Die Ellwanger Lehen

im Raum Gunzenhausen

im 14. Jahrhundert

 

Karte von Oettingen bis Bamberg

Karte von Oettingen bis Bamberg

Eine politische Kraftlinie der staufischen Königslandpolitik: Vom Ries über Gunzenhausen in Richtung Nürnberg

Die politischen Kraftlinien der frühen Staufer unter Konrad III. zielten von ihren Stammgütern in Nordschwaben und im Ries in Richtung Franken nach dem Maingebiet um Würzburg und Bamberg und nach dem Reichsland um Nürnberg, wo besonders die weiten Wälder um diese Stadt schon von den salischen Kaisern mit Hilfe zahlreicher Reichsministerialen als politisches Kraftfeld ausgebaut wurden. Der Vater Kaiser Barbarossas, der Schwabenherzog Friedrich II., der Bruder Konrads III., von dem der zeitgenössische Geschichtsschreiber sagt, "er ziehe am Schwanze seines Pferdes immer eine Burg hinter sich her", durchdrang im Westen Süddeutschlands das Gebiet um die Oberrheinische Tiefebene in Richtung Mainz und Frankfurt mit staufischer Herrschaft, so dass man sagen konnte, "die Oberrheinische Tiefebene sei die höchste Kraft des Reiches".

Seinem Bruder Konrad III. fiel die Aufgabe zu, vom Ries aus seine Kraftlinien in Richtung Würzburg und Nürnberg zu entfalten. Eine besondere Rolle spielten bei der Ausbreitung der staufischen Königslandpolitik die Reichsstraßen. In unserem Raum musste die alte Reichsstraße Ulm - Nördlingen - Oettingen - Gunzenhausen - Schwabach - Nürnberg, die heutige Bundesstraße 466, die Kraftlinien der staufischen Königslandpolitik vom schwäbischen Kernraum nach Franken in Richtung Nürnberg und Bamberg hinaustragen. Besonderer Vorsorge bedurften hier die oft überschwemmten Flussübergänge an Wörnitz und Altmühl. König Konrad bediente sich hier seiner Verwandten, der Grafen von Oettingen und der Edlen von Truhendingen.

Die Grafen von Oettingen wurden am Wörnitzübergang bei Oettingen angesetzt, errichteten hier ihre Stammburg gegenüber der alten Furt Heimunesfurt (heute Hainsfarth) Sie erhielten die Vogtei über die nördlich davon gelegenen Wälder und sicherten sich die Herrschaft über sie, indem sie im Norden die Burg Wassertrüdingen und anschließend die Stadt anlegten. Die Edlen von Truhendingen, ebenfalls Verwandte der Staufer (1), wurden von Konrad III. mit der Vogtei über die ellwangischen Lehen an der Altmühl. betraut. Sie entfalteten an dem Flussübergang bei Gunzenhausen eine eigene Hausmacht, gründeten dort eine Burg, an die sie im 13. Jahrhundert die Stadt als Großburg folgen ließen. Oettingen und Gunzenhausen blieben zwei bedeutende Straßenstützpunkte auf dem Wege der staufischen Königsmacht von Nordschwaben nach Franken.

Anmerkungen

  1. Die Blutsverwandtschaft der Edlen von Truhendingen kann heute urkundlich nicht mehr bezeugt werden, doch sprechen der Traditionsname Friedrich und die Güterverzahnung im Ries dafür. Näheres siehe die Doktorarbeit von Dr. Hubert Ruß, Die Edelfreien und Grafen von Truhendingen, Veröffentlichungen der Gesellschaft für fränkische Geschichte, Band 40, Neustadt a. d. Aisch.