Die Truhendinger

Geschichte einer adeligen Familie

 

Verwandtschaft der Truhendinger mit dem staufischen Königshaus

Friedrich IV

Grabplatte des Herzogs Friedrich IV.

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Schon dem Verfasser der Geschichte der Grafen von Truhendingen, Dr. Sebastian Englert, war die blutsmäßige Verbundenheit dieses freiadeligen Geschlechtes mit dem staufischen Königshaus bewußt. Die Anhänglichkeit an die Staufer beruhte nicht nur auf einem Freundschafts- oder Lehensverhältnis, sondern war vor allem auch durch Blutsverwandtschaft bedingt. Diese ist 1165 urkundlich bezeugt zwischen dem Edlen Adelbert von Truhendingen und dem Schwabenherzog Friedrich IV., dem Sohn König Konrads III., der sich auch gelegentlich nach seiner väterlichen Burg Rothenburg nannte (45). Im Jahr 1165 beendete Kaiser Barbarossa auf dem Hoftag in Würzburg einen Streit zwischen Adelbert von Truhendingen und dem Bamberger Domkapitel wegen des Marktes in Staffelstein. In dieser Urkunde wird erwähnt, Daß Adelbert dieses Marktrecht als Würzburger Afterlehen von seinem Blutsverwandten, dem Herzog Friedrich von Rothenburg, besaß (46). Hier liegt also eine urkundlich bezeugte Verwandtschaft beider Geschlechter vor.

Genealogische Zusammenhänge rücken heute in der Geschichtsforschung wieder in den Vordergrund historischer Ermittlungen, weil aufgrund von Verwandtschaftsbeziehungen der mittelalterlichen aristokratischen Familien zum großen Teil auch besitzrechtliche, politische und geistige Verbundenheit daraus bezeugt werden kann. Auch für den raschen Ausgriff der Truhendinger aus ihrem Familienzentrum im Ries um Pfäfflingen in die nördlich gelegenen Wald- und Vogteigebiete des Hahnenkamms und des Altmühlraumes muß die Gunst der Verwandtschaft mit dem staufischen Herzogshaus in der ersten Hälfte des 12. Jahrhunderts Pate gestanden haben. Man wird es wohl kaum als Übertreibung bezeichnen können, wenn man annimmt, daß die neuen Strukturelemente im Aufbau einer Herrschaft über Land und Leute, nämlich die Vogtei über Reichskirchengut, durch die Staufer den Truhendingern vermittelt wurden, denn dieses verstanden selbst die Vogtei bei der weiträumigen Konzeption eines Königslandes in Nordschwaben und Franken meisterhaft zu handhaben. Der Verwandtschaft mit dem staufischen Königshaus haben es die freiadeligen Herren von Truhendingen zu danken, daß sie mit der Vogtei über Güter des fuldischen Klosters Solnhofen, über ellwangische Güter an der Altmühlfurt um Gunzenhausen und über eichstättische und heidenheimische Güter im Hahnenkamm belehnt wurden.

Solange freilich die Forschung die Anfänge staufischer Herrschaft vom Gebiet um den Hohenstaufen zwischen Rems und Fils ausgehen ließ, solange sie die Staufer als ein Geschlecht deutete, das kleinen Verhältnissen entsprossen war, solange konnte wegen der weiten räumlichen Entfernung die enge Verbundenheit der beiden Geschlechter nicht im rechten Licht erscheinen. Heute haben sich die württembergischen Landeshistoriker für das Ries als ältere Machtposition der Staufer entschieden und dieses Geschlecht schon in hoher Stellung als Grafen im Riesgau und Pfalzgrafen in Schwaben bereits im 11. Jahrhundert erkannt, bevor es dann im eigentlichen Stauferland um den Hohenstaufen einwurzelte und von dort aus seinen großen Höhenflug durch die spannungsreichen Weiten der mittelalterlichen Welt antrat (47).

Durch die räumliche Nähe staufischen Besitzes und truhendingischer Güter im Ries erhält nun die an sich schon urkundlich bezeugte Blutsverwandtschaft der beiden Edelgeschlechter einen neuen Farbton, und man kann nun das plötzliche Auftreten der Truhendinger in den Urkunden ab 1129 verstehen. Die Staufer waren zu jener Zeit zwar noch nicht im Besitz der Königskrone, aber sie verfügten über Grafenrechte im Ries, waren schwäbische Pfalzgrafen und schickten sich nun seit 1079 auch an, sich als Herzöge in Schwaben zu behaupten und eine bedeutende Machtposition im süddeutschen Raum aufzubauen.

Verwandtschaft mit dem salischen Königshaus, seit 1079 der Staufer Friedrich die Königstochter Agnes von Waiblingen zur Frau bekommen hatte und mit der Herzogswürde von Schwaben begabt wurde, kam den ehemaligen Riesgrafen zugute. Wir wissen, daß der letzte salische Kaiser Heinrich V. (gestorben 1125) seinen staufischen Enkeln, dem Schwabenherzog Friedrich dem Einäugigen und Konrad III., zunehmend Aufgaben der Reichspolitik übertrug. So wäre es denkbar, daß auch schon zu Lebzeiten Kaiser Heinrichs V. die Truhendinger als Verwandte der Staufer mit der Vogtei über die Güter des fuldischen Klosters Solnhofen beauftragt wurden, denn vier Jahre nach seinem Tod erscheinen sie zum ersten Mal in einer Urkunde und nennen sich nach dem ehemals fuldischen Ort Truhendingen. Ja es ist nicht ausgeschlossen, daß der Auftrag zur Bevogtung der fuldischen Propstei Solnhofen durch die Truhendinger noch unter Kaiser Heinrich IV. zum Ende des 11. Jahrhunderts erfolgte, wohl auf Anraten des Schwiegersohnes des Kaisers, Herzog Friedrich I. von Schwaben (gestorben 1105), der Verwandter der Truhendinger war. Das hohe Alter dieser Vogtei über das Kloster Solnhofen wird betont, als Friedrich VI. von Truhendingen wegen hoher Schuldenlast 1281 gezwungen war, Teile davon an den Bischof von Eichstätt zu verkaufen (48). Mit staufischer Hilfe wurden wohl auch die Vogteien über Gunzenhausen und die eichstättischen und heidenheimischen Güter im Hahnenkamm erworben.

Abkürzungen:

Anmerkungen