Heidenheim

Flurnamen in Heidenheim

A B D E F G H K L M N O P R S T V W Z

Badstube, Badstubenwiese

Mit dem Baden im eigenen Haus oder in der engen Wohnung hatte es im Mittelalter seine liebe Not. Ein eigenes Bad wie heutzutage konnten sich nur die Vornehmen leisten, wie etwa der Kastner Wolf Brennenstetter im Jahre 1535, der neben seinem unteren Haus, Stadel und Schafstall auch noch ein Badhäuslein zur Verfügung hatte. Die meisten Leute im Markt waren nicht in der Lage, sich einen teuren Kupferkessel zum Erhitzen des Wassers zu beschaffen. Außerdem bestand Brandgefahr und Holzmangel, so dass schon im hohen Mittelalter (11. und 12. Jahrhundert) öffentliche Badstuben eingerichtet wurden. Sie waren wegen der Feuersgefahr meist in Stein gemauert. Auf dem Lande kannte man kaum die gut eingerichteten Badstuben wie in den Städten.

In Heidenheim bestanden um 1400 zwei Badstuben, eine für die Insassen des Klosters, die andere für die Leute im Markt. Betreut wurden sie von einem Bader, der nicht nur den Badegästen das Bad besorgte, sondern an den festgesetzten Wochentagen auch den Kopf zwackte (wusch), die Haare scherte, den Männern den Bart rasierte und zu bestimmten Zeiten zur Blutentziehung (Aderlass) Blutegel ansetzte oder Schröpfköpfe auflegte. Bei Verletzungen kümmerte sich der Bader auch um die Wundbehandlung. Das Badhaus, die Badstube, wie es im Volksmund hieß, konnte sich der Bader nicht selbst erbauen wegen der teuren Einrichtung. Er musste die Badstube bei der Gemeinde "bestehen" wie der Bauer seinen Hof vom Grundherrn. Das wöchentliche Bad war nicht allein wegen der Reinigung so beliebt, sondern aus Furcht vor dem Aussatz. Daher wurden vor allem Schwitzbäder genommen. Zur Unterstützung des Baders kamen ihm Badknechte und Badmägde zu Hilfe, wobei vor allem in den städtischen Badstuben bisweilen die Grenze zur Prostitution überschritten wurde und die Badstuben oft in Verruf gerieten. Neben äußeren Eingriffen, die auf dem Lande bis zum Zahnziehen, in den Städten bei wenigen Spezialisten bis zu Steinschnitten, Starstichen, Amputationen und Operationen gingen, hatten die Bader auch mit innerlich wirkenden Medikamenten (Purgiermittel, Salben und Pflasterbereitung) zu tun.

In späterer Zeit sahen die Barbiere dann in der Schönheitspflege, im Pudern und Perückenmachen neue Aufgaben. Die meisten unter ihnen, vor allem auf dem Lande, verdienten ihr Geld mit der Bereitung der Bäder, mit Rasieren pro Woche, mit Zahnziehen und Schröpfen. Wegen der ansteckenden Geschlechtskrankheiten (Franzosenkrankheit) kam das Baden in den Badstuben im 17. und 18. Jahrhundert vielenorts ganz außer Gebrauch, die Badstuben gingen ein. Der Bader kam wöchentlich zum Rasieren von Haus zu Haus. Neben seinem eigenen Häuslein unterhielt er noch eine kleine Landwirtschaft. Badwiese, Badschober, Badrain und Badstriegel, diese Flurnamen berichten noch heute vom einstigen Badewesen. Über den Klosterbader lesen wir 1429 im Rechnungsbuch des Abtes Wilhelm von Vestenberg (Grabmal in der Klosterkirche):

Badschoberfeld, Badschoberacker (4419, 4422) beim Kohlhof

Diese beiden Namen, für die keine alten Belege erbracht werden können, weisen sicherlich auf die Badstube im Markt hin, wohl nicht auf die Badstube im Kloster. Die Badstube im Markt lag in der Nähe des Grabens, der am Sammenheimer Berg entspringt, an der Furt vorüber fließt, die Klostermühle (Gießbrücke), die Hochrädleinsmühle (Nähe Raiffeisenbank) und die Gallenmühle trieb (heute weitgehend verrohrt). Sie wurde von der Marktgemeinde (nicht vom Kloster) errichtet und mit Gebäuden (Badstube und Stadel) und Grund und Boden ausgestattet. Der Bader konnte neben den Geldeinnahmen aus der Tätigkeit in der Badstube auch noch die zwiemähdige Badwiese hinter der Gallenmühle und ein kleines Gärtlein nutzen. Mit der Badstube war also eine kleine Landwirtschaft verbunden, die der Bader mit seiner Familie bearbeitete. Das reichte wohl zu seinem Lebensunterhalt nicht ganz aus. Deshalb bezog er aus dem Badschoberacker oder dem Badschoberfeld noch einen Schober Getreidegarben. Der Schober war ein altes Maß für die Getreidegarben und bedeutete ursprünglich "Haufen". Für einen Schober zählte man in unserer Heimat 60 Garben, einen halben Schober 30 Garben.

Balleiten, Ballenacker (2694-2697); Palmacker (2696-2737)

Das Kloster besaß nach dem Heidenheimer Salbuch um 1400 eine Wiese von

Ferner gehörten um diese Zeit zum Kloster:

Als Balleiten, auch Bolleiten wurde ein großes Grundstück unterhalb der heutigen Garnison Richtung Sammenheim bezeichnet. Auch dem eichstättischen Meierhof waren um 1535 3 Morgen Acker zu eigen "an der palleiten", ebenso der Hube des Georg Eberhart 2 Morgen "an der palleiten". Die Leite ist eine häufige Benennung für einen Berghang. Das trifft bei unserer Heidenheimer Balleite zu. Was sie von anderen Leiten unterscheidet und für sie typisch erscheint, sind die ballenartigen Erhebungen, nach denen sie benannt ist. Das mittelhochdeutsche Wort bal bedeutet "Ball, Kugel, Ballen". Ein Ballen Heu oder Stroh ist uns noch heute bekannt. Dem feinen Beobachtungssinn unserer Ahnen, die sich viel durch ihre Arbeit im Freien aufhielten, entgingen diese rundlichen Erhebungen nicht, sie verglichen ihre halbkugelförmige Gestalt mit einem Ballen (vielleicht auch Handballen) und nannten die Grundstücke an der Leiten "Balleiten". Im täglichen Sprachgebrauch wurde aus Balleitenacker ein Ballenacker und schließlich ein Palmacker. Mit den Palmzweigen der Salweide und den Palmkätzchen hat der Palmacker wohl nichts zu tun. Die alten Formen lauten Balleiten und auf sie kommt es bei der Deutung des Namens an. Die alten Beispiele von der gebauten (angebauten) und der ungebauten (nicht angebauten) Egerten auf der Balleiten zeigen uns auch das Wesen einer Egerte auf, die manchmal brach liegt, dann auch wieder mit Ackerfrucht besamt ist.

Balsenmühle, einst Rohrmühle, Lohmühle und Lägelmühle, mdl. Basemühl

Die Balsenmühle wird unter dem Namen Rohrmühle schon 1329 erstmals in einer Urkunde genannt. In einer Teilungsurkunde der Burg zu Hohentrüdingen erscheint der "Maetzenloh bi der Rormul". Der Grund und Boden und die Mühle gehörten um 1400 dem Kloster Heidenheim. Der Abt konnte sie nicht selbst betreiben und gab sie deshalb zur Bewirtschaftung an einen Müller aus. Mit der Mühle war auch eine Landwirtschaft verbunden. Das Kloster Heidenheim durfte nach biblischem Gebot keine Gewalt anwenden und konnte infolgedessen seine Mühle gegen die Begierden weltlicher Herren nicht schützen. Darum bestellte der Bischof von Eichstätt dem Kloster einen weltlichen Schutzherrn über die Rohrmühle und das waren die Edlen von Truhendingen auf ihrer Burg zu Hohentrüdingen. Als diese um 1310 in ihrer Linie im Hahnenkamm ausgestorben waren, folgten ihnen zuletzt um 1400 die Burggrafen von Nürnberg, die späteren Markgrafen von Brandenburg-Ansbach. Der Müller auf der Rohrmühle, wie sie damals hieß, hatte nun zweien Herren Abgaben zu erwirtschaften:

1. Für den Grundherrn, das Kloster Heidenheim.

2. Für den weltlichen Schutzherrn (Vogt) von Hohentrüdingen.

Um 1400 waren alljährlich folgende Abgaben an den Abt des Klosters als Grundherrn fällig:

Diese Abgaben waren um 1400 an das Kloster fällig.

An den Burggrafen von Nürnberg (an den Pfleger auf Burg Hohentrüdingen [an das Kastenamt Hohentrüdingen mit Sitz in Heidenheim]) waren an Vogteiabgaben um 1430 zu erwirtschaften:

Im Jahre 1535 hatte die Witwe des Hans Müller an den Kastner des Burggrafen als Schutzherrn zu entrichten:

Dazu gehörten Haus, Stadel und Garten, alles soweit die Hofrait umfangen hat, samt dem Wasserfluss, der dazugehörte.

Balsenmühle, Streit um einen Weg im 15. Jahrhundert

Übergabe der Balsenmühle 1496:

Balsenmühle, Übergabe 1538:

Berlohe im Krechelberger Viertel, Barlehenacker (2089-91), mundartlich "im Bertla"

Der Name Berlohe musste im Laufe der Jahrhunderte viele Vermengungen und Umdeutungen über sich ergehen lassen. Das Grundwort -loh weist auf einen lichten Wald hin, der dort auf der Höhe an der Straße nach Degersheim einmal den Boden bedeckte. Das Bestimmungswort Ber- kann verschieden gedeutet werden. Das mittelhochdeutsche männliche Hauptwort bezeichnet den Bären, ein Tier, das im Mittelalter auch in unserer Heimat lebte. Womöglich ist der Berlohe so genannt, weil dort einmal ein Bär gesichtet wurde, was wohl allgemein Schrecken verbreitete und daher Namen gebende Wirkung hatte. Möglich wäre auch, dass der Acker Berlohe dem Halter des Schweinebären zur Entlohnung diente. Als dritte Deutung ließe sich das mittelhochdeutsche weibliche Wort ber in Erwägung ziehen, das "die Beere" bedeutet. Berlohe wäre demnach als "Beerenwald" zu erklären, "Wald, in dem Brombeeren oder Himbeeren wuchsen". Die Mundart hat wie so häufig das Grundwort -loh zu la werden lassen und den Acker "im Bärla" genannt. Daraus wurde dann Bärtla. Im Grundbuch ist das Grundstück als Barlehenacker eingetragen, was aber keinen Sinn ergibt.

Besenacker (1750, 1751)

Die Besen zum Reinigen von Haus und Hof kaufte man einst nicht wie heute im Supermarkt oder im Fachgeschäft. Sie wurden meist selbst gefertigt, daheim in der warmen Stube oder im Stall. Den Rohstoff dazu, das Besenreisig und die Weiden, besorgte man sich heimlich im Gemeindewald. Es gab aber auch Leute, die Besen fertigten und sie auf dem Markt verkauften. Man nannte sie die Besenbinder. Da sie meist ihr Reisig heimlich oder bei Nacht holten, gerieten sie in Verruf und so wurde Besenbinder zu einem Schimpfnamen. Der Flurname Besenacker steht wohl mit dem Besenreisig in Beziehung. Der Acker liegt in der Nähe der Hiefelbeete am Weg nach Mariabrunn. Die südlichen Hanglagen des Hiefelbucks, früher Loh genannt (lichter Wald), waren einst mit Buschwerk und Wald bestanden. Aus ihm holten die Leute wohl das Besenreisig. Es wäre auch denkbar, dass dort Ginsterbüsche wuchsen, deren Triebe auch zu Besenreisig verwendet wurden. Der Ginster heißt in manchen schwäbischen Gemeinden auch Besen. In diesem Fall könnten wir den Namen deuten: Acker am Besenreisig, Besenreisigacker, verkürzt Besenacker.

Beselacker auf dem Heidespan

Das Kloster besaß um 1400:

Angesichts der Tatsache, dass der Beselacker auf dem Heidespan lag, wird man geneigt sein müssen, den Namen Beselacker mit dem Besenreisig in Verbindung zu bringen, wie den Besenacker am Hiefelbuck am Weg nach Marienbrunn. Der Acker lag da, wo man Besenreisig hauen oder schneiden konnte. Diese Deutung liegt nahe, denn auf der in der Urlandschaft wild wachsenden Heide konnte wohl jeder ohne großen Widerspruch Besenreisig zu sich holen, wenn auch etwas heimlich. Zu erwägen wäre allerdings auch, ob hier nicht das mittelhochdeutsche Wort beselin in Frage kommt, das "Base, die Schwester des Vaters" bedeutet. Das Bäsla als Verwandte ist ja noch heute bei alten Leuten im Munde. "Acker des Bäsla" gäbe auch eine nicht völlig zu verwerfende Deutung.

Bettelacker, Bettelwiesen (2922-2923)

Der Landmann hat einen guten Blick für die Qualität seines Ackerbodens oder für die Güte des Grases auf seiner Wiese. Von jeher wurden unterschiedliche Namen dafür erfunden und köstliche Vergleiche angestellt. Das Bettelwesen auf der Straße, heute weitgehend aus der Gesellschaft verdrängt, war im Leben des Mittelalters eine alltägliche Erscheinung. Mehrmals am Tage erschienen oft Bettelleute vor der Haustüre, um einen Pfennig, ein Stück Brot, ein Ei oder einen Teller Suppe bittend. Im Volksmund bezeichnete man diese armen Leute oft als Handwerksburschen. Sie waren fremd, man kannte sie nicht und so wirkten sie als unheimlich, wenn sie auf dem Hofe erschienen. Man wollte sie schnell wieder loswerden. Dass diese Vorstellung über das Bettelwesen und die Armut mancher Leute in der Phantasie des Landmanns auch auf seine Äcker von geringer Ertragsfähigkeit bezogen wurde, darf daher nicht verwundern. Ein Acker am Ortsausgang an der Straße zum Krämershof scheint in der Zeit, als man noch nicht mit Kunstdünger nachhelfen konnte, ein ertragarmes Grundstück gewesen zu sein, ein "Bettelmann unter den Äckern", daher Bettelacker genannt. Ein alter Beleg dafür ließ sich nicht finden.

Betzenrain

Der Betzenrain wird im Salbuch um 1400 zwischen "des pfarrers Wys an dem Bach gen (gegen) Sammenheim" und der "vorderen Schäfwies" genannt. Der Betzenrain erinnert wohl an den Eber, den Schweinsbären, der auch im Volksmund Betz genannt wird. Ein derbes Schimpfwort wird noch heute gebraucht, wenn man einen Menschen als "Saubetz" oder "Saubär" beschimpft. In der Mundart klingt das oft gar nicht so beleidigend, etwa wenn die Mutter ihren kleinen Buben, der im Garten spielt und beschmutzt in die Küche kommt, als "Saubären" oder "Saubetz" bezeichnet, was bisweilen sogar ein Kosename sein kann.
Den Eber, den Schweinebären oder Schweinebetzen, für die Gemeinde oder für die Grundholden eines Fronhofsverbandes zu halten, verblieb gewöhnlich dem Meierhof, so z.B. in Hüssingen: "Item der Meier soll auch haben ein pern (Schweinebären) zu den Sweinen". Doch waren in manchen Gemeinden auch kleinere Höfe zum Halten des Schweinebetzen oder der Widemhof des Pfarrers verpflichtet. Dafür bekamen sie ein Gemeindegrundstück zur Entlohnung. Für lang gestreckte, streifenartige Abhänge wurde in der Flurnamengebung der Begriff Rain gebraucht. Der Betzenrain war also ein lang gezogenes Grundstück an einem Hang, wohl von minderer Güte, das als Entlohnung für den Halter des Schweinebären diente wie der Badrain für die Betreuung der Badstube durch den Bader.

Beunde, Point, Beind

Zum Klosterbesitz gehörten um 1400:

Zu den eigenen Baumgärten, gelegen in den Ettern, gehörte die

Im Grundbuch wird erwähnt: "Gartenbeund bei der Ziegelhütten". Die Flurbezeichnung "in der Beund, hinter der Beund" findet sich in den alten Heidenheimer Schriften selten. Was versteht man unter einer Beund? Das mittelhochdeutsche Wort "biunte" bedeutet "freies, besonderem Anbau vorbehaltenes Grundstück, Gehege". Nach Walther Keinath, Orts- und Flurnamen in Württemberg, ist Beunde eine aus der Ackerflur, auch aus der Weide- und Waldfläche ausgesonderten und der privaten Nutzung vorbehaltenes Grundstück in Dorfnähe. Die Grundbedeutung des althochdeutschen Wortes "biunta" bezeichnet ein Grundstück, "um das sich der Zaun herum windet".

In unserer Hahnenkammheimat waren die Beunden vor der großen Flurbereinigung und Dorferneuerung in den großen Haufendörfern noch gut zu erkennen. Unmittelbar hinter einem Bauernhof mittlerer Größe dehnte sich eine mehr oder mindergroße Grasfläche, meist mit Zwetschgen, Birn- und Apfelbäumen bepflanzt und mit einer Haselnusshecke als Umzäunung umrahmt. Diese Fläche, Beunde, auch meist Garten genannt, diente ausschließlich der privaten Nutzung durch den Bauernhof, zu dem sie gehörte. Die Beunde oder Garten durfte der Hirte mit seiner Dorfherde, auch der Schäfer nicht beweiden. Zu ihrem Schutze gegen die Beweidung durch den "gemeinen (allgemeinen) Hirten", aber auch zur Abwehr des Kleinviehs des Nachbarn war die Beund mit einer Hecke umrankt.

Für den Bauernhof bedeutete so eine Beund (mundartlich Beind) einen großen Vorteil: Kühe, die nicht in die Dorfherde eingeschlagen werden konnten, fanden hier einen Auslauf, Pferde, die später von der Pflugarbeit heimkehrten, ließ man auf der Beunde noch kurze Zeit grasen. Ochsen konnte man von der nahen Beunde rasch noch einen Büschel Gras holen. Hühner, Gänse und Enten brauchten nicht im Käfig gehalten werden; die Beunde bot ihnen genügend Lebensraum und Schutz. Von den Obstbäumen in der Beund konnte das Dürrobst für den Wintervorrat gewonnen werden. In manchen Beunden stand auch der Backofen, ein Häuschen aus Stein gemauert. Die Hecken lieferten, da sie beschnitten werden mussten, Anschürholz und Haselnüsse. Eine kleine Kinderschar gesellte sich oft in der Beunde zum Spielen und Backen mit Sand zusammen. An alten Bäumen hatte der Vater bisweilen um einen dicken Ast zwei alte Zugstränge gebunden und unten ein altes ausgedientes Joch von Kühen befestigt. Das war eine Schaukel primitiver Art, aber sie erzeugte oft mehr Lebensfreude als moderne Kinderspielplätze. In der Beunde waren die Kinder in der Nähe ihrer Eltern geborgen, zumal die Straße nicht vom Verkehr beherrscht wurde. Geborgenheit gab es in den Hecken der Beunden für die Vögel. Wenn nach langen Wintertagen der Frühling einkehrte, dann erwachte das Leben in den Beunden. Aus blühenden Hecken schallte Vogelgesang, Bäume und Sträucher hüllten das Dorf in eine Zauberwelt. Und wenn auch von den strohgedeckten, lehmverschmierten Fachwerkhäusern der Verputz abbröckelte und diese ziemlich armselig und eintönig erschienen, das Dorf blieb eingebettet in eine gesunde Lebensgemeinschaft von Mensch und Natur. Vorbei ist das heute, wohl für immer vorbei. Bäume und Hecken sind meist gefallen, die Beunde ist ein blumenleerer Rasen geworden, der den Blick öffnet auf ein herausgeputztes, farbenfrohes Haus. Kindergeschrei ist verstummt, die wenigen Kleinen sind im Kindergarten versammelt, die größeren in der Massenschule, wo man Natur nur noch aus dem Film und der Bildröhre kennen lernt, nicht mehr aus Garten, Feld und Wald erlebt. Die Welt hat sich gewandelt. Die alte Beunde kennen nur noch die alten Leute aus versunkenen, schönen Tagen.

Dass in Heidenheim der Flurname Beunde nicht so häufig erscheint wie in den Dörfern des Hahnenkammvorlandes hat verschiedene Gründe. In dem Ort gab es im frühen und hohen Mittelalter nur zwei große Gutshöfe: den Siedelhof des Klosters und den großen eichstättischen Meierhof. Die Zahl der mittleren landwirtschaftlichen Anwesen mit eigenem Spannvieh blieb gering. Die kleinen Anwesen bedurften keiner großen raumgreifenden Beunden. Dazu wäre auch nicht genügend Raum gewesen.

Binsenacker (2976), Binsengasse (2976-2984)

Binsenacker, so hießen Grundstücke unterhalb der Heide an der Straße nach Gunzenhausen vor dem Krämershof. Unsere Ahnen, die aufgrund ihrer Arbeit in der Landwirtschaft ihre Aufmerksamkeit den Pflanzen zuwendeten, wussten sogar die einzelnen grasähnlichen Gewächse voneinander zu scheiden. Besonders auffällig erscheinen ihnen die Binsen, die vorwiegend auf sumpfigen Boden in dichten Beständen oder auch horstweise in der Gemarkung auftreten. Sie waren bei den Bauern nicht sehr beliebt, weil sie schlecht durchlüfteten Boden anzeigten und den wertvollen Futtergräsern den Platz streitig machten. So ist verständlich, dass sie im Flurnamengut erscheinen. Binsenacker war der "Acker bei den Binsen" und Binsengasse die "Gasse, die durch das mit Binsen bewachsene Gelände führt". Binsen waren aber bei den Kindern als natürliches Spielzeug zum Flechten beliebt, in einer Zeit, in der es noch kein fabrikmäßig hergestelltes Spielzeug gab.

Birkegerde, Waldung in der Bürgegerde (1121-1139)

Im alten Salbuch des Klosters Heidenheim um 1400 steht über sie geschrieben:

Die Birkegerde ist heute ein Waldgebiet auf der Höhe in Richtung Hohentrüdingen zwischen Heidenheim und Ostheim (ehemalige Burg Rechenberg). Einstmals scheint sie eine Egerde gewesen zu sein, ein entlegener, wenig fruchtbarer Bezirk, der nicht immer im Anbau lag, sondern mehrere Jahre hintereinander brach liegen blieb, in dieser Zeit der Viehweide diente und dann und wann einmal wieder als Ackerland genutzt wurde (siehe Flurname Egerde). Sie gehörte um 1400 dem Kloster und dem Markt gemeinsam. Es durften also sowohl die Klosterherde als auch die Herde des Marktes auf der Birkegerde geweidet werden. Wegen der Triebrechte am Bucherbühl und der Birkegerden gab es ab und zu Streit zwischen der Gemeinde Heidenheim und Hohentrüdingen. Die Birkegerde bildete noch im 8. Jahrhundert zur Zeit Wunibalds zusammen mit dem Buchersbühl, der Hard, dem Kohlberg, der Röt, usw. ein zusammenhängendes Waldgebiet über dem westlichen Steilrand des Hahnenkamms. Die Burgensiedlungen Spielberg, Rechenberg und Hohentrüdingen bestanden noch nicht. Nach fränkischem Recht verfügte der König über das ungenützte Waldland. Das Kloster Heidenheim (gegründet um 752) erwarb sich in den weit bis in den Rohrachgrund herunterreichenden königlichen Wäldern sicherlich Nutzungsrechte zur Waldweide und Schweinemast. Der Name Birkegerde wird in der Schreibweise häufig vermengt mit Bürgegerde. Nach der umgelauteten Form Bürg(egerde) dürften wir hier einen Hinweis auf eine alte Bürg vermuten, ähnlich wie die bekannte "Gelbe Bürg" an der Straße nach Dittenheim. Doch das Gelände der Birkegerde weist keine Spuren einer Befestigungsanlage auf. Ein großer Hügel inmitten der Birkegerde ist als vorgeschichtliche Bestattungsstätte verdächtig. Er kann wohl kaum als abgegangene Turmhügelburg betrachtet werden; es fehlen Graben und Wall. Der Name Birkegerde geht doch wohl auf die Birken zurück, die sich ja schnell verbreiten, wenn Samenbäume in der Nähe sind und der Boden nicht mehr gepflügt wird. Birkegerde muss also gedeutet werden: Egerde, auf der sich vorwiegend Birken angesiedelt haben.

Blindeckwiese beim Gärtnershof (4527-28)

Das mittelhochdeutsche Wort blint bedeutet "blind", aber auch "dunkel, trübe, versteckt, nicht zu sehen". Die Blindeckwiese war nach dem Urkataster von 1833 eine eckförmige Wiese zwischen Gärtnershof und Krämershof. Sie mag in alter Zeit sehr stark mit Erlengebüsch umwachsen gewesen sein, so dass sie als versteckt erschien und daher den Namen Blindeckwiese erhielt. Ein alter Beleg dafür ließ sich nicht erbringen.

Bontzenbrunnen

1400: Das Kloster Heidenheim besaß um diese Zeit u.a. folgende Äcker:

Der Name ist nicht mehr gebräuchlich. Der Brunnen wurde wohl nach einem Besitzer, Pächter oder Anlieger Bontz benannt. 1391 heißt es in einem alten Gült- und Zinsbüchlein:

Breitung, Sandbreitung (2819-20)

Folgende Breiten werden in der Heidenheimer Gemarkung genannt:

Die Breite, mundartlich auch Bratting, Brating ist ein alter Flurname der meist an großen, in die Breite gehenden Grundstücken haftet. Wir treffen ihn fast in jedem Dorf des Hahnenkamms an, vor allem dort, wo ein Meierhof oder herrschaftlicher Bauhof eingerichtet war, denn der Name Breitung oder Breite haftete an dorfnahen, ertragreichen Böden, die zu einem Herrenhof gehörten. In der weiten, an Böden sehr unterschiedlicher Ertragsfähigkeit aufweisenden Gemarkung Heidenheim, konnten die Breiten auch in weiter Entfernung vom klösterlichen Bauhof liegen. Auffallend erscheint die Tatsache, dass alle mit dem Namen Breitung behafteten Grundstücke zum Kloster gehörten, während sich kein Breitungname an den Liegenschaften des eichstättischen Meierhofes und der dazugehörigen Huben und Lehen findet. Erst 1535 gehörten zum Meierhof 4 Morgen auf der Sandbreitung.

Brühl (1721-1731), Brühlacker (1715-1718)

Brühl, so hießen einst die Wiesen unterhalb der Gallenmühle beim heutigen Tal-Kindergarten. Der Flurname ist im deutschen Sprachraum weit verbreitet und fast in jedem Ort im Hahnenkamm und seinem Vorland heimisch. Er haftet vorwiegend an ertragreichem, oft mit Buschwerk bewachsenem feuchten Wiesenland, das an einem Bach, vielfach vor dem Ort gelegen ist und bewässert werden kann. Die Brühle wurden später meist in gutes Wiesenland, auch in Ackergebiet umgewandelt. Nach den Forschungen bekannter Sprachwissenschaftler ist Brühl ein Lehenwort aus dem keltischen "brogilus" und hatte ursprünglich die Bedeutung "eingehegtes Gehölz". Es hat sich aber in Form und Bedeutung mannigfach gewandelt. Man hat erkannt, dass die Brühle meist mit einem Herrenhof (Meierhof) in Beziehung stehen, wie z.B. in Westheim und Hechlingen. In Heidenheim gehörte der Brühl zum Bauhof des Klosters. Unter dem Verzeichnis der Wiesen und Äcker des Klosters um 1400 wird genannt:

Die Tatsache, dass die Brühlwiesen nur ein Gras trugen, lässt vermuten, dass sie vom Kloster auch zur Weide genutzt wurden.

Buch, Buchleite

Zum Waldbesitz des Klosters Heidenheim gehörte um 1400 ein Holz, genannt Buch. Es wird um diese Zeit wie folgt beschrieben:

1559 wird dasselbe Holz beschrieben:

Die Waldbezeichnung "im Buch, Buchleite" ist häufig in den Gemarkungen des Hahnenkamms anzutreffen. Das verwundert nicht, denn der Hahnenkamm gehört dem Donauzug der fränkischen Alb an und der gilt als ursprüngliches Laubwaldgebiet, in dem die Rotbuche den Vorrang hatte. Buchleite bedeutet: "Leite (Hang), die vorwiegend mit Rotbuchen bewachsen war".

Buchersbühl (4648-56), Bucherbühel, mundartlich Buchäspiel

Um 1400 lesen wir über diese Flurlage an der Gemarkungsgrenze zum Rechenberger Feld (Ostheim) und Hohentrüdingen, dass das Kloster dort einen Wald besaß:

1535 heißt es:

Wer heute den ehemaligen Wald des Klosters Heidenheim, genannt Buchersbühl, vom Parkplatz her an der Straße Ostheim - Hechlingen durchwandert, der braucht nicht lange über dessen Namen nachdenken. Es geht schön sanft einen Hügel hinauf. Im Mittelalter nannte man oft so einen Hügel einen Bühl. Und dieser Bühl steht noch heute voller Rotbuchen, daher Buchenbühl oder mundartlich Buchersbühl genannt. Freilich das s in der Fuge zwischen dem Bestimmungswort Buche und dem Grundwort -bühl könnte uns stutzig machen und eine Genitivform vordeuten: Bühl eines Bucher. Doch ein Personenname Bucher ist nicht bekannt und das Holz gehörte schon immer zum Kloster. Das s hat sich vermutlich des Wohlklangs wegen eingeschlichen. Buchersbühl darf also wohl gedeutet werden: "Bühl, auf dem Buchen stehen; Hügel, mit Buchen bewachsen." Der Buchersbühl war Eigentum des Klosters. Mit dessen Auflösung um 1537 ging der Buchersbühl an das weltliche markgräfliche Klosteramt Heidenheim über. 1681 lesen wir:

Burglehen, Birklöhlein (1408-12), Hopfengarten und Wiese im Birklöhlein (1413)

Über das Burglehlein steht im Salbuch des Kastenamtes Hohentrüdingen (Sitz in Heidenheim) im Jahre 1535 geschrieben:

Wie soll man den in der Mundart verwendeten Namen Burchlähla deuten? Handelt es sich hier um ein Löhlein, einen kleinen lichten Niederwald (Löhlein = Verkleinerungsform von Loh) als Zubehör einer Burg, oder um ein Lehen, das von den Herren der Burg ausgegeben wurde? Die Begriffe Loh (verkleinert Löhlein) im Sinne von einem lichten Weidewald und Lehen als Leihegut an einen Bewirtschafter werden in der Umgangssprache häufig vermengt. In unserem Fall besteht aber Eindeutigkeit. Das Burglehen an der Hohentrüdinger Markungsgrenze war ein Lehen, das zur Burg der Grafen von Truhendingen gehörte und mit der Burg an die Burggrafen von Nürnberg, die späteren Markgrafen von Ansbach, überging. Burglehen konnten verschiedener Art sein: liegende Güter in der Umgebung der Burg, Bauernhöfe, Äcker, Wiesen, Wälder, Getreideeinkünfte, Einkünfte aus Zöllen. Das "Burchläla" war Zubehör zur großen Adelsburg Hohentrüdingen. Von dieser sind uns in einer Urkunde aus dem Jahre 1329 noch weitere Burglehen genannt:

Die Form Birklehen ergibt keinen Sinn, denn eine Birke wird nicht als Lehen ausgegeben, sie haben die Schreiber verursacht in Anklang an Bürglehen. Burglehlein bedeutet also: "Lehen, das zur Burg gehört".