Die Ellwanger Lehen

im Raum Gunzenhausen

im 14. Jahrhundert

 

Die Lehen Weißenburger Bürger im Raum Gunzenhausen

Kupferstich von Weißenburg

Accurater Prospect u. Grundris der Gegend der Kayserl. Freyen Reichs Stadt Weissenburg am Nordgau

Kupferstich bei Johann Baptist Homann Erben, um 1725

Als Träger Ellwanger Lehen an der Altmühl bei Gunzenhausen werden in den Lehenbüchern auch Weißenburger Bürger genannt. Des Öfteren treten hier Mitglieder der Familie Mittelburger auf. An erster Stelle steht ein Reinhardus Mittelburger von Unterwurmbach. Ihm wurde am 13. März 1361 durch Abt Kuno von Gundelfingen (1332 - 1367) ein umfangreicher Lehenkomplex verliehen. Dazu zählten:

Zählt man alle diese kleinen Besitzstücke zusammen, so kommt man auf einen Lehenkomplex von etwa 16 Tagwerk Wiesen, 26 Morgen Äcker und 10 Morgen Holz und 7 Hofstätten. Das ist, verglichen mit den anderen Einträgen in das Lehenbuch A, ein großer Lehenkomplex, wenn auch aus kleinen Grundstücken bestehend. Man gewinnt fast den Eindruck, der Abt Kuno von Gundelfingen hat hier einem Mann von niederadeliger Herkunft Ellwanger Lehengut an der Altmühl vergeben. Dafür spricht auch der Name des Belehnten: Reinhard Mittelburger. Der Name Mittelburger bedeutet doch wohl: einen Ort, der in der Mitte zwischen zwei Burgen beheimatet ist (1). Den Namen Mittelburger nahmen mehrere Mitglieder der Ritterfamilie von Treuchtlingen an, aber bis heute weiß man nicht, wie es dazu kam (2). Die Mittelburger finden wir in gehobener Stellung in mehreren Urkunden unserer südfränkischen Heimat. Es wäre durchaus denkbar, dass dieser Reinhardus Mittelburger aus der niederadeligen Familie der Mittelburger stammte, kein väterliches Erbe erlangen konnte, auf seine Ritterwürde verzichtete und beim Ellwanger Abt Kuno von Gundelfingen um eine Versorgung nachsuchte, die er dann auf einem Hof in Unterwurmbach erhielt. Sein Sohn Burchard Mittelburger erwarb das Bürgerrecht in Weißenburg und erhielt als Lehen den Hof zu Unterwurmbach, "da sin vater uffe saß". Das Lehenstück blieb seinem Inhalt nach unverändert (AG 34/26). Burchart Mittelburger bewirtschaftete wohl den Hof in Unterwurmbach nicht selbst, sondern gab ihn an einen Bauern aus. Er selbst aber blieb als Bürger von Weißenburg in Unterwurmbach Lehenträger von Ellwangen. Ein anderer Weißenburger Bürger, Heintz Kammermayger (Kammermeier), kam im Jahre 1365 nach Ellwangen. Er hatte eine Wiese in Unterwurmbach, die Schwarzbrunnerin, vom Kloster zu Lehen. Er wollte sie zurückgeben und äußerte dabei die Bitte, man möge sie dem Kunzen Lantmann vom Slumenhof (Schlungenhof) verleihen. "Das taten wir durch seiner bet (Bitte) willen uff denseben Tag" (AG 34/18).

Ein Leonhard Gredinger, "burger zu Wyssenburg", hatte um 1395 einen Hof zu Oberasbach von Ellwangen zu Lehen. Nun verkaufte er ihn mit seiner Zugehörung "in ein Hant" an Konrad Dieman von Obenbrunn und Konrad Hanbolt von Unterwurmbach. Um dieses Lehen verkaufen zu können, musste Leonhart Gredinger es zuvor beim Lehensherren, dem Abt von Ellwangen, "aufsenden" (zurückgeben), wie man in der Fachsprache sagte. Der Weißenburger Bürger mit dem Namen Gredinger - seine Vorfahren stammten wohl aus Greding - bewirtschaftete diesen Hof nicht selbst. Zur Zeit des Verkaufs bearbeitete ihn ein gewisser Heintz Mangel und vor ihm ein Cunrat Santmaier. Der Weißenburger Bürger namens Gredinger ist zur Lehenaufsendung nicht persönlich in Ellwangen erschienen, sondern hat ihn (den Hof) "uff gesant an einem brief unter Hansen Walders insigel" (25). In Ellwangen war man damit einverstanden, der Schreiber trug die Angaben über die Größe des Hofes in sein Lehenbuch ein:

Nun war der Hof zu Oberasbach allerdings an die beiden Käufer Chunrad Die man von Obenbrunn und Chunrad Habolt von Unterwurmbach "in ein Hand" verkauft. Einer allein brachte wohl den Kaufpreis nicht auf, so taten sie sich zusammen. Sie wollten den Hof (das Lehen) in Einzelgrundstücken wieder verkaufen. Es ließen sich dadurch Geschäfte machen. Doch daran wollte auch der Lehensherr, das Kloster Ellwangen, profitieren. Darüber steht im Lehenbuch B:

Oftmals erschienen Leute aus dem Altmühlraum nach strapazenreichem Gang in Ellwangen und trafen dort weder Abt noch Lehenverwalter an. Es darf nicht verwundern, dass auf diese Weise der einst geschlossene Besitz des alten Klosters Gunzenhausen aufgebrochen und in viele kleine Lehenstücke zersplittert wurde. Die Reichsabtei Ellwangen hat selbst dazu beigetragen.

Anmerkungen

(AG = Alt-Gunzenhausen, Jahrbuch des Vereins für Heimatkunde)
  1. Wie Anmerkung 2
  2. Erwin Patzelt schreibt darüber in den Treuchtlinger Heimatblättern 6/77 S. 4: "Über den Ursprung des Namens Mittelburg können wir nur Vermutungen anstellen. Der Name kann von der Lage zwischen zwei Burgen, hier etwa Flügelingen und Pappenheim, herrühren. Abzulehnen ist ein neues Geschlecht v. Mittelburg, da die meisten Treuchtlinger Ulriche beide Namen führen".