Die Ellwanger Lehen

im Raum Gunzenhausen

im 14. Jahrhundert

 

Der Lehenpropst zu Gunzenhausen

In den Lehenbüchern erscheint des Öfteren als Lehenempfänger ein Heinrich Probst z.B.

Von seinem Namen Probst her dürfen wir annehmen, dass der Mann innerhalb des Lehenswesens eine bestimmte Funktion innehatte. Das mittelhochdeutsche Wort brobest bedeutet "Vorgesetzter, Aufseher". Es handelt sich aber bei dem Heinrich Probst zu Gunzenhausen nicht etwa um einen Geistlichen, sondern um einen weltlichen Aufseher über die ellwangischen Lehen an der Altmühl. Er musste dafür sorgen, dass die vielen kleinen Lehenstücke dem Kloster nicht entfremdet wurden. Manch eine Lehenaufsendung lief über den Lehenpropst z.B.

Der von Mur (der Ritter von Muhr) hat also 6 Morgen Acker und 2 Tagwerk Wiesen über den Lehenpropst Heinrich von Gunzenhausen an das Kloster zurückgegeben, "aufgesendet", wie es in der Fachsprache heißt, und dieser verlieh das Lehenstück dem Chuntz Stumpf von Unterwurmbach (AG 34/117). Lehen, die dem Kloster aufgesendet (zurückgegeben) und zunächst keinen Lehenträger fanden, wurden dem Heinrich Propst von Gunzenhausen verliehen. Das hat natürlich nicht bedeutet, dass nun Heinrich Propst sozial höher gestellt und in den Stand der Niederadeligen emporsteigen konnte, wenn er auch Ritterlehen in Empfang nahm. Er musste diese Lehen zur Verwaltung in die Hand nehmen und gewärtig sein, dass sie der Abt eines Tages wieder einem anderen Lehenempfänger verlieh. Heinrich Propst spielte also nur die Rolle eines Aufsehers über die Lehen.