Die Beziehungen der Herren
von Truhendingen zu Gunzenhausen

 

Die Bedeutung des Altmühlüberganges bei Gunzenhausen um 1200

Hochwasser an der Altmühl

Hochwasser an der Altmühl

Die bisheige Untersuchung hat ergeben, daß sich eine ganze Reihe von Zeugnissen zusammentragen läßt, die uns eine truhendingische Herrschaft über Gunzenhausen im 12. und 13. Jahrhundert glaubhaft vor Augen führen, während doch die Quellen über Besitz und Rechte der Grafen von Oettingen völlig schweigen. Stellt man jedoch die Frage, wie die Truhendinger in den Besitz der Vogtei über die ellwangischen Güter gekommen sind, so betreten wir das Dunkel einer urkundlich nicht mehr beglaubigten Zeit.

Nach der Verkaufsurkunde von 1349 besaß Ellwangen das Oberlehensrecht über Gunzenhausen. Es fragt sich aber, ob es im 12. Jahrhundert in der Macht des Ellwanger Abtes lag, für seine Besitzungen an der mittleren Altmühl selbst seinen Vogt nach freiem Ermessen wählen zu können. Nachdem die Güter des ehemaligen Klosters Gunzenhausen aus der Hand des Königs stammten, wird man das Recht der freien Vogtwahl kaum annehmen dürfen. Die Bestellung und Rechtsausstattung der Truhendinger als Vögte über das Ellwanger Kirchengut in Gunzenhausen darf man mit Recht in Beziehung bringen zu dem innerpolitischen Wirken und staatlichen Bemühen des staufischen Königshauses im ostfränkischen Raum. Die Staufer erstrebten ein vom Rhein bis ins Egerland reichendes „Reichsterritorium mit allgemeiner Reichsuntertanen- und Beamtenschaft“. Sie versuchten hier den Hochadel, der seine Stellung großenteils eigener Leistung verdankte und seine Hoheitsrechte nicht vom Recht über Personen, sondern durch die Rodung über ein Gebiet herzuleiten verstand, weitgehend auszuschalten.

In unserer mittelfränkischen und oberfränkischen Heimat galt das innerpolitische Bemühen der Staufer dem Ziel, den alten, aus germanischer Wurzel stammenden Personenverbandsstaat in einen modernen, flächenhaften Beamtenstaat umzuwandeln. Das umfangreiche, über ganz Ostfranken zerstreute Königsgut und das aus dem salischen Erbe stammende Hausgut erleichterten hier den Aufbau eines königlichen Territoriums (1). Die Herren von Truhendingen, deren nicht sehr umfangreiche Allodialgüter auf Gedeih und Verderb zwischen die staufischen Machtpositionen eingestreut waren, wurden in diese große Reichsplanung einbezogen. Dem Bemühen des staufischen Königshauses um den Aufbau eines zentral gelenkten Flächenstaates verdanken die Herren von Truhendingen ihren Aufstieg vom wenig begüterten freien Adelsgeschlecht zum mächtigen, über mehrere Ministerialenfamilien gebietenden Dynastengeschlecht, das schließlich nach dem Erwerb der meranischen Erbschaft sich den Grafentitel (1265) anzueignen verstand.

Aufstieg und Niedergang des edlen Truhendinger Grafengeschlechtes war auf das engste verflochten mit dem Glanz und Untergang des staufischen Königshauses. Der staufische Machtbereich erstreckte sich zu Beginn der Regierung Friedrichs I. über das nördliche Schwaben, das mit Franken die Kernlandschaften der staufischen Hausmacht bildete. Von ihren Stammgütern im nördlichen Schwaben und um den Hohenstaufen aus gewannen die Staufer zunächst einmal die strategisch wichtige Straße Würzburg - Donauwörth - Augsburg. Sie bildete die Operationsbasis, von der aus die Staufer ihre Ostpolitik in Richtung Nürnberg - Egerland vortrugen. An dieser alten Völkerstaße hatten die Staufer Rothenburg, Feuchtwangen, Dinkelsbühl, Nördlingen, Donauwörth fest in ihrer Hand (2).

Harburg

Burg Harburg

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Rings um die truhendingischen Besitzungen lagen umklammernd die Stützpunkte des staufischen Königshauses. Am südlichen Riesrand beherrschte die mächtige Bergfeste Harburg die Straße nach Donauwörth. Von hier aus wiesen die staufischen Kraftlinien über Gosheim nach dem alten Königsgut Weißenburg mit dem umfangreichen Königsforst. Unweit davon saßen die den Staufern treu ergebenen Reichsministerialen von Pappenheim, die das Marschallamt innehatten. Das Vogteirecht über das Kloster Wülzburg, zu dem auch Güter in Wettelsheim gehörten, hatten 1188 ebenfalls die Staufer in der Hand. An der Wörnitz erscheint 1188 der alte Markt Aufkirchen in staufischem Besitz, ebenso das am Hesselberg gelegene Beyerberg und Großenried an der Altmühl. Die Vogtei über St. Gumbertus in Ansbach scheint mit dem salischen Erbe an die Staufer gefallen zu sein.

In kluger Erkenntnis ihres politischen und geographischen Verflochtenseins mit der staufischen Machtposition lehnten sich die Truhendinger eng an die Staufer an und erreichten so durch diese enge Verbindung mit dem staufischen Königshause den Aufstieg zu einem mächtigen Herrengeschlecht, ähnlich wie die staufertreuen Hohenlohe. Die Vermutung liegt nahe, daß die Truhendinger beim Ausbau einer umfassenden Position der Staufer in dem Raum zwischen der Linie Donauwörth - Nördlingen - Dinkelsbühl und dem Bereich um Nürnberg maßgebend beteiligt waren. Das Bemühen der Staufer galt hier, einen Bundesgenossen und Gefolgsmann zu gewinnen, der hier vermöge seines Besitzes und seiner Macht für die Belange seines Herrschers einzutreten gewillt und in der Lage war. Daß man beim Ausbau des Königsterritoriums zwischen den Kernlanden in Nordschwaben und dem Egerland nicht nur auf die Reichsministerialen, sondern auch auf die zahlreichen kleinen freien zwischen Ries und mittlerer Altmühl baute, kann nicht verwundern, zumal viele von ihnen aus der alten karolingischen Königsfreiheit hervorgingen, wie Dannenbauer annimmt.

Von diesem großen innerpolitischen Bemühen des staufischen Königshauses in Ostfranken wird man ausgehen müssen, wenn man die Gründe erkennen will, die die Herren von Truhendingen in den Besitz der Vogtei über die ellwangischen Güter in und um Gunzenhausen brachten. Auch im 12. Jahrhundert führte die Furt an der mittleren Altmühl ein Bündel von Straßen zusammen, deren Beherrschung im Interesse der staufischen Könige oder ihrer hier tätigen Vasallen und Ministerialen liegen mußten. In der Stauferzeit gewinnen jene Straßenzüge, die die Linie Donauwörth - Nördlingen - Rothenburg - Würzburg mit dem Nürnberger Raum verbinden, eine erhebliche strategische und politische Bedeutung. Durch Gunzenhausen lief jene Straße, die von Nürnberg über Schwabach - (Kammerstein) - Wassermungenau - (Wernfels) - Obererlbach - Gunzenhausen - Nördlingen nach dem bedeutenden Ulm und in die Bodenseegegend führte, die infolge der Italienpolitik der Staufer und zur Beherrschung der Alpenübergänge im Mittelpunkt der Innenpolitik stand (3). In Nördlingen gewann man auf dieser alten Reichsstraße auch Anschluß an die Remstalstraße, die in das Kernland der Staufer um Schwäbisch-Gmünd führte. In Nördlingen kreuzte sie sich mit der Nord-Südstraße Würzburg - Augsburg. Von der Altmühlfurt zog eine zweite Straße über Unterwurmbach - Cronheim - Unterschwaningen - Wassertrüdingen zum Hesselberg, in dessen engerem Bereich die staufischen Hausgüter um Aufkirchen und Beyerberg lagen. Schließlich zog auch eine Straße von Würzburg über Ansbach durch die Altmühlfurt bei Gunzenhausen nach Würzburg - Eichstätt.

Für den Versuch, ein königliches Territorium vom Rhein bis zum Egerland unter Ausschaltung des Hochadels aufzubauen, mußte der König die Straßen beherrschen. Unter Barbarossa wurde daher in klarer Erkenntnis der strategischen und wirtschaftlichen Bedeutung die Politik der Reichsstraßen wieder aufgenommen. Die königliche Straßen- und Grundbesitzpolitik, diese frühe Form der Raumbeherrschung, war ein sehr wesentlicher Teil der inneren Politik des Königs. Entlang diesen Reichsstraßen kann aus Urkunden und erzählenden Quellen diese Politik, das Erwerben und Aufgeben von Hoheitsrechten und Vogteien durch die Hand des Königs, verfolgt werden. Die Straße von Nürnberg über Gunzenhausen - Nördlingen nach Ulm, die von dort aus auch nach Genf und Lyon führte, war eine Reichsstraße, deren Bedeutung auch Karl Weller erwähnt (4). Die Bezeichnung Reichsstraße begegnet in den mittelalterlichen Quellen im allgemeinen selten. Wir werden aber nicht fehlgehen, wenn wir die Bezeichnung „via regia" in einer in Spielberg ausgestellten Urkunde des Grafen Friedrich von Truhendingen auf die unterhalb der Burg Spielberg vorbei ziehende Straße Ulm - Nürnberg beziehen (5). Unter einer Reichsstraße versteht Weller eine „Straße, auf der während des Mittelalters Zoll erhoben oder Geleit gegeben wurde". Zoll und Geleit sind Königsrechte. Nur wer vom König beliehen war, durfte einen Zoll erheben oder durch Bewaffnete Geleit geben lassen (6).

Das Geleitsrecht auf der alten Reichsstraße Nürnberg - Nördlingen - Ulm lag in den Händen der Oettinger Grafen. Es erlangte besonders zur Zeit der Nördlinger Messe (1219 erstmals erwähnt) Bedeutung. Dr. Kraft, der uns die Geschichte des Gaues Sualafeld und der Grafschaft Greisbach dargestellt hat, vermutet aber, „daß im Gebiet der Grafschaft Greisach die alten königlichen Geleitsregale in der Hand des Reiches geblieben waren und vom König nach Belieben verlehnt wurden" (7). Man gewinnt den Eindruck, daß auch der Altmühlübergang bei Gunzenhausen, der wichtige Straßen zusammenführte, planmäßig von den Staufern gesichert wurde. Es mußte im Interesse der staufischen Planung liegen, daß die durch die Geländeverhältnisse begünstigte Altühlfurt unter dem militärischen Kommando von Vasallen stand, die dem Königshause in Treue ergeben waren (8).

Burg Spielberg

Burg Spielberg und die Gegend der via regia

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Hier liegt wohl ein Grund, warum die Schutzvogtei über die ellwangischen Güter in Gunzenhausen den Herren von Truhendingen übertragen wurde. Die Truhendinger gehörten nicht dem Stande der Reichsministerialen an, erscheinen aber häufig mit ihnen zusammen und erwiesen sich als treue Vasallen der Staufer (9). Sie betrachteten im Raum zwischen Wörnitz und Altmühl wichtige militärische Punkte. Schon unter König Konrad III. (1138-1152) scheint ein gewisses Interesse an dieser Reichsstraße Nördlingen - Nürnberg bestanden zu haben. Erzählende Quellen, aus denen sich ein farbiges Bild über die Straßenpolitik der Staufer in unserer engeren Heimat gewinnen ließe, fehlen freilich. Doch darf man aus der Heranziehung zur Zeugenschaft in den Urkunden auf ein gewisses Treueverhältnis der an dieser Straße herrschenden Edlen zu den Staufern schließen. Es ist sicher kein Zufall, daß ein Tibertus von Spielberg im Jahre 1142 und 1146 bei Konrad III. in Nürnberg weilt (10). Seine Burg Spielberg auf dem Nordwestpfeiler des Hahnenkamms mit einer großartigen Fernsicht beherrschte die unter ihr vorüberzeihende Reichsstraße Gunzenhausen - Nördlingen, die dort 1282 ausdrückich „via regia“ genannt wird. 1146 ist Tibertus von Spielberg Zeuge bei der Schenkung Konrads III., bei der der Staufer das Gut Brucca bei Büchelberg (11) und das Weiderecht in dem naheliegenden Wald (heute Mönchswald genannt) dem Kloster Heilsbronn übergibt. Die Truhendinger waren um die Mitte des 12. Jahrhunderts noch nicht im Besitz von Spielberg. 1183 wird dort noch hinter Friedrich von Truhendingen und einem Freien Perhtoldus Spaete (Steinhart) ein Udalricus des Spyleberc genannt (12). Er war nicht Ministeriale der Truhendinger sondern Angehöriger einer freien, wenn auch nicht besonders reich begüterten Familie, die sich nach Spileberg nannte und den Staufern scheinbar in Treue diente.

Münster Heidenheim

Das Innere des Münsters Heidenheim

Die Truhendinger weilten 1142 auch am Hofe Konrads III. in Nürnberg (13) und wurden zur Zeugenschaft herangezogen. Ihre Stammburg Altentrüdingen lag an der Straße Gunzenhausen - Wassertrüdingen, die von Nürnberg aus in die staufischen Güter um den Hesselberg zog. Unter dem jungen Schwabenherzog Friedrich IV. von Rothenburg und besonders unter Barbarossa finden wir die Truhendinger im Besitz wichtiger Schlüsselpositionen entlang den Straßen von der Wörnitz zur Altmühl. Um 1150 wurde den Truhendingern die Vogtei über das reformierte Benediktinerkloster Heidenheim übertragen, dessen Meierhöfe und Hufen um den Hahnenkamm verstreut lagen (14). Die Vogtei über das bischöfliche Eigenkloster in Heidenheim war Lehen von Eichstätt (15). Unter Bischof Konrad I. (1153 - 1171), einem treuergebnen, ja begeisterten Anhänger Barbarossas, zälhlten die Truhendinger zu den vornehmsten Vasallen des Bistums und nahmen sicher auch an den Reichsheerfahrten nach Italien teil (16). Über den Eichstätter Bischof Konrad I. ergeben sich so auch Züge des Wohlwollens und des Vertrauens der Staufer zu dem Geschlecht der Truhendinger. Eine Epoche besonders enger Anlehnung der Truhendinger Brüder, Friedrich und Adelbert, dürfte in der Zeit um 1180 begonnen haben.

Der bekannte Württembergische Historiker Weller sieht in dem plötzlichen Auftreten zahlreicher Stauferstädte auf verhältnismäßig engem Raum um 1180 eine planmäßige und vorsorgliche Abwehrvorbereitung der Staufer. Mit der Eröffnung des Rechtsverfahrens gegen den ungetreuen Heinrich den Löwen, dessen eigenwilliges Vorgehen durch das „schwäbische Grafenkomplott noch gestärkt wurde" (17), mußte Barbarossa mit einem Angriff des Welfen von Bayern her auf die staufischen Kernlande in Nordschwaben und Ostfranken rechnen. „Es schien ein Kampf um Sein oder Nichtsein für die Staufer bevorzustehen" (18). Die Landschaft zwischen Wörnitz und Altmühl bekam plötzlich eine erhebliche militärische Bedeutung als Abwehrriegel gegen das welfische Bayern hin, während das südlich sich anschließende Schwabenland durch Augsburg und Ulm sowie durch den Lech geschützt war. Entlang der Reichsstraße wurden wohl nach den Erfahrungen währen der Italienzüge Städte gegründet: Weißenburg, Dinkelsbühl, Bopfingen, Shwäbisch-Gmünd und Aufkirchen erscheinen 1188 als burgus, worunter nach dem damaligen Sprachgebrauch eine ummauerte Stadt zu verstehen ist (19). Es liegt nahe, daß auch die zwischen Wörnitz und Altmühl begüterten Truhendinger in diese Abwehrvorbereitungen der Staufer einbezogen wurden. Als den ausführenden Beautragten des Kaisers nimmt Weller den in der Landschaft Kundigen Degenhard von Hellenstein an. Sicherlich standen seine ihm unterstellten Festungsbaumeister auch den Freien und ihren Ministerialen, vor allem aber den Herren von Truhendingen zur Verfügung. Unter dem gemeinsamen Kommando des Degenhard von Hellenstein scheinen zum Schutze der Reichsstraße Ulm - Nünberg die großen Befestigungen von Hohentrüdingen in aller Eile errichtet worden zu sein.

Die im Jahre 1812 abgebbrochene Burg Hohentrüdingen, deren Grundriß noch einigermaßen erkennbar ist, weist die typischen Merkmale einer Burg in Sporenlage auf, wie sie nach Kunstmann im letzten Viertel des 12. Jahrhunderts errichtet worden sind (20). Sie liegt auf einer schmalen Bergnase und teilt sich in Vor- und Hauptburg, die beide durch einen Graben voneinander getrennt sind. Die Hauptburg liegt erhöht über der Vorburg. Der noch erhaltene Bergfried zeigt, wie die Türme zu Pappenheim und Waiblingen typisch staufisches Mauerwerk. Frühe Steinmetzzeichen, wie sie in der ersten Hälfte des 13. Jahrhunderts üblich waren, sind in seinem dunklen Innern zu beobachten. Das Dorf Hohentrüdingen, entstanden auf dem Bereich des ehemaligen Bauhofes, ist noch mit einem teilweise erhaltenen mächtigen Wall umgeben, der oft für vorgeschichtlich angesprochen wurde, aber keinerlei Merkmale aus vorgeschichtlicher Zeit aufzuweisen hat. Auch im Innern des Walles wurden keine vorgeschichtlichen Siedlungsspuren entdeckt. Der Wall scheint vielmehr in aller Eile zum Schutze der Burgmannensiedlung aufgeworfen worden zu sein. Die Truhendinger allein wären wohl kaum in der Lage gewesen, die an Umfang und Ausdehnung erheblichen Befestigungen von Hohentrüdingen zu errichten, wären dahinter nicht die über erheblich stärkere Mittel verfügenden saufischen Planer gestanden.

Man kann annehmen, daß um 1180 auch die Gründung von Wassertrüdingen erfolgte, das die alte, 1053 genannte Furt Rindgasse über die Wörnitz zu bewachen hatte. Der Stadtgrundriß von Wassertrüdingen weist die eigentümlichen Rundformn auf, wie sie auch bei anderen Stauferstädten (Feuchtwangen) beobachtet wurden. So bildete Hohentrüdingen mit Wassertrüdingen ein starkes Mittelstück eines staufischen Sperriegels von Weißenburg - Pappenheim über Treuchtlingen - Hohentrüdingen - Wassertrüdingen - Aufkirchen, der dazu bestimmt war, zusammen mit den dort sehr zahlreichen Burganlagen einen von der Donau in Richtung Ries und Hahnenkamm vorgetragenen Angriff der Welfen auf die staufischen Kernlande in Nordschwaben und Franken abzuwehren. Die Reichsstraße Nürnberg - Gunzenhausen - Nördlingen - Ulm war durch ein förmliches Burgensystem gesichert. In Gunzenhausen selbst stand wohl in dem Burgstallwald und später an der Altmühlfurt eine Burg. In Unterwurmbach saßen die Ritter von Unterwurmbach als Ministerialen der Truhendinger, oberhalb Gnotzheim beherrschte Burg Spielberg weithin das Land. Auf dem Rechenberg bei Ostheim geboten die Herren von Rechenberg bei Ostheim als Ministerialen der Truhendinger und auf der um 1180 entstandenen „Veste“ Hohentrüdingen waren als Kastellane der Truhendinger, die sich wie ihre Herren von Truhendingen nannten, mit der Burghut beauftragt.

Man mag bezweifeln, ob alle diese Befestigungsanlagen nun unter dem Gesichtspunkt der Auseinandersetzung Barbarossas mit Heinrich dem Löwen errichtet wurden. Man mag die Bedeutung der Truhendinger für die staufische Reichsplanung im südlichen Franken als übertrieben dargestellt finden. Man kann aber nicht bestreiten, daß die Truhendinger in die staufiche Straßen- und Wehrpolitik im Raum zwischen Wörnitz und Altmühl einbezogen waren. Für diese gemeinsame Planung spricht schon der Umstand, daß auf dem feierlichen Hoftag Barbarossas zu Regensburg im Sommer 1180 von den Vornehmen Schwabens nur Degenhard von Hellenstein und die Brüder Friedrich und Adelbert von Tuhendingen anwesend waren, Männer, die aus dem zu verteidigenden Raum kamen (21).

Unter diesem Gesichtspunkt der staufischen Straßen- und Territorialpolitik im Raum zwischen Wörnitz und Altmühl wird man ohne Übertreibung sagen dürfen, daß die Vogtei über die ellwangischen Güter in Gunzenhausen und Umgebung an die staufertreuen Truhendinger kam. Wir haben darüber freilich keine Urkunde, aber die Einbeziehung der Truhendinger in die staufische Grundbesitz- und Vogteipolitik spricht sehr für diese Annahme.

Anmerkungen

  1. Karl Bosl, Die Reichsministerialität als Träger staufischer Staatspolitik in Ostfranken, im 69. Jahresbericht des Hist. Vereins für Mittelfranken, Derselbe: Rothenburg im Stauferstaat, Würzburg 1947.
  2. Ebenda S.9.
  3. Darüber ausführlich: Karl Schmid, Graf Rudolf von Pfullendorf und Kaiser Friedrich I., Freiburg 1954.
  4. Siehe Fußnote Nr. 71 (Karl Weller, Reichsstraßen S.22.)
  5. Heidingsfelder, Regesten, Nr.944.
  6. Karl Weller, Die Reichsstraßen des Mittelalters, Württ. Vierteljahreshefte, 23.Jhg. 1927, S.8.
  7. Jahrbuch f. fränk. Landesforschung, 13/1953, S.120.
  8. Auch zu dem jungen Herzog Friedrich IV. von Schwaben und Rothenburg bestand ein Treueverhältnis.
  9. Englert, Geschichte der Grafen von Truhendingen, S.140-150.
  10. Nürnberger Urkd.-Buch, Nr. 41, 43 und 49.
  11. Ebenda Nr.49.
  12. Heidingsfelder, Regesten, Nr.467
  13. Nürnberger Urkd.-Buch, Nr.78.
  14. Heidingsfekder, Regesten, Nr.394
  15. St.A. Nürnberg, Ält. Eichstätter Lehenbuch, fol. 3.
  16. Bischof Konrad war mit Barbarossa in Mailand (Heidingsfelder 419-420). Ob auch die beiden Brüder Adelbert und Friedich von Truhendingen dabei waren, ist nicht bekannt.
  17. K. Schmid, Graf Rudolf von Pfullendorf, S.194-203 und Heinrich Büttner, Staufer und Welfen im politischen Kräftespiel zwischen Bodensee und Iller, in Zeitschrift f. Württ. Landesgeschichte, Bd.20, Heft 1 S.54 -65(1961).
  18. K. Weller, Die staufische Städtegründung in Schwaben, Württ. Vierteljahreshefte, N.F. XXXVI Jhg. 1930, S.174.
  19. Walter Schlesinger, Burg und Stadt, in Festschrift z. 70. Geburtstag von Theodor Mayer, Bd.I, S.97-150.
  20. H.Kunstmann, Burgen in Oberfranken, II. Teil, 1955, S.163.
  21. Weller, Die staufische Städtegründung, S.174