Die Beziehungen der Herren
von Truhendingen zu Gunzenhausen

 

Scheidel, piscator in Gunzenhausen

Altmühl bei Gunzenhausen

Altmühl bei Gunzenhausen

In die Reihe der Truhendinger Diener wird man wohl auch jenen piscator = Fischer in Gunzenhausen namens Scheidel einreihen dürfen, der unter den Kunden aus dem Adelskreis in dem Handlungsbuch zu finden ist (1). Man wird hier natürlich die Frage stellen müssen: Wie kommt dieser Fischer in die Reihe des Truhendinger Dienstadels und wie ist es ihm möglich, die kostbaren flandrischen Tuche zu erwerben?.

Zunächst muß man bedenken, daß der Ausdruck piscator im mittelalterlichen Latein nicht nur einen Fischer, sondern ebensogut einen Fischhändler bedeuten kann, was ja nicht unbedingt zusammenfallen braucht. Es scheint, daß dieser piscator Scheidel aber gar kein Angehöriger des niederen Adels war, sondern ein Diener des Grafen Ulrich von Truhendingen aus dem bürgerlichen Stande. Man wird ihn wohl mit einem „niederen Beamten“ vergleichen können, der die Aufsicht über die herrschaftlichen Fischwasser und die zahlreichen Weiher in und um Gunzenhausen führte. Die Fischerei im Altmühltal wurde sicherlich schon seit dem frühen Mittelalter betrieben, wenn sie auch ihre Blütezeit erst in der Teichwirtschaft des ausgehenden Mittelalters erreichte. Fische waren im Mittelalter eine willkommene Bereicherung des Speisezettels, vor allem während der vielen Fastentage waren sie eine begehrte Kost an der herrschaftlichen Tafel. Entlang der Altmühl hatten mehrere weltliche und geistliche Grundherrn sich Fischwasser gesichert (2). Der Eintrag in das Handlungsbuch stellt zugleich die älteste Nachricht über die Fischerei in Gunzenhausen dar.

Anmerkungen

  1. Der volle Eintrag lautet:
      Scheidel piscator in Gunzenhausen, lib. 2 et 69 hall. Pro 6 ½ ulnis boni rufi hoy, Walpuge; fide iusserunt precco ibidem et Bertoldus d Steinberch.
  2. Siehe Gunzenhäuser Heimatbote, Bd.VII, S.197.