Heidenheim

Flurnamen in Heidenheim

A B D E F G H K L M N O P R S T V W Z

Haintal

Das Kloster besitzt um 1400 4 Joch Acker "in dem oberen Haintal" und 3 Joch "in dem niederen (unteren) Haintal". Ferner 2 Tagwerk Wiesen "in dem Haintal bei dem Rötelbrunnen". Zum eichstättischen Meierhof gehörten 1535 "2 Morgen Acker im Haintal".

Der Name ist heute im Sprachgebrauch erloschen. Er haftete wohl an einem nördlichen Seitental im Schildsgrund unterhalb des heutigen Schullandheims und angrenzend an den Hang, der im 18. Jahrhundert "im Kirchenturm" genannt wird. Das Grundwort Tal wird in Zusammensetzungen im Hahnenkamm des Öfteren verwendet, so gleich im benachbarten Eggenthal, in Heidenheim schon 1400 ein Ottmastal. In Hechlingen erscheint ein Flurname Walkerstal, in Appenberg ein Guntherstal, das zu Gunzerstall verderbt wurde, bei Wettelsheim ein Falbental. In allen Fällen haftet das Grundwort Tal an einer Senke, einer lang gezogenen Vertiefung im Gelände. Die Bewohner der Höfe südlich von Westheim nennen alte Leute noch heute die Talleute, aber nicht etwa, weil sie in dem weiten Wörnitztal wohnten, sondern weil sie eine Talschaft, eine Wehrgenossenschaft in der Königsmark Westheim-Ostheim bildeten. Mehr Aufmerksamkeit müssen wir bei der Deutung des Flurnamen Haintal dem Bestimmungswort Hain zuwenden. Ein Personenname Hein als Kurzform von Heinrich wird wohl kaum in Frage kommen, weil dort keine Spuren einer abgegangenen Siedlung zu finden sind wie etwa bei Gunterstal in Oberappenberg (Tal eines Gunther). Dagegen ergibt sich eine sinnvolle Verbindung mit dem mittelhochdeutschen Wort hagen oder hain, das "Dornbusch oder Dorn" bedeutet. Die Steilhänge des Haintales dienten früher als Schafweide und waren meist mit kahler Trockenrasennarbe bedeckt, wobei auf den steilsten Stellen Dornbüsche, Hagen oder Haine, stehen blieben. Nach diesen Dornbüschen ist wohl das Haintal benannt. Sicherheit in der Deutung besteht allerdings nicht.

Hard, Acker in der Hard (114-116), Waldung in der Hard (119), die Hard am Zeckenholz (1140), Hardwiese zu Wildbretshausen (1140), Acker am Hardwasen (1382)

Ein häufiger Flurname unserer Hahnenkammheimat ist die Hard. Er wird meist in der weiblichen Form "die Hard" gebraucht. In der Forschung hat die Meinung viel Anklang gefunden, dass das Wort urverwandt mit Herde und Hirte sei und dass Hard einen Wald bezeichnet, in den die Herde getrieben werden durfte. Der Waldname Hard bezeichnet also einen Weidewald. In früheren Jahrhunderten spielte ja die Weidewirtschaft eine große Rolle. Für die umherziehenden Herden reichten oft die "ewigen Weidegründe" (Espan, Wasen) nicht mehr aus, besonders in trockenen Jahren. Dann mussten die Rinderherden in die Hard, den Weidewald, getrieben werden. Darunter dürfen wir uns keinen finsteren Fichtenwald vorstellen, wo wegen des dichten Bestandes und den Nadelfall auf dem Boden kaum ein Hälmlein Gras gedeihen konnte, sondern einen lichten Laubwald mit Büschen und weit verstreuten Buchen- und Eichenbäumen, wo zwischen den weit auseinanderstehenden Holzgewächsen auch noch sonnenbeschienene Grasflächen ein Dasein fristen konnten, so dass das Vieh nicht nur auf Laub angewiesen war. Die alten Eichen und Buchen lieferten im Herbst als so genannte Schmerbäume auch Eicheln und Bucheckern als Mastfutter für die Schweine. Die Hard als Weidewald bildete also eine der Lebensgrundlagen für die Erhaltung der Herde. In Heidenheim gehörte die Hard zum eichstättischen Meierhof, weshalb sie auch als Meierholz bezeichnet wurde. Die Hard muss früher als Wald noch ausgedehnter gewesen sein und die gesamte Höhe vom südlichen Ortsausgang westlich der Rohrach in Richtung Hohentrüdingen bedeckt haben. Ihr Bereich wurde durch Rodung zurückgedrängt (Hardacker, Hardwiesen). Die Hard war also auch ursprünglich Bestandteil des Königsforstes, der 1053 von König Heinrich III. (1039-1056) an den Bischof Gebhard geschenkt wurde (siehe Kirschenloh).

Hard, Meierholz, die Hard genannt gegen Hohentrüdingen gelegen, Hardacker (1103), Hardgärtlein (1109), Acker in der Hard (1114-18)

Zum eichstättischen Meierhof zu Heidenheim (heute Raiffeisenbank) gehörten im Jahre 1535 50 Morgen Holz in der Hard (nach Hohentrüdingen zu gelegen) und 20 Morgen im Meierfeld, das Meierfeld genannt (Richtung Wolfsbronn auf dem Berg). Der Holzbedarf des Meierhofes war im Mittelalter sehr groß, weil um 1430 15 Hofstätten, die zum Meierhof gehörten, mit Brenn- und Zäunholz versorgt werden mussten. Außerdem bezog der Meierhof noch 12 Fuhren Holz alljährlich aus den Heidenheimer Gemeindewäldern. Das Meierholz auf den Höhen in Richtung Hohentrüdingen wurde "die Hard" genannt. Das mittelhochdeutsche Wort "die oder der Hart" bedeutet "Trift" (von Vieh treiben) oder Weidewald, in den das Vieh zur Weide getrieben wird. Der Begriff Hart oder Hard wird in den Orts- und Flurnamen des Hahnenkamms häufig verwendet: Steinhart, Schlittenhart, Pagenhard. Als Flurname erscheint er auch in Hechlingen, Ursheim, Hüssingen und anderwärts. Ein interessanter Waldname ist der Sachsenhard bei Ober- und Unterappenberg, der wohl an die Verpflanzung sächsischer Familien durch Karl den Großen (768-814) erinnert. Es fällt heute schwer, sich vorzustellen, dass in einen Fichtenwald unserer Tage mit seinen dicht beieinander stehenden, hoch gezüchteten Stämmen und einer toten Nadelwalddecke am Boden Kühe und Schafe geweidet werden können. Doch im Mittelalter kannte man diese, rein am Holzwert orientierten Waldformen nicht. Der Hahnenkamm war in alter Zeit, wie die Flurnamen ausweisen, vorwiegend Laubwaldgebiet. Zwischen einzelnen großen Bäumen, die als Schmerbäume zur Eichelmast für Schweine dienten, stand niedriges Laubgebüsch und dazwischen breiteten sich sonnenbeschienene Lücken aus, auf denen gutes Waldgras wuchs, das zur Viehweide geeignet war. Die Hart des Meierhofes diente also den Herden als Weidegebiet, den Schweinen als Mastbezirk. In der Zeit des frühen Mittelalters bedeutete die Waldweide in der Hard eine allgemein übliche Wirtschaftsweise. Dem Meierholz in Heidenheim war aber noch eine weitere Aufgabe zugedacht. Wenn ein neuer Galgen als Zeichen der Hochgerichtsbarkeit auf dem Galgenberg an der Straße nach Degersheim aufgerichtet werden musste, holte man das Holz dazu aus dem Meierholz in der Hard (siehe Galgenberg). Das Meierholz in der Hard hatte 1535 auch die Gallenmühle mit Holz zu versorgen, denn es steht geschrieben:

Die gleiche Holzversorgung aus dem Meierholz, die Hard genannt, erhielt auch die Hochrädleinsmühle.

Harschbühl (1780), Hartspiegelacker (1780-84), Hartbühlacker (1786)

An diesem Namen, der heute nicht mehr geläufig ist, wird offenbar, wie ein ursprünglich sinnvoller Name im Laufe der Jahrhunderte nicht mehr verstanden, dann verderbt und umgeformt wird, so dass ein völlig anderer Sinn entsteht. 1535 gehörten zum Meierhof in Heidenheim 3 Morgen Acker auf dem Harsbühl. Zum Lehen des Veit Sauler und Hans Maurer zählten 1535 u.a. 2 Tagwerk Wiesen, zwiemähdig auf dem Harschbühl. Was bedeutet dieser Name? Allgemein verständlich ist das Grundwort -bühl. Seine Grundbedeutung ist "biegen". Wo das Gelände wie gebogen erscheint, wird es bisweilen als Bühl oder Buck bezeichnet. Bühl verweist also auf eine Erhebung, einen Hügel. Das Bestimmungswort Harsch- bedeutet "stark, hart". Wir sprechen vom harschen oder verharschten Schnee. Harschbühl wäre demnach zu deuten: Hügel mit einem harten Boden. Im vorigen Jahrhundert hat man den ursprünglich sinnvollen Namen nicht mehr verstanden. So ist daraus Hartspiegel geworden. Als Hartspiegelacker findet er sich im Grundbuch. Ein weiterer Beleg: "Item Johannes Gabler gibt 8 Pfund von der Helligen (Heiligenwiesen, gelegen im Harßpuhel)" (St. A. Nürnberg, Rep. 165a Nr. 729).

Heid, auf der Heid, Heidacker (3023-3052), Heidbühl (2985-86), Heidespan (2952-54), mundartlich: Hoadeschbela

Das mittelhochdeutsche Wort Heide bedeutet: "ebenes, unbebautes, wildbewachsenes Land". Heide, so wurde es benannt, bevor man es ackerbaulich zu nutzen begann. Der Acker, der in der Heide angelegt wurde, erhielt den Namen Heidacker. Die Erhebung (Bühl) in der Nähe der Heide bedachte man mit der Bezeichnung Heidbühl, vermengt zu Hardbühl. Ein Teil des Heidelandes überließ man als ewigen Weidegrund. Davon zeugt um 1400 der Flurname Heidespan (siehe Espan): "1 Tagwerk im Förn gen (gegen) dem Hayd Espan". Es scheint, dass Flurbezeichnungen wie Heide, Heidacker, Heidbühl, Heidespan, Farnacker, im Föhren, die sich im Norden der Heidenheimer Gemarkung in einem verhältnismäßig engen Raum zusammenfinden, auf eine in alter Zeit wenig ertragreiche, lange Zeit dem Wildwuchs überlassene Fläche hinweisen, deren Böden auf Eisensandstein beruhen. Äcker auf dieser geologischen Stufe mit südlicher Hanglage trocknen im Sommer rasch aus und brachten, da sie in früheren Jahrhunderten nur mangelhaft oder gar nicht gedüngt werden konnten, nur geringe Erträge. Sie wurden jedoch beweidet, so dass sich in diesem Raum eine Art Heidelandschaft entwickeln konnte. Sinnverwandt mit dem Landschaftsbegriff "die Heide" im Sinn von einer wild bewachsenen Gegend ist auch der Heide im Sinne von "Nichtchrist". Von den ersten christlichen Missionaren wurde als Heide "der in der Wildnis lebende Mensch" bezeichnet. Als Flurbezeichnung ist die Heide in unserer Heimat besonders auf den sandigen Keuperböden nördlich Gunzenhausen weit verbreitet. Der Ortsname Heidenheim erinnert aber nicht an die Heiden, die Wunibald bekehrt hat, sondern an den Personennamen Heido: Heidenheim = "Heim (Einzelhof) des Heido".

Heiligenwiese, Heiligenäcker, Heiligenlöhlein

Wenn man in Heidenheim Namen liest oder hört, die mit Heiligen in Verbindung stehen, so denkt man natürlich an Wunibald und seine Schwester Walpurgis, die hier im 8. Jahrhundert ein Kloster gründeten und ein angelsächsisch geprägtes, romverbundenes Christentum vorlebten. Doch unsere Flurnamen künden nicht von diesen beiden Heiligen. Sie bezeichnen Grundstücke, die nicht dem Kloster gehörten. Neben dem Kloster bestand ja in Heidenheim im frühen und hohen Mittelalter noch eine zweite geistliche Einrichtung, die für das Heil der Seele zu sorgen hatte, ein in vergangenen Jahrhunderten großes Bedürfnis der Menschen. Diese Seelsorgestelle war die weltliche Pfarrei. Die zum Meierhof des Bischofs von Eichstätt gehörigen Leute erhielten ihre seelsorgerliche Betreuung von einem Pfarrer. Der war in früh- und hochmittelalterlicher Zeit meist kein Mönch aus dem Kloster, sondern Weltgeistlicher. Er wohnte in einem eigenen Haus draußen im Markt, wohl unterhalb des alten Friedhofes am Krechlberg. Die Pfarrkirche, für die der Bischof von Eichstätt als Schutzherrin die heilige Walpurgis bestimmte, stand einmal innerhalb des alten Friedhofs. Dorthin gingen die dem Bischof von Eichstätt gehörigen Leute zum Gottesdienst. Man war von der Vorstellung beseelt, die heilige Walpurgis, obwohl ihre Gebeine in den Jahren zwischen 870 und 879 nach Eichstätt und Teile ihrer Reliquien 893 nach Monheim überführt wurden, lebe als ideelle Herrin auch in der Pfarrkirche in Heidenheim (nicht in der Klosterkirche), wie in allen Walpurgiskirchen in Europa, die ihr geweiht waren, und in denen womöglich von ihr Reliquien niedergelegt waren.

Nach christlich-mittelalterlichem Denken konnte man sich durch gute Werke ein Anrecht im Himmel erhoffen, indem man der Kirche Schenkungen in Geld oder Grundstücken vermachte. Da jede Kirche einem Heiligen geweiht war, betrachtete man diesen als den ideellen Herren der Kirche, dem auch das Kirchenvermögen gehörte. Ihm, nicht dem Pfarrer und nicht dem Kirchengebäude, sondern dem Heiligen ließ man diese Schenkungen zukommen; in Hechlingen der heiligen Lucia und Ottilia, in Gnotzheim dem heiligen Michael, in Westheim dem heiligen Pankratius, in Meinheim dem heiligen Wunibald, usw. Der Heilige war also gleichsam oberster Herr und Besitzer der Kirche. Ihm gehörte auch alles Kirchenvermögen. Es gibt natürlich keine heiligen Äcker und keine heiligen Wiesen und keine heiligen Hölzer. Aber die Wiese, die man dem Kirchenheiligen verehrte, wurde nun zur Wiese des Heiligen, der Acker, den der Heilige erhielt, den nannte man nun "des Heiligen Acker" und das Stück Holz, das man dem Kirchenheiligen zukommen ließ, war nunmehr "des Heiligen Holz". Im Volksmund wurde daraus: Heiligenwiese, Heiligenacker, Heiligenholz oder Heiligenloh. Die Rechnung über die Vermögensverhältnisse des Heiligen waren "des Heiligen Rechnungen" und daraus wurde Heiligenrechnungen. Man erhoffte sich durch diese Schenkungen an den Heiligen auch eine Fürsprache des Kirchenpatrons bei Jüngsten Gericht. Auch nachdem die Markgrafschaft Brandenburg-Ansbach, zu der später Heidenheim gehörte, evangelisch geworden war und die Heiligen nicht mehr die Rolle spielten wie im frühen und hohen Mittelalter, man sprach trotzdem noch von Heiligenrechnungen und Heiligenvermögen. Die Heiligenrechnungen wurden vor versammelter Gemeinde im Friedhof oder in der Kirche öffentlich verlesen. Heute hat sich für das Vermögen des Heiligen der Begriff Kirchenstiftungs-Vermögen eingebürgert.

Hiefelbeete, in den Höfelbeeten (1525-1714), Höfelbuck (1735)

Die Flurabteilung Hiefelbeete, vermengt auch Höfelbeete, ist in jüngster Zeit zu einem schön gelegenen Siedlungsgebiet im Süden Heidenheims geworden. Die älteren Leute im Markt erinnern sich noch genau, dass dort einmal kein Haus stand. Wie schon die vielen Plannummern andeuten, war der Hiefelbuck in zahlreiche kleine Grundstücke zersplittert, die einem Beet (mundartlich Beetla) ähnelten. Das deutet darauf hin, dass diese Gegend einst der Heidenheimer Gemeinde gehörte und einmal Weideland war, weil die Steilhänge einen geordneten Feldbau nicht zuließen. Die Steilhänge bedeckte sicherlich auch lockeres Busch- und Strauchwerk, wie dies für viele Weideflächen typisch erscheint. Ein alter Beleg für die Hiefelbeete ließ sich nicht finden. So hat es den Anschein, dass der Name erst bei der Aufteilung der Gemeindeflächen nach Einführung der Stallfütterung Ende des 18. Jahrhunderts den kleinen Beeten gegeben wurde. Mit Bauernhöfen aus dem Markt und der Umgebung haben die Hiefelbeete nichts zu tun, wenn sie auch im Grundbuch als Höfelbeete bezeichnet wurden. Als Höfer bezeichnet man in der Heidenheimer Mundart zwar alle Besitzer, die außerhalb des Marktes, aber in seiner Gemarkung liegen (Obelshof, Gärtnershof, Kirschenmühle, Krämershof, Kohlhof, Mariabrunn, Eggenthal, Scheckenmühle, Balsenmühle, Kreuthof), aber der Name Hiefelbeete hat mit den Höfern keine Beziehung. Allem Anschein nach wurde die Bezeichnung Hiefelbeete erst im Zuge der Verteilung der Gemeindegründe um 1800 von amtlicher Seite eingeführt. Man nahm sich dabei die natürliche Bedeckung des Bodens mit vielen Hagebuttensträuchern zum Anlass für die Namengebung. Der Wildrosenstrauch, ein typischer Bewohner alter Hutungen (von hüten) wird auch mittelhochdeutsch hiefe, hiefal = Hagebuttenstrauch genannt. Die Hiefelbeete sind also kleine, aufgeteilte Grundstücke (Beete) auf einem einst mit Hiefal (Hagebuttensträuchern) bewachsenem Hügel. Im Volksmund wurde der Name Hiefelbeet mit Höfelbeet vermengt.

Hofwiese im faulen Wasen (1420)

Der Name ist heute nicht mehr bekannt. Man darf hier nicht an einen gewöhnlichen Bauernhof, auch nicht an einen Meierhof denken, sondern an den Hof der Markgrafen von Brandenburg-Ansbach. Natürlich gehörte diese Wiese nicht nach dem entfernten Ansbach, wohl aber nach Hohentrüdingen, wo der Oberamtmann, der Stellvertreter des Landesherrn, bis 1787 in der Burg der ehemaligen Grafen von Truhendingen seinen Sitz hatte. Er gehörte als Repräsentant der Herrschaft zum Hof des Markgrafen. Da der Oberamtmann bisweilen auch Grundstücke zur Nutzung besaß, nannte man diese Wiesen oder Äcker im 16. Jahrhundert auch Hofwiesen, Hoffeld oder Hofäcker.

Hohes Gewand (1383-1406), Anwand

Zum Besitz des Klosters Heidenheim gehörten um 1400

Der Hohentrüdinger Untertan Hans Jagstheimer besitzt um 1430 1 Tagwerk Wiesmahd

Als Gewand bezeichnet man in der Flurnamenforschung Unterabteilungen der Feldflur, die aus ziemlich gleichwertigen Äckern oder Wiesen bestehen. Gewanne oder Gewand kann auch ein einzelnes Grundstück heißen. Die Grundbedeutung von Gewende oder Gewand ist Wendung. Kopfstücke vor dem Anbauland heißen oft Anwand, weil sie zum Wenden des Pfluges dienen. Das hohe Gewand in Heidenheim ist eine Hanglage, die zu den neu angelegten Weihern an der Hohentrüdinger Straße hin abfällt. Wegen ihrer Höhenlage wurden die Grundstücke "hohes Gewand" bezeichnet. Die Mundart hat daraus Hochwend werden lassen. 1535 heißt es:

zum eichstättischen Meierhof gehörten um 1535:

Holderhecklein, Wiese im Holderhecklein

Die Wiese am Holderhecklein lag unweit der Rohrach in den hinteren Greutern nahe am heutigen Bad und der Sportstätte. Das mittelhochdeutsche Wort holder, holunter, holunder, holler bezeichnet bei uns vor allem den Schwarzen Holunder, kurz Holder genannt, der wegen seiner Holunderbeeren bei manchen Menschen zur Bereitung von heilkräftigem Holundersaft noch begehrt ist. Heute musste der einst im Dorfe weit verbreitete Holderstrauch oder Hollerbusch meist der Asphaltierung und Betonierung der Straßen, Gehwege und Hofräume, ferner der mehrmähdigen Wiesen- und Gartenkultur weichen und sich auf entlegene Waldblößen zurückziehen. Noch bis zum Zweiten Weltkrieg beschattete er im Bauernhof die Misthaufen und die daneben gelegenen Aborthäuschen. Im Volksglauben und in der Pflanzenheilkunde spielte der Holunder eine bedeutende Rolle. Das ging sogar so weit, dass alte Frauen der Meinung waren, man dürfe Holderholz nicht verbrennen, sonst gebe es Unglück im Stall. Für die Buben, die dazumal nicht mit fabrikmäßig hergestelltem Spielzeug überschüttet wurden wie heutzutage, boten die Holderhecken Gelegenheit, aus älteren Ästen Stücke abzuschneiden, das Mark zu entfernen und Hollerbüchsen herzustellen, deren Knall viel Freude auslöste. Vorbei ist das heute, wohl für immer vorbei. Die Holderhecken sind der Flurbereinigung zum Opfer gefallen, die Hollerbüsche im Hof mussten der Dorferneuerung weichen. Auch die Wiese am Holderhecklein ist in einem größeren Grundstück aufgegangen. Verklungen ist das abendliche Lied der Dorfburschen vom Holderstrauch, verklungen auch der Flurname "am Holderhecklein".

Hopfengarten (223), Hopfengarten am Kohlberg (954), Hopfengarten im Burglehlein (1413), unterer Hopfenacker (4158-61)

Schon in der Jungsteinzeit vor 5000 Jahren hatte man die Erfahrung gemacht, dass sich aus dem Stärkegehalt der Samen aller Getreidearten bei Behandlung mit Wasser und durch Beimischung gewisser Kräuter ein berauschendes Getränk herstellen ließ. Die Herstellung des Bieres vollzog sich bei uns zunächst in Form der Hausbrauerei. Sie erforderte allerdings einen erheblichen Arbeitsaufwand und das Produkt war nur begrenzt haltbar. Die frühesten Braustätten mit über den Eigenbedarf hinausgehenden Einrichtungen und entsprechenden größerem Ausstoß entstanden zunächst in den Klöstern. Doch im Kloster Heidenheim ist von einem Brauwesen im frühen und hohen Mittelalter nichts zu vernehmen. Man trank damals mehr Wein, den die Klosterknechte mit dem Fuhrwerk in Fässern aus den sonnendurchfluteten Weinbergen am Main, an der Tauber und vom Neckar holten. Erst im ausgehenden Mittelalter (um 1400) finden sich Nachrichten, dass auch das Bier als Getränk immer beliebter wurde. Der Abt des Klosters bezog das Bier aber nicht etwa aus einer eigenen Brauerei, sondern von Hansen Ottinger von Weißenburg. Darüber berichtet ein altes Rechungsbuch aus dem Jahre 1429:

Der Abt bezahlte oft nicht in Geld, sondern überließ dem Bierlieferanten aus Weißenburg dafür die Getreidegült aus dem Netzenhof oder aus einem seiner Höfe in Kattenhochstatt. Darüber berichtet das Rechnungsbuch:

Der Geiselbrecht saß um 1429 auf dem oberen Hof zu Kattenhochstatt. Gegen Ende des 15. Jahrhunderts scheint im Kloster Heidenheim eine eigene Klosterbrauerei eingerichtet worden zu sein. 1535 wird erstmals ein Hopfengarten des Klosters genannt.

Huft, Huftach, Hüft

Das Kloster Heidenheim bezog um 1400 14 Schilling Haller von den Wiesen "unter dem Huftach" bei Eggenthal. In die Güter zu Eggenthal gehörte ein Holz, das kleine Löhlein, "genannt das Huftach und ist unterkreuzt".

Mit dem Namen Huft setzen sich nur wenige gängige Flurnamenbücher auseinander. Dabei ist er in unserer Heimat kein Einzelgänger, er findet sich in mehreren Gemarkungen. Das Kloster Heidenheim besaß um 1559 ein Holz, der groß Scheubelhuft, ungefähr 7 Morgen und ein Hölzlein, der klein Scheubelhuft genannt, ungefähr 1 Morgen bei Cronheim gelegen. In Gunzenhausen besteht noch heute der Spitalwald am Rande der Ostvorstadt. Er hieß früher Spitalhüft: 1534 besitzt das Spital zu Gunzenhausen 20 Morgen Brenn- und Zäunholz, die Spittelhüft genannt. In Ursheim gab es ein Wäldchen, der "Eichenhuft" genannt.

Diese Beispiele deuten an, dass mit dem Begriff Huft allgemein ein Stück Holz oder Gebüsch gemeint sein kann, speziell ein Holz oder ein Gestrüpp, das einer besonderen Bewirtschaftung als Niederwald unterliegt, ähnlich wie der Loh, und vorwiegend der Brenn- und Zäunholzgewinnung dient. Die Flurbezeichnung "in den Hüften" ist aber nicht nur mit einem Wald (Holz) verbunden, sondern findet sich auch in Zusammensetzungen anderer Art. So wird 1631 in Dittenheim ein Weidenhuft verzeichnet, ein Huft, der nicht nach der Viehweide, sondern nach den Weiden zum Korbflechten benannt ist. In Windsfeld heißt ein Acker "in der Weidenhuft", in Biederbach bei Wolframs-Eschenbach benannte man 1440 ein halbes Tagwerk Wiesen "uff dem Dornenhuft". Zur Pfarrpfründe in Westheim gehörten um 1700

Eine Hilfe bei der Lösung des Namensrätsels Huft oder Huftach bietet uns ein Eintrag, der das Kentholz am Gelben Berg bei Kurzenaltheim betrifft:

Hier wird der Begriff Huft gleichbedeutend für Loh gebraucht. Huft bedeutet hier einen Holzanteil von dem zur Abholzung bestimmten ausgelosten Brennholzbereich des Gemeindewaldes. Vom "Hauen ihrer Hüft" berichtet eine Dorfordnung in Zimmern bei Pappenheim. Und wenn wir jetzt wieder in unsere Heidenheimer Gemarkung zurückkehren, so lesen wir im Salbuch des Klosters um 1400:

Der Zöllner des Klosters hat also aus dem zum Abholzen bestimmten Gemeindewald zu Heidenheim ein Stück, Huft genannt, auszuwählen, aus dem sich ungefähr 52 Fuhren Brennholz (Stockausschläge) gewinnen ließen. Huft ist also hier ein Flächen- und Mengenbezeichnung unterschiedlicher Größe. Der Huft des Klosters musste so groß sein, dass sich 52 Fuhren Brennholz (Stangen- oder Prügelholz) ergaben. Das alles konnte nicht exakt gemessen werden. Wenn man von den alten Schriften des Klosters Heidenheim um 1400 sich bei der Deutung der Namen Huft, Huftach, Lauerhuft, Massalterhuft leiten lässt, kommt man zu der Überzeugung, dass Huft mit Holzgewächsen in Verbindung steht und in diesem Bereich mehrfache Bedeutung haben kann:

Wenn wir nun nach der Herkunft des Namens Huft fragen, werden wir nicht fehlgehen, wenn wir ihn mit dem mittelhochdeutschen Tätigkeitswort hufen, hüfen in Verbindung bringen, das "häufen, anhäufen, aufhäufen" bedeutet. Das davon gebildete Hauptwort der Huft, Mehrzahl die Hüfte, ist demnach eine "Anhäufung von Gegenständen irgendwelcher Art". So vermutet der Flurnamenforscher Dr. Walther Keinath in seinem schönen Buch "Orts- und Flurnamen in Württemberg" S. 73: Huft = vermutlich verschiedene Wasser- und Uferpflanzen in Hufäcker, Hüftäcker. Wer all diesen Namen nachspürt, der gewinnt nicht nur Kenntnisse über die Vergangenheit, sondern auch Freude, die wie Balsam auf das Herz wirkt.

Hundsbühl oder Buchholz (4463)

Hundsbühl, so wird ein Waldstück oberhalb des Kohlhofes genannt. Das Grundwort -bühl ist uns aus vielen Flurnamen bekannt und weist auf Erhebungen (Hügel) im Gelände hin. Das Bestimmungswort Hund ist sicherlich nicht mit einem Personennamen Hund, sondern mit dem Haustier Hund in Verbindung zu bringen, das die Menschen alle gut kannten, weil sie Gelegenheit hatten, es tagtäglich zu beobachten. Der Landmann hatte dazumal zu Hund und Katze allerdings ein zwiespältiges Verhältnis, nicht beeinflusst von den Bestrebungen der Tierschutzvereine unserer Tage. Einerseits benötigte er sie, weil sie ihm Haus und Hof bewachten, Mäuse und Ratten in Grenzen hielten. Andererseits aber nahmen sie gegenüber anderen Haustieren wie Rindern, Schafen, Schweinen und Ziegen einen geringeren Rang ein, zumal sie auch in normalen Zeiten nicht zum Verzehr verwendet wurden. Hunde scheinen auf dem Bauernhof in höherer Gunst gestanden zu sein als Katzen. In Nürnberg durften sie bisweilen sogar am Kirchgang teilnehmen, sehr zum Leidwesen der Kirchenverwaltung. 1496 wurden an der Lorenzkirche die Zinserträge einer Kapitalstiftung verwendet, um einen Mann zu besolden, der die Hunde aus der Kirche treiben musste. Der Hundschlager hatte herrenlose Hunde einzufangen und zu erschlagen. Hunde und Katzen galten oft als weniger gut bewertete Haustiere. Diese abwertende Beurteilung der Hunde und Katzen wurde nun auch auf Pflanzen übertragen. Man spricht noch heute von der Hundskamille, vom Hundsveilchen, von der Hundsrose oder vom Katzenplätzchen, den Früchten der wilden Malve, und vom Katzenschwanz, dem volkstümlichen Namen für den Schachtelhalm. Abschätzende Beurteilungen durch Vergleiche mit Hund oder Katze erscheinen nun auch in Flurnamen. Grundstücke, die mit Hund oder Katze benannt wurden, sind entweder vom Ertrag her minderwertig oder ihre Namen erinnern an die geringe Größe des Ackers oder der Wiese. Der Hundsbühl in der Heidenheimer Gemarkung liegt auf steinigem Untergrund und mag deswegen zu seinem abwertenden Namen gelangt sein. Solche ertragarmen Böden bewirtschaftete man als Egerten oder man ließ sie verwalden.

Hülbe, Hülwe

Das Kloster Heidenheim besaß um 1400 2 Joch Acker auf dem Berg am Rohracher Weg "gen (gehen) durch die Gemeind-Hwl (Hülbe)". Was ist eine Hülbe? Das mittelhochdeutsche Wort die "hülwe, hülbe, hüel, hül" bedeutet "Pfütze, Pfuhl, Sumpflache". Heute wird der Name in der Heidenheimer Gemarkung kaum mehr gebraucht; er wurde wohl durch die Flurbezeichnung "im Saubrunnen" abgelöst. Die Hülben waren auf der wasserarmen Hochfläche der Schwäbischen- und Fränkischen Alb, zu der ja auch unser Hahnenkamm gehört, in der Zeit, in der noch keine zentrale Wasserversorgung bestand, allgemein verbreitet. Nicht überall auf der Weite der Albhochfläche herrschte Wassermangel. In Mulden und Wannen auf den hochgelegenen Juragegenden reichte die Eintiefung oft herunter bis zu wasserführenden Tonschichten. An diesen Stellen traten auch auf der Hochfläche des Hahnenkamms laufende Brunnen ans Tageslicht, wie etwa zwischen Hechlingen und Degersheim der Eschelbrunn, an dem sich sogar ein römisches Landgut niederließ und der im 8. Jahrhundert gegründete und 899 urkundlich erwähnte Ort Prunnon, der aber wieder verschwunden und zur Wüstung geworden ist. Der Flurname "Königsbühl" in der Hechlinger Gemarkung erinnert noch an ihn. Solche wasserführenden Stellen auf der Albhochfläche, wurden bisweilen, wenn sie sich zur Siedlung nicht eigneten, als Tränkstellen für das Weidevieh benutzt und Hülben oder Hülen genannt. Der Platz um die Hülbe mag oft versumpft gewesen sein und das Wasser darin nicht lauter sondern trüb, was in der Heidenheimer Gemarkung später zu der Bezeichnung "Saubrunnen" geführt haben mag. Innerhalb der Albdörfer wurden Hülben oft künstlich zur Viehtränke, als Gäns- oder Feuerweiher oder zur Pferdeschwemme angelegt. In etlichen Orten im Hahnenkamm bürgerte sich dafür die Bezeichnung Weed oder Wett ein.