starken Verbreitung beigetragen.

Mit den vom Aussatz Befallenen ist man nicht besonders rücksichtsvoll umgegangen. Sie wurden genötigt, die gesunden Menschen zu meiden. Man fürchtete die Ansteckung und beschönigte die Hartherzigkeit gegenüber den Aussätzigen damit, dass man die Krankheit als von Gott geschickte Strafe erklärte. Die Aussätzigen, bisweilen auch Sundersiechen, die abgesonderten Kranken, oder Feldsiechen genannt, wurden vor der Stadt im Siechenhaus untergebracht. So könnte es auch in Heidenheim gewesen sein, das wenn auch keine Ummauerung, so doch einen alten Markt und städtische Verfassung hatte. Für die Aussätzigen wurde wohl auch hier ein Siechenkobel oder Siechkorb eingerichtet. Unter einem Korb darf man sich hier keinen Tragkorb oder Wäschekorb vorstellen, sondern ein Korbhaus, wie es an größeren Bauernhöfen für die alten Leute gedacht war, die zwar am Leben und Geschehen der Jungen noch teilhaben, aber doch von der Betriebsamkeit abgesondert in einem Hofhäuslein, dem Korbhaus, wohnten. So ein einfaches aus Holz und mit lehmbeworfenen Flechtwerk und Strohdach erstelltes Gebäude wurde wohl auch für die Aussätzigen an der Straße nach Hechlingen, weit abgesondert vom Markt, errichtet. Die Wiesen und Felder ringsum dienten der Versorgung der Siechen. Der Flurname Siechkorb, der an den Grundstücken haftet, könnte noch heute von dieser schaurigen Zeit ein Zeugnis geben, als man den großen Pestepochen und den ansteckenden Krankheiten machtlos ausgeliefert war.

Spittelacker (2838-2878); Spittelweg (2687-2689)

Der Name Spittelacker führt uns in das mittelalterliche Spitalwesen zurück. Die Wohlfahrtspflege, der Liebesdienst am Not leidenden Mitmenschen, wurde erst durch das Christentum zur vornehmen Pflicht und religiösen wie sittlichen Aufgabe. Die Klöster waren die ersten, die den Geist christlicher Nächstenliebe verwirklichten. Überall wurden an ihren Toren arme und elende Menschen aufgenommen, gespeist und verpflegt und aus diesem Pfortendienst heraus entwickelte sich, gefördert durch reiche Stiftungen als Hospitium, als Herberge für Arme und Pilger das altklösterliche Spital. Langsam erreichte das Spital als Teil des Klosters eine gewisse Eigenständigkeit. Die Stifter gaben bewusst ihre Schenkungen an das Spital und ein Spitalverwalter führte darüber Buch. Nun flossen dem Kloster Heidenheim als eichstättisches Eigenkloster lange nicht so viele Güterschenkungen zu, wie etwa dem benachbarten Kloster Auhausen, das die umliegenden Ritterfamilien reich bedachten, so dass es Pilger beherbergen und jedes Jahr am Freitag vor Lätare eine große Armenspende austeilen konnte, zu der

In Heidenheim müssen wir hier viel geringere Maßstäbe anlegen. Es fragt sich, ob überhaupt ein Spital in dieser Größe existierte, das klosterfremde Leute aufnehmen konnte. Die Spitäler waren in jener Zeit, die das Gasthaus im modernen Sinne kaum kannte, in erster Linie Herbergen für Reisende und durchziehende Pilger. Zwar wird 1522 eine Klostermühle und ein Gasthaus in den Abtsrechnungen genannt, aber ob dieses zur Beherbergung fahrender Glaubensbrüder oder vornehmer Gäste des Abtes diente, ist nicht genau ersichtlich. Für die alten und kranken Mönche, das können wir als sicher erkennen, war wie bei den meisten Klöstern Hirsauer Baugepflogenheiten - und zu ihnen gehörte auch Heidenheim - stand neben der Marienkapelle, die um 1722 abgebrochen wurde und die Grabdenkmäler der Truhendinger Grafen beherbergte, eine Krankenstube. Sie führte die Bezeichnung Infirmaria = Krankenhaus. Ein Verzeichnis von 1395 enthält die alljährlich wiederkehrenden Einnahmen aus Stiftungen an diese Einrichtung. Die Krankenstube, die ein Krankenwärter betreute, nahm nicht nur Kranke auf. Die Alten und Bedrückten und die Mönche, bei denen man einen Aderlass vorgenommen hatte, verweilten dort ebenfalls. In der Infirmaria waren sie vom Gottesdienst und von der Arbeit freigestellt. Es könnte sein, dass die Spitteläcker (Spitaläcker) einst dieser Krankenstube gestiftet wurden. Wir müssen sie in Ihrer Bestimmung wohl vom Siechkorb unterscheiden (siehe Siechkorb). Sie gehörten zu den besten Äckern des Klosters. Ein zweiter Spittelacker lag am Rohracher Weg oben auf der Höhe in Richtung Degersheim. So steht es im Salbuch von 1400:

So berichtet noch heute ein Flurname von den sozialen Einrichtungen des Klosters Heidenheim.

Steig, Steigacker am Ostheimer Weg (906), Steigäcker (906-919), Steig- oder Kohlbergacker (915-917), Gesteig (mundartlich Gschtoach)

Um 1400 besaß das Kloster folgende Grundstücke:

Das mittelhochdeutsche Tätigkeitswort stigen bedeutet "steigen, aufsteigen, sich erheben". Als Steig werden im heimischen Flurnamengut Fußpfade und Wege bezeichnet, die in die Höhe führen. Neben Steig gibt es auch die Bezeichnung Gesteig (nicht zu verwechseln mit dem modernen Gehsteig am Straßenrand). In der Mundart wird Gesteig zu Gschtoach. Auch die Äcker, die unterhalb des Kohlbergholzes aus dem Rohrachtal ansteigen und sich bis zum Ostheimer Weg in die Höhe ziehen heißen Steigäcker. In dem bewegten Gelände der Heidenheimer Gemarkung führen mehrere Grundstücke den Namen Steigacker.

Steinegerte (2332-2427)

Die Böden auf der Albhochfläche (Jurahochfläche) in Richtung Degersheim und Auernheim galten in früheren Zeiten, als man noch keine Mineraldüngung kannte, als wenig ertragreich. Nur wenn es alle "Brotzeit" regnete, konnten sichere Erträge erwartet werden. Auf den Feldern lagen an manchen Stellen zudem zu Tausenden weiße verwitterte Kalksteine herum, was ihnen die Bezeichnung "Scherbenäcker" einbrachte. Doch waren die Bodenverhältnisse auf dem Dach des Hahnenkamms sehr unterschiedlicher Natur. Die Landschaft zwischen Heidenheim und Degersheim gleicht keinem Nudelbrett. Auch hier verspürt das Auge Bewegung im Gelände, wenn auch nicht so herb und schroff wie im Rohrachtal. Die Albhochfläche hier oben ist ein sanft gewelltes Hügelhochland auf hochgelegener Grundlage mit weit geschwungenen Formen und lieblichen Wechsel von Kuppen und Wannen. Das Programm für diese schmuckhafte Oberflächengestaltung der Weißjuratafel wurde schon vor 150 Millionen Jahren im Jurameer festgelegt, aus dem die Landschaft erwachsen ist. Im damals warmen, flachen Meer waren günstige Lebensbedingungen für kalkliebende Tiere und Pflanzen gegeben. Langsam wuchsen auf dem Meeresgrund Schwammbänke empor, die sich kuppenförmig in die Höhe wölbten und erhärteten. Zwischen diesen Schwammgebilden lagerten sich weichere Kalkschichten ab.

Als die Juratafel gehoben wurde und das Wasser ins Weltmeer abgeflossen war und die abgelagerten Weißjurabänke der Verwitterung ausgesetzt waren, wurden die weichen Schichten rascher und tiefer abgetragen, die Schwammkuppen blieben als harte Kalkstotzen stehen. So bildete sich die kuppen- und schüsselförmige Oberfläche der Weißjurastufe heraus. In den Wannen und Mulden lagerten sich tiefgründige, fruchtbare Böden ab. Auf den Kuppen sind die Böden seicht, viele Steine liegen auf ihnen herum, die früher aufgelesen werden mussten. Auf solchen Böden lohnte es sich früher kaum, sie alle Jahre zu bebauen. Man ließ sie als Egerten jahrelang liegen, sie überbuschten (Flurname Elm), wurden beweidet und erst nach längeren Ruhepausen wieder einmal als Acker genutzt. So eine Schwammkuppe ist die Steinegerte am Degersheimer Weg gewesen. Es fragt sich aber, ob sie den Namen Steinegerte wirklich nach den vielen Kalksteinscherben erhielt oder vielleicht nach einem Steinkreuz, das am Wege stand und im Volksmund einfach als Stein bezeichnet wurde. Wer kann das nach so vielen hundert Jahren noch wissen?

Stelzengasse, um 1400 Stetzengasse

So wird jene Gasse genannt, die von der heutigen Metzgerei Birklein an der ehemaligen Furt an der Nordseite des einstigen Siedelhofes (Klostergarten) in südlicher Richtung zur Pfarrgasse zieht. Man wird hier bei der Deutung an die Stelze denken, an jenes selbstgefertigte Gerät, das bei den Kindern früher beliebt war. Noch in den zwanziger Jahren des 20. Jahrhunderts nach dem Ersten Weltkrieg erschienen in den Dörfern Stelzenläufer als Schornsteinfeger verkleidet, die auf hohen Stelzen für eine Schuhcreme Reklame machten und laut schrien: "Nigrin (so hieß die Schuhcreme) enthält 100 Prozent Terpentin". Eine Schar Kinder lief hinter ihnen her. Heute erscheinen noch Stelzenläufer zur Belustigung in Festzügen. Die Stelze findet auch in der Flurnamengebung Verwendung. Sie bezeichnet ein rechtwinkeliges Grundstück mit schmalem Auslauf. Das würde auf den Siedelhof des Klosters zutreffen, der zwischen der heutigen Ringstraße bei der Furt mit der Stelzengasse spitz zuläuft, so dass ein Vergleich mit einer Stelze sinnvoll wäre. Doch wer den Gassennamen Stelzengasse deuten will, muss zu den ältesten schriftlichen Belegen vorstoßen und die lauten um 1390 nicht Stelzengasse, sondern Stetzengasse. So finden wir einen Eintrag um 1390 der lautet:

Und im sauber geschriebenen Salbuch um 1400 steht:

Es ist nicht eindeutig zu klären, ob die Stelzengasse mit den Stelzen oder mit anderen Begriffen in Verbindung gebracht werden kann.

Steingrube, an der Steingrube

Die Steingrube wird schon 1391 des Öfteren genannt. In einem Verzeichnis des Zinses, der am St. Veitstag (15.Juni) dem Kloster entrichtet werden musste, erscheinen:

Bei der Einteilung des Marktes Heidenheim in Viertel wird die Steingrube als selbständiges Viertel genannt neben dem Krechelberger Viertel-, Ledergassen- und Furter Viertel. Die Steingrube erhielt ihren Namen von einem Steinbruch, der am Fuße des Berges vorhanden war. Es fragt sich nur, welche Steine dort mit Vorliebe gebrochen wurden. War es der gebankte Werkkalk, der heute den Steilanstieg des Heidenheimer Schafberges bildet oder waren es die nicht sehr mächtigen Schichten der unter der Ornatentonverebnung liegenden Braunjurasteine oder der mächtig ausgebildete Eisensandstein, der die Rotfärbung der Äcker in der Heidenheimer Gemarkung bedingt? An und für sich war im frühen und hohen Mittelalter der Bedarf an Steinen im Markt und im gesamten Hahnenkamm nicht sehr groß. Außer den Kirchen- und Klosterbauten und den Burgen wurden die Wohnhäuser, wie überall im Land, bis in das 18. Jahrhundert nur in Holz-Lehmbauweise ausgeführt. Die Zimmerleute übertrafen bei den privaten Wohnbauten die Maurer an Bedeutung. Selbst innerhalb des Siedelhofes des Klosters standen Fachwerkbauten. Nur vom Obleihaus wird 1681 berichtet, dass es "ein ganz steinern Haus war, worin der Überreiter wohnt".

Die Braunjurasteine, die in der Steingrube gebrochen wurden, eigneten sich kaum zur Bearbeitung für ornamentale Bauelemente, höchstenfalls zur Füllung von Schalenmauerwerk. Selbst in dem sonst so nüchtern gehaltenen romanischen Mittelschiff der ehemaligen Klosterkirche mussten die Pfeiler und fein gearbeiteten Keilsteine der Jochbogen von außerhalb der Heidenheimer Gemarkung herbeigeschafft werden; so den durch einen Meteoriteneinschlag im Ries entstandenen Suevit (Schwabenstein) oder den Burgsandstein aus dem heutigen Brombachgebiet um Gunzenhausen. Der in Heidenheim anstehende gebankte Werkkalk eignete sich für solche Zwecke nur, wenn er mit einer starken Putzhaut überzogen wurde, wie bei dem in den Jahren 1722-1729 erneuerten südlichen Seitenschiffe und den Klostergebäuden. So blieb die Steingrube eben doch nur eine Grube, aus der man gelegentlich Material entnahm. Zu einem bedeutenden Steinbruch mit anschließender Stein-Industrie wie im Solnhofener Bereich konnte sich die Heidenheimer Gemarkung nicht entfalten, dafür fehlten die geologischen Voraussetzungen.

Steinglatze, Acker auf der Steinglatze (1089-1094)

Um 1400 gehörte zum Waldbesitz des Klosters unter anderem:

In dem Namen Steinglatze, der sich nicht in den gängigen Flurnamenbüchern findet, liegt ein Vergleich mit einem menschlichen Körperteil, einem kahlen Kopf vor. Der Name haftet an der höchsten Erhebung, der heute Rechenberg genannten Höhe zwischen Heidenheim und Ostheim. Sie besteht aus hartem Weißjuragestein und zwar in der sehr widerständigen Schwammkalkstufe. Ackerbau war hier oben wegen des flachgründigen Bodens nicht möglich. Die Steinglatze wurde in ältester Zeit wohl nur von Trockenrasen und einzelnen Büschen bewachsen und erschien sonst ziemlich kahl, daher Steinglatze benannt. Selbst der Wald hatte hier oben auf dem harten Gestein in seinem Wachstum Schwierigkeiten. Wegen der Weidetiere mag hier auch kaum dichter Wald hochgekommen sein. Heute, nachdem die Beweidung eingestellt ist, dauert es Jahrzehnte bis der Wald eine gewisse Höhe erreicht. Heute ist die Steinglatze Staatswald. Ein Steinbruch zur Schotterung der Waldwege ist aufgelassen worden. Die etwas tiefer gelegenen Äcker um die Steinglatze sind sehr flachgründig.

Striegel, im Striegel (3421)

Der Striegel war im Bauernhof ein Gerät zum Kühe- und Pferdereinigen, das aus einer mit einem Holzgriff versehenen Eisenblechplatte besteht, die gezähnte Rippen trägt. Er diente zum Entfernen der Schmutzbrocken an der Haardecke. Die Grundbedeutung des Wortes ist streichen. Mit dem Striegel wurde über die Schmutzstellen gestrichen, die erhärteten Kotballen beseitigt und das Fell mit der Bürste wieder geglättet. Solche landwirtschaftlichen Gerätschaften waren dem Bauern wohl vertraut und gaben ihm oft Anlass, seine Äcker damit zu vergleichen. Der häufige Flurname Striegel bezeichnet meist Grundstücke, die lang "dahin streichen". In vielen Dorfgemarkungen ist der Flurname Striegel vertreten. In Heidenheim haftete er an einem Wald auf dem Berg am Meinheimer Weg.

Stutwiese (2011)

Die Stutwiese lag am Rötelbrunnen, unweit der Rötelwiese und dem Rötelacker in südöstlicher Richtung nach Degersheim. Der Name Stutwiese führt uns in die Zeit der Weidewirtschaft zurück, die im Mittelalter weit verbreitet war und erst um 1800 langsam zu Ende ging. Wie das Hornvieh (Rinder, Schafe) früher vom zeitigen Frühjahr bis tief in den Herbst hinein in einer Herde vereinigt unter einem Hirten auf die Weidegründe getrieben wurde, damit es dort selbst sein Futter suchen konnte, so geschah dies auch mit den weiblichen Pferden, den Stuten. Der Hirte, der die Stuten auf die Weide führte und sie dort bewachte, wurde Stuter genannt. In größeren Dörfern oder Märkten waren zwei Stuter im Dienst, denn die Pferde waren teuer, man musste sie vor Dieben und bewaffneten Feinden schützen, besonders auf der Nachtweide, denn tagsüber wurden die Stuten ja zur Fuhr- und Pflugarbeit gebraucht. Allerdings wurden nur wenige Pferde gehalten, sie brauchten viel Hafer und dieser hatte ja auch der menschlichen Ernährung zu dienen. Die Zubereitung des Ackerbodens zur Saat im Herbst und Frühling konnte in früheren Zeiten nicht in wenigen Tagen oder Stunden erledigt werden wie heutzutage mit dem Schlepper. Sie zog sich je nach Witterung oft über Wochen hin. Während dieser Zeit war es notwendig, die Pferde entweder vor Tagesanbruch oder nach Feierabend auf die Nachtweide zu treiben. Die Stuter in Heidenheim waren wohl nur für die Pferde auf den eichstättischen Höfen im Markt zuständig. Sie erhielten zusätzlich zu ihrem Lohn in Form von Geld und Getreideabgaben noch eine gemeindeeigene Wiese zur Nutzung, die Stutwiese.

Das Kloster hatte seine eigenen Pferde, die der Marschall (Pferdeknecht) betreute. Sie wurden weniger zur Pflugarbeit als zu Fernfuhren in die Weinbaugebiete an Main, Neckar und Tauber gebraucht und für Reisen der Äbte, sowie Dienstritte des Überreiters in die auswärtigen Höfe des Klosters. Für die Fohlen wurde zur Betreuung auf der Weide ein "Fulknabe" gedingt, wie ein Rechnungsbuch berichtet: