Kunstgeschichte

Die Renaissance (1420 - 1550)

 
Die Baukunst

 

Grundriß (oben) und Aufriß (unten) eines achsensymmetrischen Zentralbaues

Die Renaissance versteht sich als Wiedergeburt (rinascità) der Antike. Sie bildet sich im 15. Jahrhundert in Italien aus, das die Gotik nicht vorbehaltlos übernimmt. Der Rückgriff auf die in Italien allgegenwärtigen Bauwerke der griechsich-römischen Vorfahren stärkt das nationale Selbstbewußtsein in dem von Kleinstaaterei zerrissenen Land. Im Spannungsfeld des Machtkampfes zwischen deutschem Kaiser und dem Papst gelangen die italienischen Stadtstaaten zu gewisser Selbständigkeit, in der der Handel und damit ein städtisches Patriziat gedeiht und das sich zu den Mäzenen (Kunstförderern) der neuen Kunst entwickelt. Vor allem die Familie der Medici in Florenz schart Künstler und Wissenschaftler um sich und trägt so in einem vom Dogma der römischen Kirche unbeeinflußten Klima zur Blüte der neuen Kunst entscheidend bei. Eine der wegweisensten Leistungen der Renaissance ist die Entdeckung und Beschreibung der Perspektive.

Beeinflußt vom Vorbild antiker Bauten strebt der Architekt der Renaissance, der sich wie alle Künstler dieser Zeit als Universalgelehrter versteht, nach Klarheit, Überschaubarkeit und harmonischer Ausgewogenheit der Bauglieder.


Villa Rotonda
 

Die Bücher des antiken Baumeisters Vitruv (1. Jht. v. Chr.) wer-den eingehend studiert und die architektonischen Elemente der antiken Tradition übernommen. Der Grundriß wird aus den ein-fachen geometrischen Formen Quadrat und Kreis entwickelt, die achsensymmetrische Anordnung der Bauteile führt zum Ideal des Zentralbaues. Die Kuppel oder der Zylinder (Tambour) über dem Mittelpunkt hebt den Hauptraum hervor und hält die übrigen Räume in einer gleichwertigen Unterordnung.

 

Da der Zentralbau mit der gottesdienstlichen Ordnung und den Hierarchievorstellungen der Zeit nicht in Einklang stand, setzte sich im Kirchenbau ein Kompromiß zwischen Zentralbau und Langhausbau durch (Peterskirche in Rom).

 
Grundriß einer Kirche (Verbindung von Zentral- und Langhausbau) Grundriss einer Kathedrale
 
 
Architekten:

Filippo Brunelleschi   Florenz, Kuppel im Dom
Leone Battista Alberti   Florenz, Palazzo Rucellai, Schriften zur Proportionslehre und zur Perspektive
Donato Bramante   Grundriß für St. Peter in Rom (wird später mehrmals abgeändert)
Andrea Palladio   Venedig, Vicenca
 
 
Die Bildhauerei


Ausschnitt aus der Pietà von Michelangelo
 

Das Studium des menschlichen Körpers an lebenden Modellen und die wissenschaftliche Erforschung der Anatomie durch das Sezieren von Leichen erlaubt dem Bildhauer der Renaissance einen wirklichkeitsnahen Ausdruck seiner Plastik. Verbunden mit der Wiedergabe ausdrucksstarker Gemütsbewegungen (Erbe der Spätgotik) entstehen Skulpturen mit individueller Ausprägung. Wie bei den antiken Vorbildern steht die allseitige Durchmodellierung und die spannungsgeladene Verteilung der Körpermassen (Standbein-Spielbein-Stellung) der dargestellten Figur im Vordergrund bildhauerischer Tätigkeit. Neben der Standfigur und Bildnisbüste tritt auch die auf Freiplätzen aufgestellte Monumentalplastik in Stein oder Bronze, aber zunehmend auch die Gestaltung aufwendiger Wandgrabmäler in das Tätigkeitsfeld der Bildhauerei.

Bildhauer:
    Lorenzo Ghiberti (1378-1455) Bronzereliefs Baptisterium Florenz
    Donatello (1386-1466) Reiterbild des Gattamelata in Padua
    Michelangelo Buonarotti (1475-1564) Davidstatue in Florenz
 
 
Malerei der Frührenaissance (1420 - 1500)

 

Fra Filippo Lippi, Verkündigung (Ausschnitt)
 

Die Erkenntnisse der Zentralperspektive werden mit der starken Plastizität in der Darstellung der großformatigen Figuren, wie sie bereits bei Giotto zum Ausdruck kam, verbunden. Der Aufbau des Bildes folgt einfachen geometrisch-symmetrischen Gesetzen. In der entstehenden Portraitmalerei tritt neben dier strengen Profilansicht nun auch das plastische Halbprofil, durch einen ausschnitthaften Landschaftshintergrund wird räumliche Tiefenwirkung erzielt. Die Gebärdensprache bleibt zugunsten der Raumwirkung sparsam und undramatisch. In zarten Farbabstufungen werden feine Abstimmungen von Licht und Schatten modelliert und so Plastizität erreicht. Neben religiösen und mythologischen Bildinhalten werden historische Themen verarbeitet; das Portrait und die Aktdarstellung werden seit der Antike erstmals wieder aufgegriffen.

Maler:
    Tommaso Masaccio (1401-1428)
    Piero della Francesca (1420-1492)
    Andrea Mantegna (1431-1506) Fresken in Mantua, San Giorgio
    Sandro Bottichelli (1444-1510) Geburt der Venus
 
 
Malerei der Hochrenaissance (1500-1530)

 

Pietro Perugino, Vision des hl. Bernhard
 

Diese Epoche umfasst nur eine kurze Zeitspanne und ist auf wenige italienische Maler beschränkt. Wegweisend für diese Epoche ist das Wirken Leonardos. Sein Selbstverständnis als “uomo universale”, eines allseits gebildeten und forschenden Menschen wird das Ideal jener Zeit.
In der Kunst wird der Mensch nicht nur in Mimik und Gestik, sondern von seiner gesamten Persönlichkeit her erfasst. Die Landschaft dient als Stimmungsträger, die die Gemütsbewegungen der dargestellten Personen unterstreicht. Die Künstler streben einen harmonischen Bildaufbau durch das Verwenden von geometriebetonten Kompositionsschemata (Kreis, Dreieck, Halbkreis) an und gliedern den Tiefenraum durch gestaffelte Personengruppen bzw. Landschaftsabschnitte. Man forscht nach den Gesetzmäßigkeiten von Proportionen und Harmonien (Goldener Schnitt). Das Selbstportrait erweitert den Themanbereich und die Handzeichnung wird als künstlerish eigenständige Leistung anerkannt.
Nördlich der Alpen macht sich der Einfluß der Renaissance erst zu Beginn des 16. Jahrhunderts bemerkbar

Maler:
    Leonardo da Vinci (1452--1519)
    Michelangelo Buonarotti (1475-1564)
    Tizian (1476-1576)
    Raffael Santi (1483-1520)
     
    Matthias Grünewald (ca.1465-1528)
    Albrecht Dürer (1471-1528)

 
 


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